Stand: 22.12.2021 14:42 Uhr

Im Rahmen einer bundesweiten Razzia gegen die Betreiber der Internetseite „24option.com“ sind zwei Verdächtige festgenommen worden. Den Männern wird gewerbsmäßiger Anlagebetrug vorgeworfen.

Wegen mutmaßlichen Anlagebetrugs auf der Internetplattform „24option.com“ hat es zwei Festnahmen gegeben. Die gestern verhafteten 30-jährigen Männer werden beschuldigt, seit mindestens fünf Jahren auf der von ihnen betriebenen Webseite Börsenhandel vorgetäuscht und bislang ermittelte 107 Anleger um rund sechs Millionen Euro betrogen zu haben, wie die Kölner Polizei mitteilte.

Die abgebildeten Kurse seien so manipuliert worden, dass die Investoren keine Gewinnchancen hatten und letztlich einen Totalverlust erlitten.

Im Rahmen einer bundesweiten Razzia wurden vier Wohnungen in Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main und Ostheim vor der Rhön durchsucht. Dabei beschlagnahmten die Ermittler zahlreiche Konten und stellten Datenträger wie Mobiltelefone, Firmenserver und Computer sicher.

„Internationale kriminelle Organisation“

Im Juli 2018 hatte die ARD detailliert über die betrügerische Masche der Seitenbetreiber berichtet. Die dort genannten Geschäftsführer und Team-Leiter verlegten ihren Sitz daraufhin nach ARD-Informationen nach Zypern. Bei einem der nun Festgenommenen soll es sich um Kevin S. handeln, der sich selbst als „Binary King“ bezeichnete.

Die Beschuldigten sollen einer internationalen kriminellen Organisation angehören, die europaweit Investoren getäuscht haben soll, so die Kölner Polizei. Beim Wertpapierhandel über die Online-Plattform „24option.com“ hatten die Tatverdächtigen immense Gewinne im hohen zweistelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Kunden wurde scheinbar die Möglichkeit geboten, mittels so genannter „Binärer Optionen“ auf sinkende oder steigende Kurse von Währungen, Aktien, Kryptowährungen und Rohstoffen zu setzen.

Auch Boris Becker wurde als Werbeträger eingesetzt.

Um das Vertrauen in die Online-Plattform zu stärken, hatten die Betreiber auch Prominente wie Boris Becker als Werbepartner eingesetzt. Außerdem wurde die Webseite einer in Deutschland ausgestrahlten Fernsehsendung genutzt, in welcher Start-Up-Unternehmen für Investitionskapital werben.

Callcenter nach Zypern verlegt

Nach der Registrierung auf der Internetseite wurden die interessierten Kunden persönlich betreut. Hierzu sollen alleine 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich als Handelsexperten ausgaben, in einem Callcenter am Kölner Rheinhafen gearbeitet haben.

Dieses wurde nach Angaben der Polizei im Juni 2020 nach Zypern verlegt, aber mittlerweile von der dortigen Bankenaufsicht wegen Betrugsverdachts geschlossen. Der Zahlungsverkehr der Plattform wurde über den mittlerweile wegen Bilanzbetrugs kollabierten Dienstleister Wirecard abgewickelt.

Eine Spur führt nach Israel

Die Ermittlungen in diesem Fall führten auch nach Israel. Am 10. August durchsuchten die israelischen Ermittlungsbehörden mehrere Privat- und Geschäftsanschriften, etwa der Firma Bittech in Tel Aviv, wo die ARD-Börsenredaktion im Januar 2018 mit verdeckter Kamera recherchiert hatte. Bei den Durchsuchungen wurden große Datenmengen sowie Vermögenswerte in Höhe von zwölf Millionen Euro beschlagnahmt.

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