Berlin – Täglich laufen auf Höfen der Berliner Stadtreinigung (BSR) Sperrmüll-Massen an. Manches ist noch viel zu gut für die Entsorgung. Deshalb hat die BSR in Reinickendorf nun an der Auguste-Victoria-Allee 99 die „Noch Mall“ eröffnet.

Auf 2000 Quadratmetern eines ehemaligen Baumarkts liegen rund 15 000 Teile aus. Klamotten, Sessel, Elektronikgeräte, Spielzeug, Geschirr. Zur Eröffnung kamen Hunderte.

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Auf 2000 Quadratmetern gibt es Waren, die sonst in der Müllpresse gelandet wären

Foto: Charles Yunck

Die Preise sind im Vergleich zu Trödelläden und Flohmärkten günstig. Denn die „Noch Mall“, eine Wortschöpfung aus „noch mal“ und dem englischen Wort für Kaufhalle „Mall“, soll keinen Profit machen, nur die Kosten der 20 Mitarbeiter und Miete decken.

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Hunderte kamen am Eröffnungstag, stellten sich in die Schlange

Foto: Charles Yunck

Neues Leben für alte Sachen in der „Noch Mall“

Da kostet eine große Espressomaschine drei Euro, ein gut erhaltener Ledersessel 79 Euro, ein schönes Glas ein Euro, eine Golftasche samt Schlägern für 30 Euro. Alles Dinge, die sonst in der Müllpresse gelandet wären.

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Innenarchitekt Sebastian Dittmar (44): „Was alles auf dem Müll landet, ist absurd.“ Er kaufte einen 200-Euro-Kinderstuhl für 15 Euro

Foto: Charles Yunck

Berliner können auch gut erhaltene Stücke als Spende vorbeibringen – allerdings keinen Schrott.

Ein Mitarbeiter: „Erfahrungen aus Hamburg, wo es so einen Laden schon gibt, zeigen, dass manche Leute so kostenlos Müll loswerden wollen, aber die schickt man dann zum nächsten Recyclinghof.“

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Angestellte Marion (61) hat für die beiden Gläser und die Espressomaschine insgesamt fünf Euro gezahlt

Foto: Charles Yunck

Berlins Staatssekretär für Umwelt, Stefan Tidow (53), kündigte zur Eröffnung weitere ähnliche Läden in ganz Berlin an, das Angebot ziele anders als Sozialkaufhäuser auf „die Breite der Gesellschaft“ ab.

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Karin (60) und Slawomir Zurawski (55) zahlten für 32 Teile Tongeschirr zwölf Euro. „Wir befinden uns in einer Wegwerfgesellschaft“

Foto: Charles Yunck

Also ärmere Leute und auch Wohlhabende, die vielleicht einen ungewöhnlichen alten Holzschrank suchen.

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Tatjana (36), Marta (5) und Sven (38) suchen Spielzeuge, die Puppe kostete vier Euro. „Wir kaufen immer Second Hand. Uns ist wichtig, dass Sachen weitergegeben werden“

Foto: Charles Yunck

Öko-Aktivist Raphael Fellmer (36), der von 2010 bis 2015 ohne Bargeld lebte und so von Holland nach Mexiko reiste, sagte: „Wenn alle Menschen so leben würden, wie wir heute in Europa, bräuchten wir mindestens 2,5 Erden.“ Deshalb sei der Weg der „Noch Mall“ genau der Richtige.

Mo. – Sa. 10 – 19 Uhr geöffnet

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