„Bielefeld? Das gibt’s doch gar nicht.“ Auf diesen Dauer-Gag antwortete die Stadt jüngst mit einer ironischen Kampagne – und lobte eine Million Euro aus. Doch nun steht fest: Das Geld bleibt unangetastet.

Die Eine-Million-Euro-Belohnung für den Beweis der Nichtexistenz Bielefelds bleibt unangetastet: Nach der werbewirksamen Stadtmarketingkampagne „Bielefeldmillion“ mit rund 2000 Teilnehmern aus aller Welt hält die ostwestfälische Stadt ihre Existenz für abschließend erwiesen und erklärte die sogenannte Bielefeld-Verschwörung für beendet. „Das Ergebnis des Wettbewerbs ist: Bielefeld gibt es – und wie“, erklärte Oberbürgermeister Pit Clausen in Bielefeld.

Die 340.000-Einwohner-Stadt in der Region Ostwestfalen-Lippe hatte im August eine Million Euro für den Beweis ausgesetzt, dass es Bielefeld in Wahrheit nicht gibt. Anlass für die selbstironische Millionenofferte war der 25. Jahrestag der Bielefeld-Verschwörung: 1994 hatte der damalige Kieler Student Achim Held in einem satirischen Text behauptet, die Stadt existiere gar nicht. Held hatte sich damit über Verschwörungstheorien lustig machen wollen.

Aus Satire wurde ein Dauergag

Die Satire entwickelte sich allerdings zum Dauergag: „Bielefeld? Das gibt es doch gar nicht“ wurde zum geflügelten Wort. Die Stadt reagierte darauf humorvoll mit der nun beendeten PR-Aktion. „Unsere Antwort auf die Bielefeld-Verschwörung hat nicht nur in ganz Deutschland, sondern rund um die Welt für positive Schlagzeilen gesorgt und viele Sympathien für unsere Stadt geweckt“, zeigte sich Clausen überzeugt.

„Nach 25 Jahren Bielefeld-Verschwörung haben wir Bielefelderinnen und Bielefelder dieser kuriosen Geschichte ein eigenes und spektakuläres Schlusskapitel gegeben“, fügte der Oberbürgermeister hinzu. „Darum nehmen wir uns jetzt das Recht zu sagen: Wir verabschieden uns von der Mär, dass es uns gar nicht gibt.“

Auch Verschwörungs-Erfinder zollt Respekt

Auch der Erfinder der Bielefeld-Verschwörung zeigte sich angetan von der Stadtmarketingkampagne. „Als ich die Satire zur Bielefeld-Verschwörung 1994 im Internet veröffentlichte, wollte ich mich über Verschwörungstheorien im Allgemeinen lustig machen“, erklärte Held. Es sei ihm gar nicht primär um Bielefeld gegangen. Als der Scherz über die Jahre dann zunehmend bekannt geworden sei, hätten sich die Bielefelder bestimmt nicht immer gefreut. „Aber die Stadt hat mit dieser witzigen Aktion die perfekte Antwort auf den Spruch gegeben, dass es Bielefeld nicht gebe“, lobte er. „Wer könnte das denn jetzt noch behaupten?“

Nach dem Start des kuriosen Millionengewinnspiels am 21. August waren mehr als 2000 E-Mails beim Bielefelder Stadtmarketing eingegangen, davon 300 aus dem Ausland. Neben einer Vielzahl Gedichte, Kinderbilder, Comics und Videos legten Teilnehmer nach Angaben des Bielefelder Stadtmarketings auch vermeintlich wissenschaftliche Beweise vor – mit Argumenten aus Mathematik, Physik, Logik und Geschichte.

Gedenkstein erinnert nun an Kampagne

„Für Laien waren diese Abhandlungen oft nicht nachvollziehbar“, erklärte der Kommunikationsleiter von Bielefeld Marketing, Jens Franzke. „Also haben wir uns den Spaß gemacht, auch diese vermeintlichen Beweise gemeinsam mit Wissenschaftlern von der Universität Bielefeld und vom Stadtarchiv Bielefeld zu knacken.“

In der Bielefelder Altstadt erinnert nun sogar ein Gedenkstein an die Kampagne zur Bielefeld-Verschwörung. Der 600 Kilogramm schwere Findling steht in der Nähe des Leineweber-Denkmals, einem Wahrzeichen Bielefelds. Mit dem Gedenkstein sollen die Historie der 800 Jahre alten Stadt und die Geschichte eines der ersten deutschen Internetphänomene zusammengeführt werden.

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