Sicherheitsprobleme und ein schwaches Gesundheitssystem erschweren den Kampf gegen Ebola im Kongo. Außenminister Maas hat den besonders betroffenen Osten des Landes besucht.

Von Christian Feld, ARD-Hauptstadtstudio, zzt. Kinshasa

Das erste Empfangskomitee trägt weiße Kleidung und gelbe Westen. Flughafen Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Heiko Maas kommt die Flugzeugtreppe herunter. Unten warten bereits Mitarbeiter, die dem deutschen Außenminister und allen anderen Passagieren der Regierungsmaschine ein Fieberthermometer an den Kopf halten.

Seit 13 Monaten wütet Ebola im Kongo und ist noch nicht unter Kontrolle. Während dieser Zeit sind bereits 2000 Menschen gestorben. Es ist der bisher schlimmste Ebola-Ausbruch nach der Epidemie in Westafrika 2014/2015 mit mehr als 11.000 Toten. Ein Ende ist nicht in Sicht. „Trotz großer Anstrengungen sind die Fortschritte noch nicht so, wie man es sich gewünscht hat“, sagt Maas.

Deutschland ist mit einem dreistelligen Millionenbetrag an mehreren Hilfsfonds beteiligt, die auch für den Kampf gegen Ebola genutzt werden. Die Bundesregierung hatte kürzlich zusätzlich vier Millionen Euro für die Ebola-Nothilfe im Kongo zur Verfügung gestellt. Bei seiner Reise kündigte Maas an, zusätzliche Mittel zu prüfen.

Bürgerkriege mit Millionen Toten

Der Kongo gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Dabei ist er reich an Bodenschätzen. Doch mehrere Bürgerkriege in den vergangenen Jahrzehnten mit Millionen Toten haben ihre Spuren hinterlassen: Die Infrastruktur ist marode, das Land politisch tief gespalten. Im Osten sind noch immer etwa 160 Rebellengruppen mit insgesamt mehr als 20.000 Kämpfern aktiv.

Unter diesen Bedingungen versuchen die Helferinnen und Helfer die besonders betroffenen Gebiete zu identifizieren und eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Man muss sich nur eine Weile mit David Gressly unterhalten, um zu verstehen, vor welchen Schwierigkeiten die Teams stehen. Der UN-Koordinator für Ebola-Nothilfe spricht vom „vielschichtigsten Kampf gegen Ebola in der Geschichte“. Dann zählt er einige der vielen Gründe auf: entlegene Regionen, Probleme mit lokalen Milizen, längst nicht jede finanzielle Hilfszusage fließe auch rechtzeitig.

Blauhelme für mehr Sicherheit

Von 250 Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen allein in diesem Jahr spricht Ibrahima Socé Fall von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Immer wieder müsse dadurch die Arbeit unterbrochen werden. Und so kommt im Kampf gegen die Seuche auch der weltweit größten UN-Friedensmission MONUSCO eine wichtige Rolle zu. Die Blauhelm-Truppe hilft, damit die Ebola-Teams in Sicherheit arbeiten können – und das möglichst im Hintergrund. „Sei dort, aber ohne sichtbar zu sein“, beschreibt Leila Zerrougui, die Leiterin der Mission, das Vorgehen.

Maas für Mandatsverlängerung

Doch MONUSCO hat immer weniger Geld zur Verfügung. „Wir hoffen auf eine Auszeit, die uns erlaubt, den Frieden zu sichern“, sagt Zerrougui nach einem Treffen mit Maas in der Hauptstadt Kinshasa. Sie meint damit die Kürzungen der Mittel in den vergangenen Jahren. Bis Dezember sollen deswegen 1600 Soldaten abgezogen werden. Deutschland ist Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und entscheidet im Dezember mit über eine Verlängerung der Friedensmission. Der deutsche Außenminister sprach sich für eine effektivere Gestaltung aus. „Es wird nicht ohne zusätzliche Fähigkeiten gehen“, so Maas. Außerdem müssten die Einsätze stärker mit der zivilen Hilfe abgestimmt werden.

Doch mehr Sicherheit allein löst längst nicht alle Probleme. Der Kongo ist von einem funktionierenden Gesundheitssystem weit entfernt. Häufig gibt es keine Krankenhäuser oder Praxen, sondern nur informelle Einrichtungen. „Da kommt jemand wegen Malaria und geht mit Ebola wieder heim“, sagt WHO-Fachmann Fall.

Kein Vertrauen in Ärzte und Impfungen

Hinzu kommt ein tief sitzendes Misstrauen gegenüber medizinischen Experten, Kliniken und Impfkampagnen – nicht nur im Kongo. Das zeigen Zahlen einer Umfrage des britischen Wellcome-Trusts, die beim kontinentalen Weltwirtschaftsforum in Kapstadt präsentiert wurden. Die Umfrage ist Teil einer repräsentativen Studie, für die insgesamt 140.000 Menschen in 144 Ländern befragt wurden. Demnach liegen 16 der 20 Länder, in denen das Vertrauen am geringsten ausgeprägt ist, in Afrika. Nach der Studie haben 27 Prozent der befragten Afrikaner absolut kein Vertrauen in Krankenhäuser oder Kliniken.

Die Umstände, unter denen die Helferinnen und Helfer im Kongo gegen Ebola kämpfen, sind äußerst widrig. Nach Einschätzung der beteiligten Fachleute kann es noch Monate dauern, bis die Ausbreitung gestoppt ist. UN-Koordinator Gressly sagt aber auch: „Die Dinge sehen positiv genug aus, dass wir Fortschritte sehen.“

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