Stand: 22.12.2021 13:19 Uhr

In Griechenland gibt es Probleme mit der Verteilung von Bargeld an Geflüchtete. Viele von Ihnen können sich deshalb lebensnotwendige Dinge nicht mehr kaufen. Hilfsorganisationen sind alarmiert.

Von Verena Schälter, ARD-Studio Athen

Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Viele Geflüchtete in Griechenland hätten nicht genug zu essen. Im Oktober hatte es eine Panne bei der Bargeldauszahlung gegeben, seitdem konnten Tausende Menschen keine Lebensmittel kaufen. Der Staatssekretär für die Erstaufnahme von Migrantinnen und Migranten, Manos Logothetis, versichert, dass die Probleme bald behoben sein werden – spätestens zu Beginn des neuen Jahres: „Diese Woche verteilen wir die Karten in den Erstaufnahmeeinrichtungen und den Apartments, und nächste Woche, wenn wir die neuen Karten bekommen, können wir sie in den anderen Flüchtlingslagern in Griechenland verteilen.“

Verena Schälter

Eine Girokarte für jeden Geflüchteten

Seit zwei Monaten haben Tausende Geflüchtete in Griechenland vergeblich auf die Auszahlung von Hilfsgeldern gewartet. Ein von der EU finanziertes Hilfsprogramm soll gewährleisten, dass Asylbewerber ein wenig Bargeld erhalten, über das sie eigenständig verfügen können.

Zuständig für die Verteilung der Gelder war seit 2017 das UN-Flüchtlingshilfswerk: Jeder Asylbewerber – beziehungsweise jede Familie – erhielt eine Girokarte, auf die der entsprechende Betrag monatlich überwiesen wurde. Doch zum ersten Oktober hat das UN-Flüchtlingshilfswerk das Verfahren an die griechische Regierung übergeben.

14.000 Menschen betroffen

Seitdem ist das Bargeld ausgeblieben, und das trifft vor allem die Menschen, die – weil sie als besonders schutzbedürftig gelten – nicht in den Camps untergebracht wurden. Eine vierköpfige Familie bekommt normalerweise 420 Euro monatlich für Lebensmittel und Kleidung. „Circa 14.000 Menschen leben in vom Staat zur Verfügung gestellten Wohnungen und erhalten seit September wegen der Übergabe des Bargeldhilfeprogramms an die griechische Regierung keine Unterstützung mehr“, schildert Melina Spathari von der Hilfsorganisation Terre des Hommes die Lage. „Es scheint, dass die griechische Regierung nicht darauf vorbereitet war, ein so komplexes und logistisch schwieriges Projekt durchzuführen.“

Hohe bürokratische Hürden

Die griechische Regierung widerspricht: Sechs Monate habe man sich vorbereitet. Schlussendlich habe man sich aber nicht mit den Banken auf die Konditionen zum Beispiel in Bezug auf die Kosten und die Sicherheiten einigen können, so Staatssekretär Logothetis. „Da gibt es dieses Verfahren ‚Kenne Deinen Kunden‘, das ziemlich schwierig ist. Wir müssen die physische Anwesenheit verifizieren, also ober der Begünstigte sich immer noch in Griechenland befindet und auch der tatsächliche Nutznießer des Programms ist“, erklärt Staatssekretär Logothetis.

Dazu komme aber noch ein ganz anderes Problem: Abgelehnte Asylbewerber haben keinen Anspruch auf weitere Leistungen, dürfen offiziell nicht einmal mehr in einem Flüchtlingscamp leben. Weil viele aber nicht wissen wohin, bleiben sie und versuchen sich irgendwie durchzuschlagen.

Keine Integrationsmaßnahmen für anerkannte Flüchtlinge

Doch selbst für anerkannte Flüchtlinge ist die Situation kaum besser, berichtet Spathari: „Anerkannte Flüchtlinge haben keine Möglichkeit, alleine zurechtzukommen, weil es keine Integrationsmaßnahmen gibt. Sie können, obwohl sie berechtigt wären, kein Bankkonto eröffnen und so einen richtigen Job annehmen. Oft fehlen die richtigen Papiere und eine feste Adresse, weil sie keine Wohnung finden.“ Selbst wenn die Regierung das Bargeldproblem bis Januar lösen kann, werden weiterhin Tausende Migrantinnen und Migranten in Griechenland von Hunger bedroht sein.

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