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Der linke Senator Sanders wird immer immer mehr zum Favoriten auf die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten. Auch bei den Vorwahlen in Nevada gewann er deutlich. Die Konkurrenz: abgeschlagen.
Von Marcus Schuler, ARD-Studio Los Angeles, z.Zt. Las Vegas, Nevada
Problem Nummer Eins aus Sicht der Demokratischen Partei: Bernie Sanders ist kein Parteimitglied. Partei-Räson ist daher ein eher schwieriges Thema. Problem Nummer Zwei: Die Zustimmung zu Sanders ist weitaus breiter und größer als angenommen.
Samantha zum Beispiel ist 41. Sie arbeitet als Maskenbildnerin für eine Bühnenshow in Las Vegas. Seit gut 20 Jahren unterstützt sie den Senator. Schon beim Wahlkampf 2016 gegen Hillary Clinton hat sie sich in seinem Wahlkampfteam engagiert.
„Niemand spricht die Themen an über die Bernie redet. Vor allem junge Leute haben es schwierig. Der amerikanische Traum ist für sie unrealistisch geworden, sie tun sich schwer einen gut bezahlten Job zu finden. Viele können sich erst ein Haus leisten, wenn sie deutlich älter sind.“
Gewerkschaft legt Streit mit Sanders bei
Selbst die einflussreiche Gewerkschaft des Gastronomiegewerbes in Nevada hatte zuletzt ihren Widerstand gegen Sanders und seine Pläne für eine allgemeine Krankenversicherung aufgegeben. Deren Mitglieder hatten befürchtet, dass sich dadurch ihre Tarifverträge verschlechtern würden. Monica Smith, seit vielen Jahren Gewerkschaftsmitglied und Angestellte im Bellagio-Hotel, hat für Sanders gestimmt. Ihre Eltern kommen aus Mexiko.
„Meine Familie kam hierher, weil sie ein besseres Leben wollte, wie so viele Einwanderer-Familien. Und meine Gewerkschaft repräsentiert hier sehr viele Einwanderer. Bernie Sanders hat einen Draht zu Latinos. Er setzt sich insbesondere für die Dreamer ein, die hier geborenen Kinder illegaler Einwanderer.“
Sanders hat nicht nur junge Wähler zwischen 20 und 40 Jahren für sich begeistert, eine Gruppe, die 2016 der Wahl ferngeblieben ist. Selbst Frauen weißer Hautfarbe mit Hochschulabschluss haben mehrheitlich für ihn gestimmt. Nicht zu vergessen, die Latinos, die immerhin 29 Prozent der Bevölkerung in Nevada ausmachen.
Kann Sanders Trump-Wähler überzeugen?
Und es geht noch weiter, sagt David Chalian vom TV-Sender CNN. Sanders habe das Potenzial auch traditionelle Trump-Wähler für sich zu begeistern.
„42 Prozent der männlichen, weißen Wähler ohne Hochschulabschluss haben für Sanders gestimmt. Nur 18 Prozent für Pete Buttigieg, elf Prozent für Biden und Klobuchar und acht Prozent für Warren.“
Bedröppelt doch kämpferisch gab sich die Nummer zwei in Nevada, Ex-Vizepräsident Biden. Vor Anhängern in Las Vegas sagte er: Man werde am kommenden Samstag in South Carolina gewinnen und eine Woche später dann den Super Tuesday, bei dem in gleich in mehreren Bundesstaaten Vorwahlen stattfinden und ein Drittel aller Delegiertenplätze vergeben werden.
Beobachter skeptisch über Biden
Viele Beobachter melden hier bereit vorsichtige Skepsis an. Sanders baue auf eine gute Organisation auf, die seit dem Wahlkampf 2016 existiert, sagt CNN-Kommentator Van Jones:
„Bernie Sanders kommt bei den Menschen und zwar in der Breite, zumindest hier in Nevada.“
In South Carolina finden am kommenden Samstag die nächsten Vorwahlen statt. Sanders hat in Nevada viele Latinos von sich überzeugen können. In South Carolina sind fast 28 Prozent der Bevölkerung afro-amerikanischer Herkunft. Hier gilt Joe Biden als der große Favorit. Und was wenn nicht?
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