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8. August 1975 Der Tag, an dem eine Feuerwalze die Lüneburger Heide überrollte
Im August 1975 kam es in der Lüneburger Heide zu mehreren Waldbränden. Die Feuer wüteten mehrere Tage. Fünf Menschen kamen damals ums Leben. Nie zuvor hatte es in Deutschland derart verheerende Waldbrände gegeben.
Es ist Freitag, der 8. August 1975, als gegen 15 Uhr ein Waldbrand bei Stüde im Landkreis Gifhorn entsteht. Es ist der Beginn einer Reihe von Wald- und Flächenbränden, die sich zu einer Brandkatastrophe entwickeln sollte, wie sie die Bundesrepublik bis dahin noch nie gesehen hatte .
Schon seit vielen Wochen hat es in der Lüneburger Heide nicht mehr richtig geregnet. Die zu 80 Prozent aus Kiefern bestehenden Kulturen sind knochentrocken und die Temperaturen liegen konstant bei mehr als 30 Grad. Zudem treibt der Wind mit bis zu 15 Stundenkilometern die Flammen über die ausgedörrten Wälder.
Waldbrände in Lüneburger Heide: Feuerwehren schnell überfordert
Die Freiwilligen Feuerwehren der kleinen Heidedörfer sind schnell überfordert, es fehlen Löschwasser und Ausrüstung. Immer wieder brechen die Funkverbindungen ab. Das Feuer breitet sich rasend schnell aus. Die Gifhorner Kreisverwaltung ruft Katastrophenalarm aus. In den kommenden Tagen werden Brände im Raum Unterlüß/Schmarbeck, zwischen Eschede und Oldendorf sowie in Meinersen gemeldet.
Dort sterben am dritten Tag des Feuers fünf Feuerwehrleute, weil ihr Einsatzfahrzeug von den Flammen eingeschlossen wird. Der jüngste von ihnen ist gerade einmal 16 Jahre alt. Die Kameraden sollen ein Waldstück löschen, doch plötzlich dreht der Wind und die Flammen sind fast überall um sie herum.
Ein Feuerwehrmann von der Feuerwehr Hohenhameln erinnert sich in einer NDR-Dokumentation: „Wir standen da und wussten nirgends hin. Nach vorne ging’s nicht mehr und eine Wendemöglichkeit gab es auch nicht. Da hab ich gesagt, wir laufen weiter.“ Doch der 16-Jährige zögert, zieht sich eine Jacke über den Kopf und verschanzt sich hinter dem Autoreifen, in der Hoffnung, das Feuer würde über ihn hinweglaufen. Es ist sein Todesurteil.
Weiteres Großfeuer im Kreis Lüchow-Dannenberg
Noch am Abend ruft Hans-Rainer Frede, Präsident des Regierungsbezirks Lüneburg, den Katastrophenfall aus. Neben der Feuerwehr bekämpfen auch Bundeswehrsoldaten, Bundesgrenzschutz und technisches Hilfswerk den Flächenbrand.
Rund 13.000 Feuerwehrmänner aus dem gesamten Bundesgebiet, 11.000 Soldaten, 2.500 Sanitäter und mehrere Tausend Angehörige von Polizei, Bundesgrenzschutz und verschiedenen Katastrophenschutzorganisationen sind im Einsatz. 360 Panzer schlagen immer neue Schneisen in die Wälder, um die Feuerwalze aufzuhalten. Französische Amphibienflugzeuge und Bundeswehrhubschrauber werfen „Wasserbomben“ in das Flammenmeer, das gleichzeitig in sechs großen Gebieten der Heide tobt.
Am fünften Tag bricht in der Nähe von Gorleben (Kreis Lüchow-Dannenberg) ein weiteres Großfeuer aus, das bis 22 Uhr rund 2.000 Hektar Wald- und Ackerfläche vernichtet. Die Ortschaften Nemitz, Lanze und Prezelle werden evakuiert, bleiben jedoch vom Feuer verschont. Einen Tag später stehen auch nordwestlich von Celle 50 Quadratkilometer in Flammen, am meisten bedroht ist der kleine Ort Hustedt. Hier brennen elf Häuser nieder.
Erst rund zehn Tage nach Ausbruch – am 17. August 1975 – kann der Brand unter Kontrolle gebracht werden. Mehr als 8.000 Hektar fallen den Flammen in der Lüneburger Heide sowie im Wendland zum Opfer. Insgesamt werden 163 Brände registriert, bei einem Viertel aller Feuer ist Brandstiftung die Ursache. 82 Menschen werden verletzt, Tausende Tiere sterben.
Kritik wurde an Fehleinschätzungen der Lage geübt, Kompetenzstreitigkeiten, mangelhaften Nachrichtenverbindungen. Bundeswehr, Polizei, Bundesgrenzschutz und Feuerwehren. Jede der Organisationen, so lautete die Kritik, funkte auf eigener Welle und in eigener Kommandosprache.
In der Heide in Meinersen bei Gifhorn erinnert bis heute ein Gedenkstein an die verstorbenen Feuerwehrleute.
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