Eigentlich sind es nur Sandwiches: ‚Balik Ekmek‘ – wie das Kult-Fischbrötchen heißt – wird meist mit Makrele, Zwiebeln und Salat gefüllt – und mit einem Spritzer Zitrone verfeinert. Seit dem Jahr 1800 wurde Balik Ekmek von den Fischern direkt vom Boot verkauft, früher als Frühstück für die Arbeiter, später für umgerechnet zwei Euro an Touristen.

Den Behörden waren die Fischerboote, die farbenfrohen, schwimmenden Küchen, die im Wasser neben der Galata-Brücke stehen, aber schon immer ein Dorn im Auge. Zu unhygienisch die Bedingungen, zu schmutzig für das schöne Stadtbild, das die Behörden gern hätten. Immer wieder wurden die Boote verboten, dann verkauften die Fischhändler die Sandwiches von Ständen auf der Straße nahe des Ufers. Jetzt haben die Behörden endgültig durchgegriffen: die letzten Bestellungen wurden aufgegeben, die drei übrig gebliebenen Boote haben ihre letzten Fische gebrutzelt. Bis zu 3000 Sandwiches verkauften diese täglich. Seit dem 1. November ist damit Schluss. 

Die schwimmenden Küchen prägten über 200 Jahre das Stadtbild Istanbuls

Die schwimmenden Küchen prägten über 200 Jahre das Stadtbild Istanbuls

Balik Ekmek: Kein Original mehr

In den letzten Tagen haben sich viele Kamerateams und Journalisten um die schwimmenden Küchen getummelt. Sie alle wollten noch eine letzte Aufnahme, vielleicht sogar ein letztes Balik Ekmek, bevor das Kult-Sandwich von den Booten nur noch eine Erinnerung bleibt.

Es war ein offenes Geheimnis, dass das Balik Ekmek nicht mehr ganz dem Original entsprach. Früher wurde der Fisch direkt um die Galata-Brücke herum gefangen und dann gewissermaßen fangfrisch im Brot serviert. Heute sind die Gewässer leer, der Fisch wird aus Skandinavien importiert und auf dem Istanbuler Fischmarkt gehandelt.

Die Istanbuler trauern dem Kult-Brötchen auch gar nicht nach. Das wäre früher anders gewesen, aber heute sind die traditionellen Fischbrötchenverkäufer eher kitschig als authentisch. Sie prägten zwar das Stadtbild am Goldenen Horn von Istanbul. Aber jetzt sind sie ein Stück Geschichte, wie die Einheimischen sagen. Für die Touristen aber ist das kein Trost, denn im Umkreis gab es wohl kein günstigeres Streetfood. Und auch wenn die Einheimischen die Fischverkäufer kitschig finden, sie waren doch immer einen Abstecher wert.

Quelle: „Guardian“

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