Am Abend des Mauerfalls verliert der FC Bayern im Pokal in Stuttgart mit 0:3 – allein das zeigt, wie lange dies alles schon her ist. 30 Jahre Einheit auch im Fußball – wie kam es dazu?

15. November 1989: Die BRD qualifiziert sich für die WM in Italien (2:1 gegen Wales), die DDR nach einem 0:3 in Wien nicht. Spielerberater haben den Ostkickern den Kopf verdreht, ein Agent von Leverkusen sitzt sogar auf der DDR-Bank.

1. Dezember 1989: Treffen zwischen DFB und dem DDR-Verband DFV in Frankfurt am Main. Spielverkehr auf Amateurebene wird vereinfacht.

12. Dezember 1989: Erster legaler Ost-West-Transfer, Leverkusen holt BFC-Dynamo-Star Andreas Thom für 3,6 Mio. DM und einen Medikamentenkoffer.

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10. Januar 1990: Zweites Treffen DFB/DFV. Vereinbarung eines Länderspiels am 29. August in Leipzig, das später entfallen wird.

2. Februar 1990: BRD und DDR werden in Stockholm in der EM-Qualifikation in eine Gruppe zusammengelost – Gelächter im Saal. Teamchef Franz Beckenbauer: „Vielleicht gibt’s die DDR dann gar nicht mehr.“

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31. März 1990: Außerordentlicher DFV-Verbandstag in Strausberg. Hans-Georg Moldenhauer wird neuer Präsident. Eine Rechtsangleichung mit dem DFB wird vorbereitet, die hauptamtliche Mitarbeiterzahl von 67 auf zehn reduziert. Moldenhauer macht kurz darauf Günter Netzer ein Angebot als Generalsekretär. Der überlegt kurz. Es scheitert am Geld.

19. April 1990: Erstes Treffen der Präsidenten Hermann Neuberger und Moldenhauer auf dem Uefa-Kongress in Malta. Sie sind sich sympathisch. Moldenhauer sagt 2019 dem DFB-Journal: „Der geschichtliche Moment hat uns verbunden.“ Strittig ist der Zeitpunkt der (Wieder-)Vereinigung der beiden Verbände. Moldenhauer: „Ich wollte gleich, er noch zwei Jahre warten.“ Neuberger hatte zuvor von Kanzler Helmut Kohl die Info erhalten, die Einheit käme erst 1991.

19. Mai 1990: DFB und DFV beschließen: Die Fußballeinheit kommt frühestens im März/April 1992.

8. Juli 1990: Die BRD wird in Rom Weltmeister. Das „Neue Deutschland“ kommentiert: „Nun sind wir also auch im Fußball wer. Die Einheit macht’s möglich.“

19. Juli 1990: Verbandstreffen zwecks Zusammenlegung der beiden Bundesligen. Der DFV will alle 14 DDR-Erstligisten unterbringen, die Bundesliga rebelliert. Bayern-Manager Uli Hoeneß: „Ich traue den DDR-Klubs nicht zu, dass sie da mithalten können. Drei oder vier Ost-Bundesligisten – das ist maßlos überzogen.“ Sie bekommen zwei – und sechs Zweitligisten. Ab 1991/92, wird dafür die Bundesliga auf 20 Teams aufgestockt, die 2. Liga auf 24 (zweigleisig). Die Vereinigung soll nun im Frühjahr 1991 kommen. Der DFV zieht seine Nationalmannschaften zurück.

11. August 1990: Zum Bundesligastart stehen fünf DDR-Bürger auf dem Platz, Ulf Kirsten trifft in München für Leverkusen (1:1). Die letzte DDR-Oberliga-Saison startet vor halb ­leeren Rängen.

23. August 1990: Die DDR-Volkskammer beschließt den Beitritt zur BRD zum 3. Oktober 1990.

12. September 1990: 293. und letztes DDR-Länderspiel, 2:0 gegen Belgien in Brüssel – trotz 22 Absagen.

20. November 1990: Der DFV löst sich auf. Dazu muss extra ein neuer Paragraph in die (letzte) Satzung.

21. November 1990: Der DFB nimmt um 11.45 Uhr in Leipzig den DFV als neuen Regionalverband Nordost mit seinen 424.587 Spielern und 4998 Vereinen auf. Als Anschubfinanzierung gibt es 400.000 DM, jeder der sechs neuen Landesverbände bekommt noch mal 50.000. 24 Funktionäre schaffen es in die DFB-Gremien, drei Trainer in den DFB-Trainerstab. Der letzte DDR-Nationaltrainer Geyer kriegt nur einen Job als Scout bei Schalke.

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