Der Weg für die historisch größte Drosselung der Ölförderung ist frei. Bei einer Sondersitzung per Video einigten sich die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder und ihre Partner, die sogenannte OPEC+ darauf, die Fördermenge um 9,7 Millionen Fass am Tag zu reduzieren. Das ist eine Verringerung um mehr als 1,4 Milliarden Liter.

Die Drosselung soll für die Monate Mai und Juni gelten, teilte die mexikanische Energieministerin Rocio Nahle mit, die sich zunächst vehement dagegen gewehrt hatte, Mexikos Fördermenge drastisch herunterzufahren. Auch das kasachische Energieministerium bestätigte die Einigung. Ziel ist es, den Preisrutsch beim Öl zu bremsen.

Mexiko Energieministerin Rocio Nahle (Imago-Images/ZUMA Press/I. Olivares)

Mexikanische Energieministerin Nahle: Drosselung für zwei Monate

Die Produktionskürzung entspricht rund zehn Prozent der täglichen Ölförderung weltweit. Es wird erwartet, dass auch andere Staaten wie Kanada und die USA ihre Produktion kürzen.

Einigkeit zwischen Moskau, Riad und Washington

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte dazu am Sonntagabend mit seinem US-Kollegen Donald Trump telefoniert. Putin sprach auch mit Saudi-Arabiens König Salman. Nach Angaben des Kreml unterstützen Russland, die USA und Saudi-Arabien die Einigung. Mit der Drosselung könnten „die globalen Märkte stabilisiert und die Nachhaltigkeit der Weltwirtschaft insgesamt gewährleistet“ werden. Die Gespräche darüber sollten fortgesetzt werden, hieß es.

Russland Wladimir Putin (picture-alliance/ZUMAPRESS/A. Druzhinin)

Russischer Präsident Putin: „Globale Märkte stabilisieren“

Trump teilte ebenfalls mit, er habe sowohl mit Putin als auch mit Salman telefoniert. Er danke und gratuliere den beiden. Es handele sich um einen „großartigen Deal für alle“, twitterte der US-Präsident im üblichen Trump-Stil. Die Einigung werde auch Hunderttausende Jobs in der Energiebranche der USA sichern.

Zu der Runde, die sich nun geeinigt hat, gehören neben den Mitgliedern des Exportkartells OPEC unter Führung von Saudi-Arabien weitere Staaten. So auch Russland, das sich Anfang März noch geweigert hatte, die Fördermengen angesichts der Corona-Auswirkungen auf die Wirtschaft weiter zu drosseln.

Ölschwemme bei geringer Nachfrage

Damit waren die geltenden Beschränkungen aufgehoben. Die plötzliche Ölschwemme und die stark gesunkene Nachfrage lösten daraufhin einen immensen Preisverfall aus. Denn durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und den Folgen beispielsweise für die Luffahrt ist der weltweite Rohöl-Bedarf binnen weniger Wochen um etwa ein Drittel pro Tag zurückgegangen.

Die nun vereinbarte Kürzung der Ölfördermenge ist die größte, die jemals vorgenommen wurde. Sie soll schrittweise innerhalb von zwei Jahren wieder zurückgenommen werden. Ob und wann die aktuelle Entscheidung den Benzinpreis an den Tankstellen wieder steigen lässt, ist noch nicht abzusehen.

AR/bru (dpa, rtr, afp, ap)

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