Er ist zurück im Spiel der US-Demokraten: Ex-Vizepräsident Biden hat South Carolina gewonnen. Und das deutlicher als vorhergesagt.

Von Sebastian Hesse, ARD-Studio Washington, zzt. Columbia, South Carolina

„We know Joe“ – „wir kennen Joe“ – mit diesem Sprechchor wurde Joe Biden bei jeder seiner vielen Wahlkampf-Veranstaltungen in South Carolina begrüßt. Seine Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt: Bidens Sieg bei der Vorwahl der Demokraten in dem US-Bundesstaat war noch deutlicher, als in Umfragen vorausgesagt worden war.

„Vor wenigen Tagen noch haben die Presse und die Kommentatoren uns für tot erklärt“, rief Biden gestern Abend seinen Fans zu. „Und jetzt haben wir diesen großartigen Sieg eingefahren.“ Rückhalt bekam Biden – wie erwartet – vor allem von Schwarzen. Dass einflussreiche, schwarze Politprominenz, wie der Abgeordnete Jim Clyburn, ihn noch mal ausdrücklich zur Wahl empfohlen hatten, war sicher hilfreich.

Der Politikprofessor Ravi Perry von der Washingtoner Howard-Uni, selbst Schwarzer, deutet die Biden-Wahl als gesunden Pragmatismus: Der erfahrene Ex-Vizepräsident unter Barack Obama habe die größten Chancen, Donald Trump zu schlagen.

Polit-Erfahrung als Plus

Bidens jahrzehntelanges Wirken in der Politik spricht auch weiße Wähler an, wie Elsa aus Charleston: „Er ist programmatisch etwas gemäßigter als andere“, sagt Elsa. „Er könnte auch Republikaner ansprechen, die Trump als Person nicht ertragen.“ Mit weniger gemäßigten Mitbewerbern meint sie vor allem Bernie Sanders, der weit abgeschlagen auf Platz zwei landete.

Doch auch wenn Biden jetzt aufholt: Noch immer hat sich Sanders dank seiner bisherigen Siegesserie die meisten Delegiertenstimmen für den Wahlparteitag im Juli gesichert. Mit der Erinnerung an Iowa, New Hampshire und Nevada tröstete Sanders gestern Abend seine enttäuschten Anhänger.

Vorwahlen in 14 US-Bundesstaaten

Auf Platz drei bei der Vorwahl in South Carolina landete der Milliardär Tom Steyer, der große Summen aus seinem Privatvermögen in den Wahlkampf gesteckt hatte. Er zog nun die Konsequenz und beendete seine Kandidatur: „Wenn Gott eine Tür schließt, dann öffnet er ein Fenster“, so Steyer. Er werde sein Fenster nutzen, um in anderer politischer Funktion weiterzumachen.

Dem Kandidaten-Ranking nach South Carolina ist übrigens nur eine kurze Haltbarkeit vergönnt: Kommenden Dienstag, am „Super Tuesday“, wird in gleich 14 Staaten gewählt, was das Bewerberfeld wieder komplett durcheinanderwirbeln könnte.

Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 01. März 2020 um 09:55 Uhr.

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