Stand: 22.12.2021 14:46 Uhr

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland steigen in Rekordgeschwindigkeit. Ökonomen sind alarmiert und warnen vor dem Platzen einer Immobilienpreisblase in einigen deutschen Städten.

Wohnungen und Häuser in deutschen Großstädten und auf dem Land verteuern sich weiter in Rekordgeschwindigkeit. Im dritten Quartal dieses Jahres lagen die Preise im Schnitt um zwölf Prozent höher als im Vergleichzeitraum das Vorjahres, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das sei bereits das zweite Mal in Folge der größte Preisanstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. Denn im zweiten Quartal waren die Immobilienpreise um rund elf Prozent gestiegen.

Besonders in den größten deutschen Städten wie Berlin und Frankfurt verzeichneten die Statistiker einen besonders hohen Anstieg mit etwa 14 Prozent. Aber auch in dünn besiedelten ländlichen Kreisen stiegen die Preise rasant: Dort verteuerten sich Ein- und Zweifamilienhäuser um rund 15 Prozent zum Vorjahresquartal und Eigentumswohnungen um 11,2 Prozent. Deutlich angezogen haben die Preise etwa an den Küsten und im Alpenvorland.

Unterschiede gibt es noch immer zwischen Kauf- und Mietpreisen: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ermittelte eine Steigerung der Kaufpreise um rund neun Prozent, die Mieten wuchsen dagegen etwa nur halb so stark.

Keine Gefahr für den Finanzsektor

Die Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung sind angesichts dieser Entwicklung alarmiert: „Die Zeichen mehren sich, dass die Wohnungspreise in einigen Städten und Marktsegmenten nicht mehr allein durch die Entwicklung der Mieten und die niedrigen Zinsen zu erklären sind“, erklärte der DIW-Immobilienexperte Konstantin Kholodilin. Er warnte davor, dass es in den nächsten Jahren „zum Platzen von Immobilienpreisblasen“ kommen könnte.

Die Experten fügten allerdings an, dass auch beim „Platzen der Blase“ keine Gefahr für den gesamten Finanzsektor bestünde. Denn insgesamt seien Häuser solide finanziert: „Die Finanzierungsstrukturen erscheinen weiterhin solide und deuten noch nicht auf exzessive fremdfinanzierte Spekulationsblasen hin, deren Platzen die Finanzstabilität bedrohen würde“, sagte Kholodilin.

Positiv bewerten die Experten außerdem, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der fertig gestellten Wohnungen deutlich gestiegen ist, wodurch die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt kleiner geworden ist. Gleichzeitig ging die Einwohnerzahl in den Städten im vergangenen Jahr erstmals seit Jahren leicht zurück.

Homeoffice verstärkt den Trend zum Umzug aufs Land

Niedrige Zinsen, knapper Wohnraum, fehlende Anlagealternativen gerade für Großinvestoren und eine robuste Wirtschaft treiben den Immobilienboom seit langem an. Auch die nach wie vor hohen Materialpreise für Baustoffe wie Holz, Zement und Stahl verschärfen den Preisauftrieb.

Die Rücklagen vieler Haushalte nahmen zudem in Pandemiezeiten weiter zu. Und besonders der Trend zum Homeoffice ließ die Preise für Immobilien auf dem Land in die Höhe schnellen.

Auch die Deutsche Bundesbank warnt seit Jahren vor Überhitzungen. „Unseren Berechnungen zufolge liegen die Preise von Wohnimmobilien um zehn bis 30 Prozent über dem Wert, der durch Fundamentaldaten gerechtfertigt ist. Das sehen wir zunehmend auch außerhalb der Ballungsräume“, sagte Vizepräsidentin Claudia Buch im November.

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