Weihnachten ist Familienzeit. Doch oft wohnen die Kinder oder die Eltern, Oma und Opa oder die Enkel ein ganzes Stück entfernt: Die Festtage werden zur Reisezeit. Und nicht jeder kann oder will jetzt das Auto nehmen, nur weil Corona auch in diesem Jahr eine Gefahr sein könnte.

Doch ist eine Bahnreise sicher? Schließlich will sich im Zug keiner eine Infektion einfangen, um sie womöglich mitten in seine Familie zu tragen. Der Berliner Hygiene-Professor Dr. Klaus-Dieter Zastrow mit Tipps, wie Sie Ihre Zugfahrt noch sicherer machen können.

Noch bevor es losgeht

Kontaktbeschränkungen sind in aller Munde. Denn nur, wenn Menschen sich begegnen, kann das fiese Virus zwischen uns übertragen werden. „Folglich geht es auch unterwegs darum, die Kontakte mit Fremden auf das Nötigste zu beschränken, wenn man auf Nummer sichergehen möchte“, sagt Prof. Klaus-Dieter Zastrow vom Hygiene-Institut Berlin.

Dazu empfiehlt sich auch eine Platzreservierung – insbesondere, wenn man mit Kindern oder in einer Gruppe unterwegs ist, meint der Hygiene-Experte.

„Zusammenhängende Plätze buchen, so bleibt man relativ unter sich und hat einen gewissen Sicherheitsabstand zu anderen. Wenn es sich einrichten lässt, bucht man am besten Plätze am Wagenende oder direkt hinter einer Trennwand. Dort kann keiner von hinten niesen oder husten.“

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Lieber in einem Großraumabteil buchen, rät der Experte

Denn: Mögliche Viren sind dort geringer konzentriert als in einem geschlossenen Abteil. Ausnahme: Man kann das ganze Abteil allein etwa für die Familie buchen und so unter sich bleiben.

Die Buchung eines festen Platzes hat noch einen weiteren Vorteil, weiß Zastrow: „Man kann schon am Bahnsteig genau vor seinem Zugabteil warten. Wo das sein wird, wird angezeigt. Auf diese Weise muss man sich nicht durch den Zug zwängen und vermeidet unnötigen Kontakt.“

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Wer kann, bucht am besten über die App der Deutschen Bahn. Darüber kann man an Bord selbst einchecken und spart den Kontakt bei der Fahrkartenkontrolle. „Falls aber der Schaffner kontrolliert, geht das per Scan auch gut vollkommen kontaktlos“, sagt der Hygiene-Experte.„Wenn gescrollt oder vergrößert werden muss, erledigen Sie bitte das selbst. Der Finger des Zugbegleiters hat auf Ihrem Touchscreen nichts zu suchen.“

Hygiene-Experte Prof. Klaus-Dieter ZastrowFoto: Michael Hübner / nurfotos.de

Desinfektion

Hat der Kontrolleur Ihr Handy oder Tablet trotzdem berührt, sollten Sie es laut Zastrow desinfizieren. Eine kleine Flasche mit Desinfektionsmittel sollte man aber in jedem Fall im Handgepäck griffbereit haben. „Wenn nicht, findet man es in vielen Zug-Toiletten gleich neben dem Seifenspender.“

Der Facharzt für Hygiene rät daneben weiter dringend zum Einsatz auch von Rachen-Desinfektionsmitteln. „Wer mit diesen Mundspül-Lösungen auch nur 30 Sekunden gurgelt, tötet alle Viren zuverlässig ab und kann keinen mehr anstecken. “

Zastrow rät: „Vor dem Fahrtantritt schützen Sie so alle Mitreisenden. Gurgeln Sie auch danach, killen Sie alle Viren, die Sie unterwegs vielleicht abbekommen haben und tragen die Erreger nicht zu ihrer Familienfeier.“

Alternativ könnten Reisende auch viruzide Kaugummis nutzen, um mögliche Viren wenigstens zu einem großen Teil zu vernichten, sagt der Experte.

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Masken auf Reisen

Wichtig ist es, mehrere verschiedene Arten von medizinischen Masken mitzuführen, schlägt der Hygieniker vor: Zum einen die bekannten chirurgischen OP-Masken, zum anderen FFP2-Masken.

Zastrow: „Denn die FFP2 ist zwar in einigen Bundesländern, durch die Sie vielleicht fahren, vorgeschrieben. Aber sie eignet sich durch den höheren Atemwiderstand besonders für längere Zugfahrten nur bedingt. In Arbeitsschutzgesetzen sind für diesen Maskentyp nach anderthalb Stunden eine 30-Minuten-Pause verpflichtend.“

Darum rät der Experte: „FFP2-Masken nur dann benutzen, wenn es regional wirklich Pflicht ist. Ansonsten OP-Masken tragen. Die schützen fast genauso gut, bieten ausreichenden Schutz und haben einen viel höheren Tragekomfort.“

Zastrow: „Natürlich sind die Masken nicht erst im Zug, sondern schon beim Betreten des Bahnhofsgebäudes und auf dem Weg zum Bahnsteig aufzusetzen.“

Unterwegs

Damit alle Reisenden ausreichend Platz haben, werden in diesem Jahre rund hundert Sonderzüge auf stark nachgefragten Stecken eingesetzt, heißt es von der Deutschen Bahn. Die Abteile werden mit Frischluft versorgt, die Lüftungsanlagen sind mit Filtern ausgestattet.

„In dem Fall werden die Klimaanlagen mögliche Übertragungen nicht begünstigen. Es ist also nicht nötig, an der Tür stehenzubleiben, um bei jedem Halt selbst zu lüften. Das ist eher in U- oder S-Bahnen angebracht, wenn die Leute dicht an dicht gedrängt stehen“, weiß der Berliner Hygiene-Facharzt.

Wer kann, sollte sich am besten selbst versorgen und auf eigene Verpflegung setzen, sagt Zastrow. „Wenn das nicht geht, rate ich, nur wirklich warme Speisen und Heißgetränke zu kaufen. Deren Zubereitung überlebt das Virus nicht.“

Fazit

Diese Tipps können zusätzliche Sicherheit bieten, ordnet der Hygiene-Experte seine Ratschläge ein. An sich aber ist Bahnfahren auch unter Corona-Bedingungen selbst mit Omikron ziemlich sicher.

Zastrow: „Die meisten Menschen oder Reisenden in dem Fall sind geimpft. Und die Impfung schützt, selbst wenn noch nicht geboostert wurde. Wie auch eine Genesung. Alle anderen brauchen, um mitfahren zu können, im Zug einen Test. Im Ergebnis haben wir in der Bahn 3G plus Maske. Das bietet ausreichend Sicherheit.“

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