Angriff in Pariser Vorort Schock nach mörderischer Attacke auf Lehrer in Frankreich

Brutaler Angriff nahe Paris

Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, spricht in der Nähe des Tatorts. Foto: Abdulmonam Eassa/POOL AFP/AP/dpa

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Der Präsident nennt ganze bewusst keine Details. Doch nach allem, was man weiß, muss die tödliche Attacke auf einen Lehrer grausam gewesen sein. Macron sieht darin einen Angriff auf die Meinungsfreiheit. Nun warten alle darauf, was die Ermittler sagen werden.

In Frankreich sitzt der Schock nach einer brutalen islamistischen Terrorattacke auf einen Lehrer tief. Der Mann ist nach ersten Erkenntnissen am Freitagnachmittag in einem Pariser Vorort enthauptet worden.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eilte zum Tatort und fand deutliche Worte: «Unser Mitbürger wurde feige angegriffen, er war das Opfer eines bösartigen islamistischen Terroranschlags.» Die Ermittler wollen sich bald zum Tathergang und den Hintergründen äußern.

Der Vorfall hatte sich im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine am Freitagnachmittag ereignet – der Täter wurde von der Polizei getötet. Ein sichtlich angeschlagener Macron nannte in seiner kurzen Rede keine Details zum Ablauf der Tat oder zum Täter – er bestätigte auch nicht, dass der Mann enthauptet worden sein soll. «Sie werden damit nicht durchkommen», sagte er mit Blick auf Gewalt und Terroristen und weigerte sich geradezu, grausige Details zu nennen. Auch von den Ermittlern gab es zunächst keine offiziellen Informationen. Am Abend und in der Nacht liefen Medien zufolge Durchsuchungen – außerdem gab es mehrere Festnahmen.

Berichten und dem Bürgermeister des Vororts zufolge wurde der Lehrer auf offener Straße angegriffen und enthauptet. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Das Opfer soll Berichten nach Mitte 40 gewesen sein und vor kurzem Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt haben, als das Thema Meinungsfreiheit behandelt wurde. Daraufhin soll es in der Schule zu Ärger und Drohungen gekommen sein. Der Mann wurde dann am Freitag ganz in der Nähe des Schulgebäudes attackiert.

Der mutmaßliche Täter wurde kurze Zeit später von der Polizei aufgegriffen. Laut Medien hat er versucht, die Polizei anzugreifen – daraufhin hat diese auf ihn geschossen und ihn getötet. Unbestätigten Berichten zufolge ist er 18 Jahre alt, wurde in Moskau geboren und war den Geheimdiensten bisher nicht bekannt. Er soll «Allahu akbar» («Gott ist groß») gerufen haben und mit einem Küchenmesser bewaffnet gewesen sein. Außerdem soll er mit der Tat im Netz geprahlt haben.

Macron betonte in seiner kurzen Ansprache, dass die Bildung ein hohes Gut sei. Es sei kein Zufall, dass ein Terrorist ausgerechnet einen Lehrer ermordet habe, weil er das Land in seinen Werten habe angreifen wollen. Der Lehrer sei ermordet worden, weil er für Meinungsfreiheit eingestanden habe.

«Ich möchte heute Abend allen Lehrern Frankreichs sagen, dass wir mit ihnen zusammen sind, dass die ganze Nation heute und morgen an ihrer Seite sein wird, um sie zu schützen, zu verteidigen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre schönste Aufgabe zu erfüllen, die es gibt: freie Bürger zu machen», sagte er. Er erwähnte auch, dass die Direktorin der Schule in den vergangenen Wochen hohem Druck ausgesetzt gewesen sei – ging aber nicht auf die Hintergründe ein.

Im Kampf gegen radikalen Islamismus hatte der Staatschef zuletzt vor allem auf die Bildung als zentrales Element gesetzt. Der Fernunterricht von Kindern, die zu Hause bleiben, solle vom kommenden Sommer an strikt eingegrenzt werden, kündigte Macron Anfang Oktober an. Ausnahmen solle es nur noch aus Gesundheitsgründen geben. Unterricht sei vom Alter von drei Jahren an verpflichtend.

Zahlreiche Politikerinnen und Politiker reagierten geschockt auf den Vorfall. «Dieser Angriff ist nicht nur ein Angriff zu viel. Er ist barbarisch und sehr ernst», sagte David Le Bars, Generalsekretär einer Polizeigewerkschaft, dem Sender Franceinfo. «Wir befinden uns wieder in diesem Kreislauf der Gewalt. Und die Menschen sind sich dessen bewusst.»

Erst vor wenigen Wochen hatte es vor dem ehemaligen Redaktionsgebäude des Satiremagazins «Charlie Hebdo» in Paris eine Messerattacke gegeben. Dabei wurden zwei Menschen verletzt – auch hier hat der Täter veröffentlichte Mohammed-Karikaturen als Motiv für die Tat angegeben.

Auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» hatte es im Januar 2015 einen tödlichen Anschlag gegeben. Aktuell läuft in Paris der Prozess gegen mutmaßliche Helfer der Terrorserie im Januar 2015, bei der insgesamt 17 Menschen getötet wurden.

Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert – dabei starben mehr als 250 Menschen. Daher ist die Terrorgefahr fast ständig im Bewusstsein der Menschen. Frankreichs Regierung hat den Kampf gegen den Terror zu einer Top-Priorität gemacht und warnt immer wieder, dass die Gefahr von Terrorangriffen sehr hoch sei.

dpa

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