„Operation Tinfoil“ Anonymous-Hacker kapern Websites und Telegram-Kanäle von Attila Hildmann – weitere Enthüllungen angekündigt

Attila Hildmann bei einer Kundgebung im Mai 2020 in Berlin

Attila Hildmann bei einer Kundgebung im Mai 2020 in Berlin

© Christoph Soeder / DPA

Das Hacker-Kollektiv Anonymous hat mehrere Online-Kanäle des Verschwörungsideologen Attila Hildmann gekapert und vom Netz genommen. Auch brisante E-Mails sollen erbeutet worden sein. Unterstützung gab es offenbar vom einem ehemaligen IT-Mann Hildmanns.

Mehrere Webseiten sind gekapert, ebenso seine reichweitenstärksten Telegram-Accounts: Das Hacker-Kollektiv Anonymous hat eigenen Angaben zufolge die Kontrolle über diverse Internetadressen und Kommunikationskanäle des Verschwörungsideologen Atilla Hildmann übernommen. Hildmann bestätigte die Übernahme in einer Sprachnachricht auf einem weiteren Telegram-Kanal, der ihm zugeordnet werden kann. Der zur Corona-Leugner-Szene gehörende Kochbuchautor wird unter anderem wegen Verdachts der Volksverhetzung per Haftbefehl gesucht und soll in der Türkei untergetaucht sein.

Wer am Montagmorgen eine Seite Hildmanns aufrief, gelangte zu einem Bekennervideo und einem Transkript der Gruppe. Darin erklärte diese, Zugang zu E-Mails, Kontakten, Notizen und persönlichen Daten von Followern zu haben. Ein ähnliches Bild bot sich auf Telegram: Auf mehreren von Hildmann betriebenen Kanälen fand sich neben bereits erwähntem Bekennervideo eine von den Hackern verfasste „Rücktrittserklärung“ des Verschwörungsideologen wieder. Die Gruppe kündigte ferner an, in den kommenden Tagen weitere Inhalte an Behörden und Presse weiterzugeben, die das „wahre Gesicht“ Hildmanns zeigen würden. 

IT-Mann von Attila Hildmann soll Aktion unterstützt haben

Eine maßgebliche Unterstützerrolle soll bei der „Operation Tinfoil“ getauften Kampagne auch ein ehemaliger IT-Verantwortlicher Hildmanns gespielt haben, schrieb die Gruppe in einem Blogeintrag auf „anonleaks.net“. Dieser habe sich Mitte August an das Kollektiv gewandt und seine Zusammenarbeit angeboten.  

Unter anderem habe ihnen der im Beitrag „Kai“ genannte Informant Zugang zu 20 Mail-Accounts zweier Domains Hildmanns verschafft, „an die 100.000 E-Mails“ seien so erbeutet worden. Darunter sind laut Anonymous Korrespondenzen mit Lieferanten oder auch mit Anwälten von Unternehmen, die mit Hildmann zusammengearbeitet haben oder dies trotz seiner antesemitischen Äußerungen offenbar weiter tun. Seit der Übernahme würden neu eingehende E-Mails auf die eigenen Server umgeleitet, so die Hacker. 

In dem Bekenner-Beitrag schreibt Anonymous zudem, das Kollektiv sei im Besitz von Bildern, die den Vorwurf untermauern würden, dass der Haftbefehl gegen Hildmann aus der Berliner Justiz durchgestochen worden sei. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte im Mai 2021 mitgeteilt, dass gegen Unbekannt wegen Verletzung von Dienstgeheimnissen ermittelt werde. Es werde vermutet, dass Informationen über einen Haftbefehl gegen Hildmann aus den eigenen Reihen unzulässig weitergereicht wurden. 

In weißem Kapuzenpulli spricht Attila Hildmann in das Mikrofon eines Megafons und hebt dabei den linken Zeigefinger

„Kai“ plante Ausstieg angeblich seit Oktober

Dem Blogeintrag zufolge lief die Zusammenarbeit mit „Kai“ seit einiger Zeit im Hintergrund. So habe man Hildmann aufgrund dessen Angst vor der Staatsanwaltschaft dazu bringen können, die Zugriffsrechte wichtiger Domains und Telegram-Kanäle im Vorfeld des Angriffs auf „Kai“ zu übertragen. In vielen Fällen sei es für Hildmann nun ausgeschlossen, die Kontrolle zurückzuerlangen. In manchen Fällen habe „Kai“ nur Admin-Rechte gehabt, schreibt Anonymous, sodass die Aktion dort eher temporär erfolgreich sein dürfte.

Laut dem Hacker-Kollektiv hat „Kai“, dessen wahre Identität nicht genannt wird, seinen Ausstieg aus der Hildmann-Welt seit vergangenem Oktober geplant. Demnach soll er sich vor allem im Zuge der vermehrt antisemitischen Äußerungen Hildmanns zunehmend von diesem abgewendet haben. Offenbar mit nun weitreichenden Konsequenzen für seinen einstigen Auftraggeber. 

Quellen:„www.anonleaks.net“ / mit DPA

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