Uns ist so langweilig. Wir machen zwar jeden zweiten Tag Sport, aber trotzdem. Ich dachte mir zuerst: Super! Endlich mal Urlaub. Ich kann ein Buch lesen und alles putzen und den Garten umkrempeln. In Wirklichkeit entwickelt man eine gewisse Lethargie. Geputzt hab ich zwar jeden Schmarrn, aber des Buch hat den Lese-Einmerker bei Seite 12 und der Garten sieht aus wie vorher.

Mein Mann hat „Breaking Bad“ in dieser Zeit komplett durchgeschaut und ist jetzt bei der Serie „Haus des Geldes“ gelandet. Ziemlich weit. Glaube ich. Hoffe ich. Er sieht auf jeden Fall sehr viele Folgen an sehr vielen Tagen. Also jeden Tag.

Claudia Herrmann mit Katze

Claudia Herrmann über sich: „Die Kinder sind aus dem Haus und ich bin vor der Menopause. Ich glaub, das ist die beste Zeit meines Lebens! Ich muss nur aufpassen, das ich jetzt nicht zur crazy cat lady mutiere.“

Boah, ist das langweilig!

Ich arbeite als Ausgleich an einem Puzzle, an dem ich am Tag höchstens 15 Teile lege, weil es so schwierig ist. Ich sehe das jetzt mal als Herausforderung an eine Ehe, weil ich, ehrlich gesagt, bei jeder neuen Folge in die Luft gehen könnte! „Schatz, mogst was anders o-schaun?“, frägt er also netterweise. Aber nachdem mir ja bewusst ist, dass er grad seriensüchtig ist, antworte ich: „Is scho okay.“ Und mache weiter des scheiß Puzzle. That‘s true love!

Allerdings ist wahrscheinlich auch true love, dass mein Mann mich in den letzten zwölf Tagen größtenteils in Jogginghosen und ohne groß Make-up ertragen muss. Also insgesamt eine Win-win-Situation. „Schatz! High Five!“ „Jawohl!“, klatscht er gut gelaunt ein.

Projekt Aufräumen

Da ich jetzt so viel Zeit habe und mein Mann froh ist, wenn ich weg bin, dachte ich mir: Räumst a mal den Keller auf. So viel Zeugs zum Wegschmeißen. Ich hab den ganzen Donnerstagnachmittag dafür verwendet und den ganzen Kofferraum meines SUVs vollgeladen. Frohen Mutes bin ich also zum Wertstoffhof gefahren, um etwa 200 Meter vor dem Ziel in einer Schlange von Autos zu stehen.

Ich dachte zuerst, da ist ein Unfall und hab brav 30 Minuten gewartet, bis dann ein Mitarbeiter des Wertstoffhofs an mein Autofenster geklopft hat mit den Worten: „Der Wertstoffhof is zua! Drehn’s bitte um.“
„Was? Wieso denn?“, frage ich erregt nach.
„Zwecks Überfüllung! Huift nix.“ Er zuckt die Schultern. „Wann anders. Heid nimma!“
Mit diesen Worten wendet er sich lustlos ab und geht zum nächsten Fahrzeug. Ja, fuck, denk ich mir.

Anschließend fuhr ich frustriert mit einem vollen Kofferraum heim, um meinem Mann vor dem Fernseher mit seiner (derzeitigen) Lieblingsserie vorzufinden. „Is glei aus!“, strahlt er mich an.

Epidemiologe Timo Ulrichs im "ntv Frühstart"

Bayern vs. NRW, ist das eine Challenge oder was?

Fräulein Tochter schickt mir aus dem Studentendorf in Köln eine Nachricht und ich bin recht froh über die Abwechslung. Ihr ist auch langweilig und sie erzählt, dass ihr Mitbewohner heute ein ernstes Problem hatte, seine Prinzenrolle aus der Packung zu bekommen.  Der studiert übrigens Physik.
Ich kontere mit meinem Mann und der Seriendramatik von „Breaking Bad„.

Sie erzählt, dass einem ihrer Kommilitonen so langweilig war, dass er dem örtlichen Brunnen heimlich ein fluoreszierendes Mittel zugefügt hat. Dadurch hat der ganze Brunnen geleuchtet wie ein strahlendes Glühwürmchen! Der ganze Stadtteil stand staunend davor. Das war der Chemie-Student.
Ich konterte mit dem Wertstoffhof.

Und dann das

Sie erzählt mir eine geflügelte Geschichte: „Okay, Mom, stell dir vor: Vorlesung. Alle pennen ab. Dann sagt der Prof irgendwas mit klausurrelevant. Alle wachen auf. 200 Kulis klicken. 16 Flaschen Bier fallen um. In der letzten Reihe wird hektisch ein Lagerfeuer ausgetreten.“ Dahinter hat sie ganz viele Lach-Smileys eingefügt. „So ungefähr läuft das hier bei uns!“ Also wenn das hier ein Contest ist, dann kann ich schon mithalten, denke ich mir.

„Der Papa schaut jetzt „Haus des Geldes“! Ich glaub, da gibt’s ungefähr 50 Folgen!!“, erzähle ich aufgeregt. „Und deinen Bruada ham’s blitzt! Eventuell verliert er an Führerschein! Und der Opa hat jetzt an Fersensporn!“ Hey! Jetzt bin ich doch im Mitleid vorne, oder?? „Wir häkeln jetzt übrigens Eulen in der WG!“, schreibt die Kleine zurück.

„Okay. Du hast gewonnen.“ Ich lass die Flügel hängen. Schlimmer als Eulen häkeln kann’s nicht kommen.

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