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Ersten Berichten zufolge hat die Türkei eine Übung mit dem russischen S-400-Raketenabwehrsystem abgehalten. Der Deal mit Moskau belastet die Beziehungen zur NATO schwer. Die USA drohen mit „ernsten Folgen“.
Die Türkei hat laut Medienberichten erstmals das von Russland gekaufte S-400-Raketenabwehrsystem getestet. Die türkische Armee habe einen Testabschuss in der nördlichen Provinz Sinop am Schwarzen Meer vorgenommen, berichtete der regierungsnahe türkische Fernsehsender A Haber.
Neben A Haber berichteten auch andere türkische Medien über den Raketentest. Sie veröffentlichten ein Amateurvideo, auf dem ein weißer Streifen am Himmel zu sehen ist. Das türkische Verteidigungsministerium kommentierte die Medienberichte nicht.
Ausschluss von Kampfjetprogramm
Der Kauf des Raketensystems im vergangenen Jahr hat zu einem heftigen Streit zwischen den NATO-Partnern Türkei und USA geführt. Die US-Regierung hat die Türkei nach einem möglichen Test des russischen S-400-Raketensystems erneut vor dessen Einsatz gewarnt. „Die Vereinigten Staaten haben sich klar zu unserer Erwartung geäußert, dass das S-400-System nicht in Betrieb genommen werden sollte“, teilte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Morgan Ortagus, mit.
„Sollte sich das bestätigen, würden wir den Start der S-400-Testrakete auf das Schärfste als unvereinbar mit der Verantwortung der Türkei als NATO-Verbündetem und strategischem Partner der Vereinigten Staaten verurteilen“, sagte Ortagus. Sie drohte Ankara mit „potenziell ernsten Folgen“. Die USA haben den NATO-Partner Türkei wegen des Kaufs des russischen Raketensystems bereits aus dem F-35-Kampfjetprogramm ausgeschlossen. Weiterhin drohen deswegen auch US-Sanktionen gegen die Türkei.
Die NATO äußerte sich besorgt über die Berichte, dass die Türkei das Raketenabwehrsystem eingesetzt hat. „Dieses System kann ein Risiko für alliierte Luftfahrzeuge darstellen und die Beziehungen zwischen Bündnispartnern beeinträchtigen“, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Es sei wichtig, dass die Türkei weiterhin mit anderen Verbündeten nach alternativen Lösungen suche. Die Entscheidung sei eine nationale Angelegenheit der Türkei, aber das S-400-System könne nicht in das Luft- und Raketenabwehrsystem der NATO integriert werden.
USA befürchten Spionage
Der Westen hält das russische Raketensystem für ein Sicherheitsrisiko, da es nicht kompatibel mit den Militärsystemen der NATO sei. Washington fürchtet, dass Russland Zugang zu sensiblen Daten der NATO erhalten könnte, sollte Ankara das russische S-400-Raketenabwehrsystem auf seinem Territorium aufstellen und aktivieren.
Ankara begründete die Entscheidung für den Kauf des russischen Systems damit, dass die USA ihr keine Patriot-Raketen verkaufen wollten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat wiederholt erklärt, dass die Türkei die S-400 einsetzen werde.
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