Der Kirchenbesuch von US-Präsident Trump sorgt weiter für Unruhe. Stabschef Milley – einer der Teilnehmer – hat seine eigene Anwesenheit in einer Videobotschaft als „Fehler“ bezeichnet.

US-Stabschef Mark Milley hat sich für seine Teilnahme an einem umstrittenen Kirchen-Besuch von Präsident Donald Trump inmitten der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt entschuldigt. „Ich hätte nicht dort sein sollen“, sagte der oberste US-General in einer Videobotschaft. „Es war ein Fehler, aus dem ich gelernt habe.“

Sein Erscheinen habe den Eindruck einer Einmischung der Streitkräfte in die Innenpolitik vermittelt. Die US-Soldaten müssten „das Prinzip eines unpolitischen Militärs“ schützen, „das so tief im Wesen unserer Republik verwurzelt ist“.

Trump hatte Anfang Juni eine nahe dem Weißen Haus gelegene Kirche besucht, die bei den Protesten nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd beschädigt worden war. Vor der Kirche ließ Trump sich mit einer Bibel in der Hand fotografieren. Unmittelbar zuvor hatten die Sicherheitskräfte gewaltsam eine friedliche Protestkundgebung vor der Kirche aufgelöst. Daran war auch Militärpolizei beteiligt gewesen.

Demonstranten gewaltsam vertrieben – für ein Foto

Kritiker warfen dem Präsidenten vor, er habe für einen politisch motivierten Fototermin friedliche Demonstranten auseinandertreiben lassen. Wegen des Einsatzes mit Tränengas und Gummigeschossen hat eine Bürgerrechtsorganisation gegen die Regierung geklagt.

Trump wurde bei seinem Gang zu der Kirche unter anderem von Verteidigungsminister Mark Esper und Stabschef Milley begleitet, der zudem einen Kampfanzug der US-Streitkräfte trug. Das sorgte für scharfe Kritik, zumal Trump direkt vor dem Besuch einen Militäreinsatz angedroht hatte, um gegen Ausschreitungen am Rande der Anti-Rassismus-Proteste vorzugehen. Milley hatte wenig später in Tarnuniform wie in einem Kriegsgebiet die leeren Straßen der Hauptstadt inspiziert.

Trumps Verteidigungsminister Esper distanzierte sich in der Folge deutlich vom Präsidenten. Er habe nicht nicht gewusst, dass es bei dem Besuch der Kirche um ein Foto gehen würde. Scharfe Kritik kam von Ex-Verteidigungsminister James Mattis: „Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass Soldaten unter irgendeinem Umstand befohlen würde, die verfassungsmäßigen Rechte ihrer Mitbürger zu verletzen – geschweige denn, dem gewählten Oberbefehlshaber einen bizarren Fototermin zu verschaffen.“

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 12. Juni 2020 um 01:00 Uhr.

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