Das umlagefinanzierte Rentensystem stößt immer mehr an seine Grenzen. Um es noch finanzieren zu können, steigt von 2012 bis 2031 das Renteneintrittsalter stufenweise von 65 auf 67 Jahre. Zugleich wird aber auch die Zeit des Rentenbezugs immer länger: So stieg die durchschnittliche Bezugsdauer aller Renten 2020 auf 20,2 Jahre, wie die Deutsche Rentenversicherung nun mitteilte.

Zehn Jahre zuvor waren es 18,5 Jahre gewesen. Bei Männern verlängerte sich die Rentenbezugsdauer demnach in dieser Zeitspanne von 16,2 auf durchschnittlich 18,5 Jahre – bei Frauen von 20,9 auf 22,0 Jahre. Im Jahr 2019 waren es bei Rentnern im Schnitt 18,2 Jahre und bei Rentnerinnen 21,7 Jahre gewesen. Als ein wichtiger Grund für die Entwicklung der Bezugsdauer von Altersrenten ohne Erwerbsunfähigkeits- und Witwenrenten, über die zuvor die »Bild«-Zeitung berichtet hatte, gibt die Deutsche Rentenversicherung die längere Lebenserwartung an.

Trotz Finanzierungsproblemen: Renten könnten kräftig steigen

Der wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium hatte wegen der Finanzierungsprobleme der Rente zuletzt ein noch höheres Eintrittsalter gefordert, das an die Lebenserwartung gekoppelt wird. Auch das Ifo-Institut plädierte für eine weitere Erhöhung des Rentenalters, andernfalls könnten die absehbaren Zusatzkosten zu einer höheren Mehrwertsteuer von 23 Prozent 2030 beziehungsweise 27 Prozent im Jahr 2050 führen. Zugleich wächst der Anteil, den der Staat zur Rentenkasse zuschießt, immer weiter an. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger warnte diese Woche: »So wie es jetzt ist, wird das Rentensystem nicht dauerhaft bestehen können.«

Dennoch sollen nach der jüngsten Nullrunde die Renten für die mehr als 20 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland im kommenden Jahr wieder spürbar steigen. 4,8 Prozent mehr könnte es in den alten Ländern dann laut Rentenversicherungsbericht geben, 2023 3,15 Prozent – in Ostdeutschland sogar 5,56 und dann 3,88 Prozent.

Ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung hob die Anpassungsfähigkeit der umlagefinanzierten Rentenversicherung hervor. Sie werde auch künftig stabil bleiben, wenn sie immer wieder an aktuelle Herausforderungen angepasst werde. Eine gute wirtschaftliche Entwicklung und ein starker Arbeitsmarkt seien die Basis für eine weiterhin positive Entwicklung der Rentenversicherung.

Dem deutschen Arbeitsmarkt jedoch könnten laut Statistischem Bundesamt schon 2030 nur noch 42,6 Millionen Menschen zur Verfügung stehen – eine Million weniger als 2019. Bis 2060 könnte die Zahl auf rund 38,5 Millionen sinken. Hauptgrund für die Abnahme der Zahl der Erwerbspersonen sei das Ausscheiden der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge aus dem erwerbsfähigen Alter in den nächsten 25 Jahren.

Ein möglicher weiterer Grund für die längere Bezugszeit der Renten: Viele Babyboomer wollen lieber früher als später aussteigen, auch weil gerade bei körperlich fordernden Tätigkeiten das Renteneintrittsalter nicht beliebig weiter nach hinten verschoben werden kann. Andererseits sind ältere Menschen, besonders Hochqualifizierte, im Rentenalter immer häufiger erwerbstätig.

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