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Wenn wir an die bekannten Cäsaren Roms denken, erinnern wir uns an ihre Büsten aus Marmor. Enthoben und idealisiert sehen die Herrscher Roms eher aus wie Götter als wie die Menschen, die sie wirklich waren. Die Ausstellung „Cäsaren von Rom“ macht einige der bekanntesten Herrscher so lebendig, als würden sie unter uns weilen. Für unsere Zeit ist es erstaunlich, dass der junge Bildhauer Salva Ruano die Köpfe von Caesar, dem jungen Octavian, Caligula und Nero modellierte und kein Computerprogramm am Werk war.
Grundlage der Rekonstruktion sind die Büsten der Herrscher. Sie gelten als idealisiert, aber auch zutreffend, da die ersten Büsten noch zu Lebzeiten der Männer angefertigt wurden. Zusätzlich zu den Marmorköpfen wurden auf die gröberen Abbildungen auf Münzen und auf die teils detaillierten Beschreibungen von Zeitgenossen zurückgegriffen. Hergestellt wurden die Gesichter wie bei einer Wachsfigur.
Der Mann, der die Republik zerschlug
Der bekannteste Herrscher dürfte Gaius Julius Caesar sein, der Begründer der Julisch-Claudischen-Dynastie. Der Mann, der die Republik im Bürgerkrieg zerstörte und von seinen Gegnern auf den Stufen des Kapitols getötet wurde. Anders als in den Asterix-Comics, die sich übrigens auch an den Büsten Caesars orientierten, wird Gaius Julius Caesar weder im Lorbeerkranz noch als weißhaariger Greis gezeigt. Salva Ruano zeigt den Machtmenschen Caesar in seinen Vierzigern, mit ergrauendem Haar aber voller Energie und Spannkraft. Ein Mann, den man nicht unterschätzten dufte und den niemand zum Feind haben wollte, wenn er überleben wollte. Besonders interessant an der Arbeit sind die hyperrealistischen Altersspuren, hier unterscheidet sich die Arbeit am deutlichsten vom makellosen Marmor.
Ein Jüngling vor der Weltmacht
Zweiter in der Runde ist der mächtigste Herrscher der Dynastie. Caesars Adoptivsohn Octavian ist nicht als herrschender Augustus, sondern als junger Mann abgebildet. In der Zeit nach Caesars Ermordung nahm er die Rolle des Nachfolgers an und verfolgte die republikanische Partei, die seinen Adoptivvater besiegt hatte, in einem weiteren Bürgerkrieg. Die Arbeit zeigt ihn in dem Moment, in dem kaum jemand dem Jüngling den Sieg in dem blutigen Ringen und die spätere Herrschaft zugetraut hatte. Am stärksten fallen seine großen neugierigen Augen auf. Als Augustus herrschte Octavian 45 Jahre. Er versöhnte die streitenden Parteien und stand dem Reich in einer Blütezeit vor.
In Deutschland wird Augustus allerdings mit der größten Katastrophe seiner Herrschaft verbunden: der Niederlage des Varus im Teutoburger Wald und der vollständige Verlust von drei Legionen. Der Friedensbringer – so die Eigen-PR des Herrschers – schuf die Grundlagen des Imperiums. Augustus löste die Probleme, an denen die Republik zugrunde gegangen war, doch den neuartigen Problemen, die aus dem dynastischen Prinzip resultierten, stand der mächtige und skrupellose Herrscher hilflos gegenüber. Er konnte nicht verhindern, dass die zentrale Machtfrage seiner Nachfolge innerhalb der Familie durch Mord entschieden wurde. Auf diese Weise wurden die hoffnungsvollsten Kandidaten aus dem Weg geräumt.
Sein unmittelbarer Nachfolger Tiberius war noch ein fähiger Verwalter und Feldherr, doch führte er eine Herrschaft des Terrors und der Angst ein – wenn auch die Berichte über seine persönliche Grausamkeit und seine sexuellen Ausschweifungen vermutlich übertrieben, wenn nicht gar erfunden wurden.
Caligula – der Verdorbene
Im Umfeld des alten Tiberius auf der Insel Capri wurde Caligula geprägt und zum Nachfolger auserkoren. Nachdem er die Hochverratsprozesse ausgesetzt hatte, ließ er kurz darauf wieder echte und vermeintliche Gegner foltern und töten. Seine Verschwendungssucht ruinierte die Staatsfinanzen – seine sexuellen Exzesse stießen die Römer ab. Zumal er gern Frauen aus hochgestellten Familien vergewaltigt haben soll. Schließlich wurde er von der eigenen Leibgarde getötet.
Ruhmloses Ende einer Dynastie
Die folgenden Herrscher der Familie waren zusehends unfähiger, dabei aber grausamer und egozentrischer. Auf sie geht der Begriff des Cäsarenwahns zurück – der Verlust aller Hemmungen durch die grenzenlose Macht. Aus ihrer Reihe stammt der letzte Herrscher der Dynastie: Nero. Über die weibliche Linie war er ein Ururenkel des Kaisers Augustus. Er ist heute vor allem durch christlich inspirierte Romane und den darauf aufbauenden Hollywoodfilmen bekannt. Er wurde – fälschlich – für den Brand von Rom im Jahr 64 und zurecht für die erste Christenverfolgung verantwortlich gemacht. Grausamkeit und Ausschweifungen führten dazu, dass ihm die Herrschaft über das Reich entglitt.
Die Legionen rebellierten gegen den unwürdigen Kaiser und die in Rom stationierte Prätorianergarde, auf der sich die Gewaltherrschaft der Cäsaren stütze, verließ ihn. Schließlich begleiteten nur noch vier Getreue den hilflosen Kaiser, der die Selbsttötung so lange wie möglich herauszögerte. Erst im letzten Moment, als man bereits die Pferde der Häscher hören konnte, tötete er sich mithilfe seines Sekretärs.
Quelle: Caesares de Romano
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