Montagabend. Eine neue Ausgabe der Sendung „Viertel nach Acht – der Talk, der Schlagzeilen macht“. Neue Themen, neue Aufreger, neuer Streit!

Die Gäste am Montagabend: FDP-Politikerin Linda Teuteberg (40), Welt-Journalistin Anna Schneider (30) und Star-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges (69). Außerdem dabei: BILD-Chefredakteur Julian Reichelt und BILD-TV-Chef Claus Strunz.

► Das Besondere an dem Format: Die Gäste bestimmen die Themen selbst – jeder bringt einen „Aufreger“ mit, der dann von allen diskutiert wird.

Schweigen über Migration

Julian Reichelt macht den Start und regte sich über ein Bild auf, das den Backstage-Bereich des gestrigen Kanzler-Triells zeigt. Denn: Die Politiker von Grünen, SPD und CDU machten viel, aber sie fieberten nicht mit, so Reichelt. „Die Kanzlerkandidaten wollen, dass wir ihnen zuhören, dass das Land ihnen zuhört, aber sie können kaum dafür sorgen, dass ihre eigenen Leute zuhören.“

Auch das Triell selbst regte Reichelt auf, weil die bittersten Themen nicht angesprochen wurden. Beispiel: Das Thema Migration. „Das Thema fiel kein einziges Mal – vor allem das, was viele Menschen bei Migration oft beunruhigt: Migration und Kriminalität.“

►Über Bushaltestellen, den Ort, an dem sich Frauen in Deutschland besonders unsicher fühlen, wurde zwar gesprochen, so Reichelt, „aber nicht, warum Frauen sich an Bushaltestellen so unsicher fühlen.“ Die Menschen und die Täter, die sich häufig an Bushaltestellen aufhalten habe man nicht gesprochen.

Dieses Wegducken vor den Problemen im Islam geht auch der Welt-Journalistin Anna Schneider gegen den Strich. Konkret beschwerte sie sich über die Berliner Integrationssenatorin Elke Breitenbach, die behauptete, dass der grausame Tod an Maryam H. nichts mit dem kulturellen Hintergrund der Täter zu tun hätte.

„Das ist ein Witz: Der Mord ist nicht nur passiert, weil eine Frau eine Frau ist, sondern weil sie westliche Werte lebt“, so Schneider.

In einem ist sich die Runde einig: Dass der Satz „2015 darf sich nicht wiederholen“ unter rassistischen Generalverdacht gestellt wurde, ist unsinnig. Teuteberg analysiert: „Was alle diese Themen vereint, ist, dass wir regelmäßig darüber debattieren, wer spendet wem Beifall und nicht: was hat jemand in der Sache gesagt?“

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CDU zerstört sich selbst

Und es geht weiter mit dem Triell.

►Star-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges zeigte sich besorgt, über „die riesige Kluft zwischen meiner Wahrnehmung des Triells und der Umfrage, die danach veröffentlicht worden ist.“

„Ich habe Armin Laschet klar vorne gesehen, er war lebendig, angriffslustig und hat die Themen gesetzt. Olaf Scholz erschien mir eingeschlafen, und extrem langweilig. Dann kam die Umfrage: Scholz 36 Prozent, Laschet 25 Prozent.“ Das sei für die CDU eine „ganz bittere Geschichte. Denn: „Daraus kann man lernen, dass der größte Teil der Wähler für Armin Laschet nicht mehr ansprechbar ist. Er erwischt sie nicht mehr.“

Jörges Fazit: Die CDU sollte Armin Laschet sofort unterstützen „oder ihm den Wahlkampf aus der Hand nehmen.“ Die Ministerpräsidenten der Union sollten sich kurzschließen und darüber reden, wie sie mit dem Problem umgehen, „sonst vernichten sie die CDU“.

„Sozialismus aus der Mottenkiste“

Dann sorgte FDP-Politikerin Linda Teuteberg für Aufregung, nachdem die Runde ein Ampel-Bekenntnis aus ihr herauskitzeln wollte. „Ich frage mich, wie das bei den Liberalen aussieht: Wenn es jetzt die patriotische Pflicht für die FDP wäre, rot-rot-grün zu verhindern, indem man in die Ampel geht – was machen sie denn dann?“

Es gehe jetzt erst mal darum, die Auseinandersetzung zu führen, antwortete sie: „Hier wird Sozialismus jeden Tag aus der Mottenkiste geholt. Aber nicht nur von Olaf Scholz, auch von den Grünen. Die erfinden dafür schöne Begriffe, aber das ist alter Wein in neuen Schläuchen. Und der Mietendeckel ist da nicht das Einzige, da ist eine Menge im Köcher.“

„Olaf Scholz ist der Hausmeister der deutschen Politik“

► Ein Problem mit Olaf Scholz hat auch Anna Schneider. „Ich finde es bezeichnet, dass Olaf Scholz nicht daran denkt, ein rot-rot-grünes Bündnis auszuschließen. Wenn er sich schon so staatsmännisch gibt, sollte er doch auch den Mut haben, zu sagen, dass er nicht mit der extrem linken Ecke koaliert“. Schneider ist erstaunt, dass ihm das die Wähler nicht übel nehmen.

Claus Strunz über den SPD-Kanzlerkandidat: „Olaf Scholz ist so etwas wie der Hausmeister der deutschen Politik.“

„Das ist Ständegesellschaft“

Dann kam Teutebergs Aufreger: Die Frauen- und Migrantenquote!

„Eine offene, liberale Gesellschaft ist etwas anderes als nur eine Ansammlung von Communitys, die Ansprüche erheben, die für ihre Gruppe Quoten fordern – das führt nicht in eine moderne, liberale Gesellschaft, das ist Ständegesellschaft.“

Man müsse viel tun für Integration, für Bildungschancen aber „am Ende kommt es immer auf jede und jeden Einzelnen an, sich auch anzustrengen“, so Teuteberg.

Und: „Wenn wir diese Logik weiterführen, dass immer Gruppenmerkmale von Menschen dafür ausschlaggebend sind, wie man etwas quotiert, wer wo sitzen soll, ob im öffentlichen Dienst, ob im Parlament, dann können wir demnächst das Statistische Bundesamt erheben lassen, welche Merkmale in der Bevölkerung zu welchem Prozentsatz vorhanden sind und brauchen gar nicht mehr wählen“, so die FDP-Politikerin.

„Briefwahl in dieser Größenordnung ist undemokratisch“

Über 60 Prozent der Wähler geben ihre Stimme per Briefwahl ab. Claus Strunz findet es irritierend, dass sich niemand darüber empört und sagt: „Eine Briefwahl in dieser Größenordnung ist undemokratisch. Wenn mehr als die Hälfte der Menschen, sich so viel früher festlegen, dann gibt es ein verzerrtes Bild, das ist Wettbewerbsverzerrung“, so Strunz.

Und: „Wenn ich mir vorstelle, was jetzt bis zum 26. September noch passieren kann, was all diejenigen, die jetzt schon wählen, gar nicht mehr in ihre Wahlentscheidung mit einbeziehen können, dann mache ich mir Sorgen, ob da überhaupt ein Ergebnis rauskommt, das mit der Realität wirklich etwas zu tun hat“.

Dafür hagelt es Widerspruch, etwa von Anna Schneider, die es falsch findet, den Bürgern die Art und Weise der Wahl vorzuschreiben.

►Julian Reichelts Theorie zur Briefwahl: „Ich glaube, es finden besonders die Leute Briefwahl toll, die bei Oma gerne die Grünen ankreuzen.“

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