Regelmäßige »heute journal«-Zuschauerinnen und -Zuschauer kennen es: Moderator Claus Kleber verabschiedet sich am Ende der Nachrichtensendung mit den besten Wünschen, meist schaut er dann kurz nach unten, häufig greift er, wie seine Co-Moderatorin oder sein Co-Moderator, zu den Notizen, die auf dem geschwungenen Pult liegen, schiebt sie zusammen, dann wenden sich die beiden Moderierenden einander zu – und unterhalten sich.

Der Ton ist in diesem Moment längst abgeschaltet. Man sieht, aber man hört die letzten Sekunden der ZDF-Sendung nicht. Das ist natürlich so gewollt. Und doch hat sich wohl jeder schon mal gefragt, was es denn nun noch zu besprechen gibt. Wünschen sich beide auch gegenseitig einen schönen Abend? Versichern sie sich, dass alles gut gelaufen ist? Teilen sie Pannen, die dem Publikum nicht aufgefallen sind? Oder reden sie vielleicht einfach nur Blödsinn, um den Eindruck einer Unterhaltung aufrechtzuerhalten?

Die Wahrheit liegt offenbar irgendwo dazwischen. Zumindest, wenn man Claus Kleber fragt.

»Es ist auch schon vorgekommen, dass wir uns darüber amüsiert haben, noch im Schaufenster zu stehen, obwohl wir nichts mehr zu sagen haben: So, jetzt werden sich wieder alle fragen, worüber wir sprechen«, sagte der Journalist, der am 30. Dezember seine letzte ZDF-Nachrichtensendung moderieren wird, der Deutschen Presse-Agentur.

Kritik an Politikertaktik

Kritik übte der 66-Jährige in dem Gespräch auch an der Taktik von Politikern und Politikerinnen in Interviews. »Es breitet sich halt dieser von sogenannten Medienberatern getriebene Ungeist des Fragen-nicht-Beantwortens und -Ausweichens immer mehr aus«, sagte Kleber. »Wahrscheinlich kriegen die inzwischen alle aus derselben Denkschule irgendwelche Schulungen, die ihnen einreden: Wenn Sie die Frage vermieden haben, haben Sie gewonnen. Das ist aber Quatsch.« Zuschauer merkten das und seien verstimmt.

Auf die Frage, wie früher etwa Interviews mit Olaf Scholz (SPD), der nun Bundeskanzler ist, verliefen, sagte der Journalist: »Das ist einer, der die Frage kaum zur Kenntnis nimmt. Der wartet, bis der Interviewer aufhört zu reden und spult dann seinen Standard ab.« Ein Gegenbeispiel sei Vizekanzler Robert Habeck (Grüne): »Er hat nicht immer eine wirklich überzeugende Antwort, aber er lässt sich auf das Gespräch ein.«

Ob auch das Thema gecoachte Politiker schon in den Sekunden nach der Nachrichtensendung zur Sprache kam, ist nicht bekannt.

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