Stand: 28.08.2021 07:16 Uhr

In England findet dieses Wochenende das Festival Reading and Leeds statt – trotz steigender Infektionszahlen mit Zehntausenden Besuchern. Sorgen bereitet den Experten aber eher der Beginn des neuen Schuljahres.

Von Christoph Prössl, ARD-Studio London

England steht ein langes Wochenende bevor. Montag ist frei. Und in Reading und Leeds sind längst schon die ersten Fans angekommen zum großen Festival. Zehntausende treffen sich, um Stormzy, Post Malone, Liam Gallagher und zig andere Bands und Künstlerinnen und Künstler zu erleben – trotz Corona.

Christoph Prössl
Christoph Prössl ARD-Studio London

Die Infektionszahlen steigen längst wieder an, viele Jugendliche sind noch nicht geimpft. Aber irgendwie haben sie es auch satt, weiter zu verzichten. Endlich wieder raus, es ist Sommer.

„Einen Anstieg wird es sowieso geben“

Melvin Benn, der das Festival organisiert, sagt: Klar werden die Zahlen wegen des Festivals steigen: „Einen Anstieg wird es sowieso geben. Alle jungen Menschen im ganzen Land werden im Park sein, mit Freunden, es wird gegrillt und so weiter. Und außerhalb des Festivals wissen sie aber nicht, ob sie sich mit Leuten treffen, die getestet sind oder nicht.“

Wer das Festivalgelände betritt, muss einen Test vorlegen. Die Vorgaben des Gesundheitsamtes sind umfassend, erklärt Meradin Peachey vom Gesundheitsamt: „Wir haben viele Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Die Besucher müssen getestet sein und wenn sie auf das Gelände kommen, wird noch einmal getestet.“

 

Weniger Patienten im Krankenhaus

In Großbritannien finden bereits seit mehreren Wochen immer wieder Konzerte statt. Viele waren als Versuch konzipiert, um herauszufinden, ob Großveranstaltungen wieder stattfinden können. Bei einem Festival in Cornwall vor ein paar Tagen infizierten sich nach Angaben der Behörden rund 4500 Personen.  

Insgesamt steigen die Infektionszahlen derzeit wieder. Am Freitag meldeten die Behörden rund 38.000 Neuinfektionen. Das Vereinigte Königreich befindet sich mitten in der – nach dortiger Rechnung – dritten Welle. Aber: Derzeit sind nur etwa 6900 Personen wegen Corona im Krankenhaus – deutlich weniger als in der zweiten Welle.

In Schottland steigen die Zahlen auch wieder, so stark, dass Regierungschefin Nicola Sturgeon angekündigt hat, sollte es so weiter gehen, müssten wieder Restriktionen eingeführt werden. In Schottland führen Experten die Zunahme vor allem darauf zurück, dass die Schule wieder angefangen hat.

 

Debatte um Impfung von Schulkindern

In Cornwall sind die Infektionszahlen ebenfalls sehr hoch – wegen der Urlauber, sagen Fachleute. Die Inzidenz liegt dort bei über 800. Russell Viner, Professor für Kinder- und Jugendheilkunde ist jedoch gelassen. Der BBC sagte er: „Wir haben den Link zwischen Erkrankungen und Todesfällen gebrochen. Als Gesellschaft erkennen wir an, die Fälle steigen, aber das führt viel seltener zu Todesfällen.“

Festivals wie das in Reading und Leeds hält er für durchführbar. Experten blicken vor allem auf die Impfquote bei Jugendlichen und Kindern, die nach wie vor sehr niedrig ist. Die Politik debattiert, ob Schulkinder in England im September, wenn es wieder los geht, geimpft werden sollen.

Bei Großereignissen wie in Reading können sich Festivalbesucher impfen lassen. Eine Ärztin ist vor Ort. Wer nicht betrunken ist, darf sich eine Impfung abholen.

Artikelquelle

Artikel in der gleichen Kategorie: