Nachdem sieben Menschen an der TU Darmstadt mit Getränken vergiftet wurden, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts des versuchten Mordes. Eine 40-köpfige Soko soll den Fall nun lösen, eine Spur gibt es noch nicht.

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Audioseite Giftanschlag in Darmstadt: 40-köpfige Soko ermittelt

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Nach den Vergiftungserscheinungen bei mindestens sieben Menschen an der Technischen Universität Darmstadt hat die Staatsanwaltschaft am Dienstag nach eigenen Angaben Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts des versuchten Mordes aufgenommen. „Die Polizei hat eine Sonderkommission mit 40 Mitarbeitern eingerichtet“, sagte Oberstaatsanwalt Robert Hartmann am Dienstag.

Das Hessische Landeskriminalamt gab zudem bekannt, dass in den auf dem Campus sichergestellten Lebensmitteln Stoffe festgestellt wurden, die zu den Vergiftungserscheinungen geführt haben könnten. „Wir wissen, um welche Substanz es sich handelt, können sie aber nicht benennen, weil es sich dabei um mutmaßliches Täterwissen handelt“, so Hartmann. Hinweise zu einem möglichen Täter oder einer Täterin lägen derzeit noch nicht vor, auch das Motiv der Tat sei noch unklar.

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Derzeit werde versucht zu ermitteln, welche Personen das betroffene Gebäude seit dem letzten Freitag betreten haben. Ein Chipsystem, mit dem das ersichtlich wäre, gibt es dort nicht.

Uni bietet psychologische Unterstützung an

Auch die Uni spricht von einem mutmaßlichen Giftanschlag. „Wir sind erschüttert angesichts der offensichtlichen Straftat, die sich an unserer Universität ereignet hat“, sagte TU-Präsidentin Tanja Brühl am Dienstagmorgen. „Ich werde so schnell wie möglich mit ihnen persönlichen Kontakt aufnehmen, sofern es ihr Zustand erlaubt.“ Die Beschäftigten an allen Standorten der TU seien „besorgt und beunruhigt“, sagte Manfred Efinger, Kanzler der TU. Für sie biete die Uni psychologische Unterstützung an.

Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) sprach am Dienstagnachmittag von einem „erschreckenden“ Ereignis: „Dieser Vorfall erschüttert uns“, sagte Partsch laut einer Mitteilung. „Die gesamte Stadt steht hinter der TU und vor allem den Opfern.“ Ihnen sicherte Partsch Unterstützung und Solidarität zu. Zuvor hatte bereits Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) der Uni und den Opfern „vollumfängliche Unterstützung“ versprochen.

Opfern „geht es besser“

Sieben Menschen hatten sich auf dem TU-Campus an der Lichtwiese am Montagmittag teils schwere Vergiftungen zugezogen. Neben Unwohlsein hätten einige der Betroffenen auch Verfärbungen an Fingern und Füßen aufgewiesen. Nach Angaben von Efinger handelt es sich bei allen Betroffenen um Beschäftigte der TU. Sechs Personen wurden in Krankenhäusern behandelt, zwei mit „besonders schweren Verletzungen“ seien in eine Klinik in Frankfurt gebracht worden.

„Beiden geht es zum Glück besser und sie werden nach unseren Informationen noch heute entlassen“, berichtet Efinger. Demnach habe sich auch die Situation bei einem 30 Jahre alten studentischen Mitarbeiter, der noch am Montag in Lebensgefahr geschwebt hatte, „deutlich verbessert“.

Die Polizei geht davon aus, dass mehrere Milch-Packungen und Wasserbehälter im Gebäude L201 auf dem Campus zwischen Freitag und Montag mit dem Stoff versetzt wurden. Die Ermittler raten deswegen dringend, nur Lebensmittel zu konsumieren, die „man direkt bei sich führt und die jederzeit unter Aufsicht aufbewahrt wurden“.

Bis zum frühen Dienstagmorgen hatten Einsatzkräfte auf dem Gelände nach weiteren kontaminierten Lebensmitteln gesucht, wie die Polizei mitteilte. Gefunden wurde nichts mehr.

Polizei: Betroffene sollen Notarzt rufen

Wer am Montag im Gebäude L201 etwas getrunken oder gegessen habe und sich unwohl fühle oder wessen Extremitäten nun bläuliche verfärbt seien, solle umgehend ärztliche Hilfe suchen. Im Fall von Verfärbungen solle man sich möglichst nicht bewegen und sofort den Notarzt anrufen. Bisher haben sich nach Angaben der Polizei keine weiteren Opfer gemeldet.

Sendung: hr-iNFO, 24.08.2021, 14 Uhr.

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