Die Mauer ist gerade erst gefallen, als sich Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl in Ost-Berlin mit seinem DDR-Kollegen Horst Kaminsky trifft. Die Behördenchefs sprechen über die schwierige Versorgungslage östlich der Elbe, die schwindenden Exporte und die sich leerende Staatskasse. Der Arbeiterstaat braucht mal wieder Geld, so nimmt es Pöhl als Botschaft mit. D-Mark, versteht sich. Mindestens zehn Milliarden.

Kein Thema sind dagegen Gedankenspiele für eine Währungsunion, die einige Politiker in der fernen Bundeshauptstadt Bonn anstellen. Und so bügelt Pöhl auf der Treppe der Staatsbank Journalisten ab, die ihn danach fragen. Für so etwas, sagt er, sei es „zu früh“.

Dummerweise hat Bundeskanzler Helmut Kohl fast zur selben Stunde der DDR-Führung genau dieses Angebot gemacht – aber versäumt, den Behördenchef zu informieren. Pöhl weiß von nichts und findet das, wie er später sagt, „ungewöhnlich und auch ärgerlich“. Erst einmal müsse „die Wirtschaft umstrukturiert werden“, stellt er kurz darauf im Zentralbankrat fest. „Erst dann fließt das notwendige Realkapital in die DDR.“

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