US-Präsident Donald Trump drängt auf eine Öffnung der Wirtschaft – und spricht seit Tagen davon, dass das Land die schlimmste Phase der Corona-Epidemie überstanden habe. Nach einem internen Dokument seiner Behörden allerdings könnte sich die Coronakrise in den USA noch zuspitzen.

Die „New York Times“ veröffentlichte am Montag eine vom Gesundheitsministerium und der Katastrophenschutzbehörde Fema zusammengestellte Präsentation, in der zwei Diagramme mit dem Vermerk „nur für den Dienstgebrauch“ enthalten sind.

In einem davon wird prognostiziert, dass die Zahl der neuen Coronavirus-Fälle bis zum 1. Juni auf rund 200.000 pro Tag zunehmen könnte. Zuletzt hatte die Gesundheitsbehörde CDC von Samstag auf Sonntag einen Anstieg um knapp 30.000 verzeichnet.

Experten erwarten einem weiteren Diagramm zufolge, dass die Zahl der Todesfälle infolge einer Covid-19-Erkrankung bis zum 1. Juni auf etwa 3000 pro Tag steigen könnten. Zuletzt hatte die Gesundheitsbehörde wiederum von Samstag auf Sonntag einen Anstieg der Toten um 1452 vermeldet.

Die neuen Prognosen beziehen sich vor allem auf den befürchteten Anstieg von Infektionen und Todeszahlen durch die Lockerungen der Social-Distancing-Vorschriften. Zahlreiche Bundesstaaten haben ihre Regeln zuletzt entschärft. Präsident Trump will unbedingt eine rasche Wiederbelebung der stagnierenden US-Wirtschaft. Dabei dürfte er nicht zuletzt die eigenen Siegeschancen bei der Wahl im November im Auge haben. Gute Wirtschaftszahlen sind ein entscheidender Pfeiler seiner Wahlkampfstrategie.

Dementi aus dem Weißen Haus – aber Trump musste auch korrigieren

Das Weiße Haus wies die Prognosen zurück. Sie spiegelten weder die Modelle der Coronavirus-Arbeitsgruppe im Weißen Haus noch die von ihr analysierten Daten wieder, teilte der Vizesprecher des Weißen Hauses, Judd Deere, am Montag mit.

Deere betonte, es handele sich weder um ein Papier des Weißen Hauses, noch sei es der Arbeitsgruppe präsentiert worden. Trumps Richtlinien für eine graduelle Öffnung der Wirtschaft orientierten sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen, mit denen die Gesundheitsexperten in der Regierung übereinstimmten. Oberste Priorität für Trump bleibe die Gesundheit der Amerikaner.

Trump hatte seine früheren Prognosen über die befürchteten Todeszahlen in den USA durch das Virus am Sonntagabend nach oben korrigiert. Er gehe jetzt von insgesamt 75.000 bis 100.000 Toten aus, sagte der Präsident dem Sender Fox News. Mitte April hatte Trump noch mit 60.000 bis 65.000 Toten gerechnet.

Icon: Der Spiegel

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