Aus Kreisen der Unabhängigen Wahlkommission (IEC) verlautete, nur zwei Millionen von 9,6 Millionen registrierten Wahlberechtigten, hätten sich an der Abstimmung beteiligt. Offizielle IEC-Zahlen gibt es noch nicht. Aber die Schätzungen decken sich mit anderen Einschätzungen. Auch der Landesdirektor der Welthungerhilfe, Thomas ten Boer, sprach davon, dass schätzungsweise zwei Millionen Afghanen tatsächlich ihre Stimme abgegeben haben.
Angesichts von Anschlagsdrohungen der radikal-islamischen Taliban, der schlechten Sicherheitslage, Enttäuschung über die Regierung und mangelndem Vertrauen in Wahlen generell, aber auch wegen Berichten über Wahlbetrug hatten Beobachter bereits vor der Wahl gesagt, sie rechneten mit einer niedrigen Wahlbeteiligung. Manche afghanische Experten gingen im Vorfeld der Wahl sogar davon aus, dass lediglich 1,5 Millionen Menschen ihre Stimme abgeben werden.
Gewaltiger Rückschritt
Mit Blick auf die letze Präsidentenwahl 2014 ist das ein mehr als deutlicher Rückgang, sollten sich die Zahlen bestätigen. Damals lag die Wahlbeteiligung bei etwa 60 Prozent. Mehr als sieben Millionen Menschen gaben ihre Stimme ab.
Mit vorläufigen Ergebnissen der Wahl vom Samstag ist nicht vor Mitte Oktober zu rechnen, mit einem Endergebnis erst Anfang November. Als Favoriten gelten Amtsinhaber Aschraf Ghani und Regierungschef Abdullah Abdullah. Sollte keiner der Kandidaten mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten haben, muss eine Stichwahl die Entscheidung bringen.
Die Wahl wurde in vielen Landesteilen von meist kleineren Anschlägen überschattet. Mindestens fünf Menschen wurden getötet, zahlreiche weitere erlitten Verletzungen. Mehr als 70.000 Soldaten sicherten die rund 5000 Wahllokale ab. In Kabul galten Ausgangssperren. Lastwagen durften aus Angst vor Selbstmordattentaten die Stadtgrenzen nicht passieren. Die Taliban hatte die Wahl abgelehnt und mit Anschlägen gedroht.
qu/pg (rtr, afp, kna)
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