Stand: 24.04.2021 21:36 Uhr

Gerade in ländlichen Regionen sind die Wege zum nächsten Testzentrum oft weit. Mancherorts sind daher mobile Testbusse unterwegs – so auch im Corona-Hotspot Greiz in Thüringen. Wie kommt das Angebot an?

Von Kathleen Bernhardt, MDR

Der Landkreis Greiz in Thüringen gehört zu den Corona-Hotspots in Deutschland, im März lag hier die Sieben-Tage-Inzidenz sogar bundesweit am höchsten. Die Landrätin begründete dies auch mit vielen Schnelltests. „Wer viel testet, findet auch viel“, sagte Martina Schweinsburg (CDU).

Doch wie kommen die Menschen im Landkreis möglichst unkompliziert an die Testangebote? Thüringen ist stark ein ländlich geprägtes Bundesland mit einem hohen Altersdurchschnitt. Der Weg zum nächsten Testzentrum ist oft weit. Bis Ostern gab es auch nur wenige, sogar in den Städten.

Desinfektionsspender statt Fahrkarten

Der Landkreis ließ sich daher etwas einfallen: Wenn die Menschen nur schwer zu den Tests kommen, dann müssen die Tests eben zu den Menschen kommen. Zwei normale Niedrigflurbusse wurden deshalb kurzerhand umfunktioniert: Desinfektionsspender statt Fahrkartenausgabe am Eingang. In der Mitte des Busses sind die Sitze mit Folie ausgelegt. Dort nehmen Mediziner in kompletter Schutzausrüstung einen Nasenabstrich.

Jeder zu Testende bekommt eine Nummer, so dass die Anonymität gewahrt ist Dann heißt es 15 Minuten vor dem Bus warten, bis die „negativen Nummern“ aufgerufen werden. Meist zwei Stunden macht der Bus in den Dörfern Stopp. In dieser Zeit können bis zu 80 Menschen getestet werden – ohne Termin, kostenfrei. Dann wird der Bus komplett desinfiziert und fährt weiter. Pro Tag stehen drei Gemeinden auf dem Fahrplan.

Viele helfen ehrenamtlich im Bus

Seit Mitte März sind die Testbusse unterwegs. Bis jetzt mit 83 Bus-Stopps in 22 Orten; vor allem in den kleinen Dörfern, wo keine Ärzte oder Apotheken sind. „Die Begeisterung der Menschen ist überwältigend. Manche bringen uns Kaffee und Kekse. Sie sind froh, dass wir das Testangebot sozusagen vor der Haustür bieten“, erzählt Ulli Schäfer vom DRK Kreisverband Landkreis Greiz.

Bitte einsteigen: Der Schnelltest-Bus in Thüringen kommt an. Bild: Bernhardt

Pro Bus hat das DRK vier Mitarbeiter an Bord. Darunter viele Ehrenamtliche; ehemalige Krankenschwestern wie Angelika Ortlepp. Sie ist froh, auch im Rentenalter helfen zu können. Auch wenn sie den eher unangenehmen Teil übernimmt, nämlich das Teststäbchen in die Nase zu stecken. Das sei sie gewohnt, sagt sie. „Wenn ich als Krankenschwester mit der Spritze kam, hat sich auch keiner gefreut.“

Von 84 Tests sind vier positiv

Nächster Halt: Bad Köstritz. Zwei Stunden steht der Testbus in der Kleinstadt. 84 Mal heißt es: Zettel ausfüllen, Stäbchen in die Nase, warten. Familie Voigt ist negativ, laut Schnelltest also keine Gefahr für den Opa, der bei ihnen lebt. Petra Weigel will ihre Schwiegermutter besuchen: „Da muss ich doch wissen, ob ich negativ bin“, sagt sie. Es gibt aber auch vier positive Tests an diesem Tag. Eine ganze Familie ist erkrankt und muss in Quarantäne. Frühestens am nächsten Tag wird das Ergebnis ihres PCR-Tests vorliegen.

Der Landkreis Greiz hatte als einer der Ersten auch intensiv Kinder und Jugendliche getestet und so vorerst die Zahlen in die Höhe getrieben. „Unsere Strategie war richtig. Wir testen Menschen ohne Symptome. So können wir genau die finden, die sonst durch das Raster gefallen wären und andere weiter angesteckt hätten“, sagt Landrätin Schweinsburg.

Betrieb für zwei weitere Wochen gesichert

Finanziert werden die Busse von der Sparkasse Gera-Greiz – zunächst mit 15.000 Euro. Inzwischen gab es einen weiteren symbolischen Scheck, damit ist der Betrieb für zwei weitere Wochen abgesichert. Die Finanzierung hätte der Landkreis notfalls auch allein stemmen können. Die Gelder hätten dann aber an anderen Stellen gefehlt, etwa zur Unterstützung von Vereinen und Verbänden.

Testbusse gibt es auch in anderen Bundesländern

Corona-Testbusse sind nicht nur in Thüringen unterwegs. In Osnabrück starteten die ersten am 25. März. Fünfmal pro Woche wird dort aktuell getestet. Rund 1000 Menschen haben den kostenfreien Service bislang genutzt. „Der Testbus ist im Rahmen der Bürgertestung des Bundes im Einsatz. Entsprechend trägt dieser die Kosten“, heißt es aus der Stadtverwaltung.

Deutlich mehr Menschen haben die Testbusse in Aachen genutzt. Sie sind ebenfalls seit Mitte März im Einsatz. 17.000 Menschen wurden dort getestet. Abgerechnet werden die Tests dort mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Schlussrechnungen stehen noch aus, so die Stadt Aachen.

Im Landkreis Greiz wurden bislang 10.000 Menschen in den Bussen getestet. 400 davon waren positiv. 400 Menschen, die nichts von ihrer Erkrankung wussten und andere Menschen hätten anstecken können.

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