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Er hatte nie Probleme damit, sich mit den noch Mächtigeren anzulegen. Dem Parteichef und Bundeskanzler Helmut Kohl ging er politisch später mitunter aus dem Weg – sein Amt als Generalsekretär der Partei hatte Kurt Biedenkopf im Zwist mit Kohl niedergelegt. Und auch der jetzigen Bundeskanzlerin Angela Merkel blieb der christdemokratische Politiker ein kritischer Begleiter. Den Atomausstieg etwa geißelte Biedenkopf als Fehlentscheidung, an der die Partei nicht ausreichend beteiligt worden sei. „Dass die Kanzlerin ihre neu gewonnene Sicht zur Grundlage der Energiewende für alle erklärt, ist das Überraschende“, so Biedenkopf einmal in feiner Kritik gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.
In einer Zeit, als die Herren sich noch verstanden: Kurt Biedenkopf (links) als Generalsekretär unter Parteichef Helmut Kohl
Nun ist der langjährige sächsische Ministerpräsident gestorben. Der CDU-Politiker sei im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen, teilte die Staatskanzlei in Dresden mit. Biedenkopf wurde 91 Jahre alt. Die Beisetzung soll im engsten Familienkreis stattfinden. In Abstimmung mit der Familie will Sachsen einen Trauerakt ausrichten, für öffentliche Gebäude wurde Trauerbeflaggung angeordnet.
„Ein großer Sachse“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte den gebürtigen Pfälzer eine „wichtige Integrationsfigur, ein Symbol der inneren Einheit“ Deutschlands. Die Bundeskanzlerin bezeichnete ihn als „herausragenden politischen Kopf und Intellektuellen“. Der sächsische Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) lobte den ersten Ministerpräsidenten nach der Wiedervereinigung als „großen Sachsen“. Als Ministerpräsident habe er „von 1990 bis 2002 das Fundament für eine erfolgreiche Entwicklung unserer Heimat gelegt – stark in Deutschland, geachtet in der Welt, bereit für die Zukunft“, sagte Kretschmer.
Kurt Biedenkopf kam am 28. Januar 1930 in Ludwigshafen am Rhein in Rheinland-Pfalz zur Welt. Er lebte mit seiner Familie zunächst in Schkopau bei Merseburg (Sachsen-Anhalt) und später in Hessen, wo er auch sein Abitur ablegte. Er studierte in den USA und in Deutschland Politikwissenschaft, Rechtswissenschaften sowie Nationalökonomie. 1958 wurde er zum Doktor der Rechte promoviert.
Mit 37 Jahren wurde der Jurist und Ökonom an der Ruhr-Universität Bochum Deutschlands jüngster Universitätsrektor, war danach Mitglied der Geschäftsführung des Henkel-Konzerns und als 43-Jähriger Generalsekretär der CDU Deutschlands. Von 1976 bis 1980 gehörte er dem Deutschen Bundestag an. 1984 war Biedenkopf sogar als EU-Kommissionspräsident im Gespräch.
Die Partei erneuert
Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet würdigte Biedenkopfs Wirken in der Partei und in Nordrhein-Westfalen. Er habe in dem Bundesland die Verbände Nordrhein und Westfalen zusammengeführt und als Generalsekretär die CDU erneuert. Bereits in den 1980er Jahren machte Biedenkopf sich für eine „ökologische Erneuerung der Marktwirtschaft“ stark – und eckte bei den eigenen Parteikollegen an, als er öffentlich respektvolle Worte für die Grünen fand.
In Sachsen konnte der als „König Kurt“ bekannte Politiker sich über drei Amtsperioden an der Macht halten. Doch sein Ende als Ministerpräsident war eher unrühmlich: Seine Popularität sank nach Affären um mögliche finanzielle Vorteile, die er privat mit Bezug zu seiner politischen Tätigkeit in Anspruch genommen haben soll. Hinzu kam ein auf offener Bühne ausgefochtener Kampf um seine Nachfolge: Biedenkopf konnte den Aufstieg des missliebigen Ex-Finanzministers Georg Milbradt nicht verhindern – und trat im Januar 2002 zurück.
ml/mak/jj (epd, dpa, afp, munzinger)
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