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Schmerzhafte Einschränkungen, aber auch Lichtblicke: In der Nacht haben sich die EU-Fischereiminister auf neue Quoten geeinigt. Die erlaubten Fangmengen für Hering und Dorsch in der westlichen Ostsee werden deutlich gesenkt. Auch für Freizeitangler wird es striktere Auflagen geben.
Beim für Deutschland wichtigen westlichen Hering einigten sich die Minister darauf, die erlaubte Fangmenge für kommerzielle Fischer um 65 Prozent zu senken. Beim westlichen Dorsch sind minus 60 Prozent vorgesehen.
Auch Dorsch-Angler müssen sich einschränken: Künftig dürfen sie in deutschen Ostseegewässern nur noch fünf statt sieben Exemplare am Tag aus dem Wasser ziehen. Im Februar und März 2020 soll eine Schonzeit gelten, in der nur zwei Fische geangelt werden dürfen.
An der deutschen Ostseeküste war die Sitzung mit Spannung erwartet worden. Der ursprüngliche Vorschlag der EU-Kommission hatte bei nur zwei Fischen am Tag gelegen – nach Einschätzung aller Beteiligten hätten dann die meisten Kutter aufgegeben. Wie können Kapitäne und Verbände mit dem Beschluss aus Brüssel leben? Ist die Branche mit einem blauen Auge davongekommen? BILD hat nachfragt:
„Es bleibt eine Chance für die Zukunft“

Andreas Retzlaff (Kutterkapitän aus Rostock): „Der Beschluss ist eine weitere schmerzhafte Einschränkung. Aber ich glaube, unsere Kunden können damit leben. Ihnen geht es ja nicht nur um die pure Fischmenge, sondern um das Naturerlebnis beim Hochseeangeln. Auf jeden Fall ist es gut, dass ein Bag Limit von zwei Fischen abgewendet wurde.“
Niclas Herbst, Europaabgeordneter aus Schleswig-Holstein (CDU): „Es bleibt abzuwarten, ob unsere Tourismusregion den heutigen Beschluss verkraften kann. Die 7 war weitestgehend eine psychologische Ziffer – ob das auch noch für die 5 gilt, ist sehr zweifelhaft.“
Alexander Seggelke (Geschäftsführer der Deutschen Angelfischerverbandes DAFV): „Wir Angler sollten uns nicht abschrecken lassen. Wir haben durchaus Verständnis für die Gesamtsituation des Dorsches und fahren selbstverständlich weiter an die Küste. Denn Fische gibt es in jedem Fall zu fangen.““
Lars Wernicke („Wassertourismus in Schleswig-Holstein e.V.“): „Ein Baglimit von fünf Dorschen in den Monaten April bis Januar gibt dem Angeltourismus zumindest die Chance auf eine Zukunft. Die Reduzierung auf zwei Dorsche in den Monaten Februar und März kommt jedoch einer Schließung der Fischerei gleich.“
Die Umweltorganisation WWF hat die beschlossenen Fangmengen als zu hoch kritisiert. Angesichts der Klimakrise seien die Beschlüsse ein „riskantes Spiel für das Ökosystem“ und gefährdeten die Zukunft von Fischbeständen und Fischern.
Dagegen sieht sich die kommerzielle Fischerei in Schleswig-Holstein bedroht. Die Kürzungen beim Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee träfen die Fischereibetriebe schwer, sagte der stellvertretende Vorsitzende Benjamin Schmöde. Diese Arten seien die Haupteinnahmequellen der Fischer im Norden.
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