Rostock – Die Zeiten, als Kriminalgeschichten vornehmlich in der Londoner Unterwelt, in New York City oder Italiens Mafia-Hochburgen spielten, sind lange vorbei. Das Grauen ist mittlerweile lokal geworden – und wie!

Ob „Seebrücke in Flammen“, Wustrower Himmelfahrt“ oder „Bansiner Fischermord“ – in Mecklenburg-Vorpommern boomen die Heimat-Krimis. Bei Hinstorff in Rostock, größter und ältester Buchverlag des Landes, sind aktuell knapp 50 Ostsee-Thriller verfügbar.

So viel wie nie! „Und pro Halbjahr kommen drei neue dazu“, verrät Verlagsleiterin Eva Maria Buchholz (59). „Die Nachfrage entwickelt sich sehr gut. Manche Bücher sind schon mehrfach aufgelegt worden.“

Wie erklärt sich dieses Phänomen?

„Einheimische freuen sich, wenn sie ihre Stadt oder Region wiedererkennen und sich das ,Grauen vor der Haustür‘ dadurch genau vorstellen können. Manchmal gibt es ja sogar Anspielungen auf bekannte Gesichter der Stadt,“ so Buchholz. „Touristen wiederum lesen gern Regionalkrimis, weil sie dadurch gleichzeitig ihren Urlaubsort besser kennenlernen.“

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Krimi-Autor Jens-Uwe Berndt lässt die Killer vorzugsweise auf der Insel Rügen zuschlagen.

Foto: Privat

Einer der Autoren, Jens-Uwe Berndt (56), hat bereits zwei lokale Krimis beim Hinstorff-Verlag veröffentlicht. In seinem Buch „Die Toten von Ralswiek“ geht es um mysteriöse Morde bei den Störtebeker-Festspielen und in seiner „Todesfalle Rügen“ um einen unheimlichen Frauen-Killer. „Da ist viel aus meinem Wissen über Rügen eingeflossen“, sagt der Autor, „einige Vorfälle sind tatsächlich geschehen“.

Authentizität scheint das Erfolgsgeheimnis zu sein. Der Horror in der Nachbarschaft fasziniert offenbar.

Verlagsleiterin Buchholz: „Ich glaube, dass die Grenze zwischen Fiktion und Realität durch einen Krimi, der in einem tatsächlich existierenden Ort angesiedelt ist, verschwimmt und das Grauen sozusagen ganz nah an die Leser heranrückt. Ein bisschen gruselig ist die Vorstellung ja schon, abends durch eine dunkle Straße meines Heimatortes zu gehen, von der ich vorher gelesen habe, dass dort ein Mord passiert ist…“

Tatort Küste – die Spannung ist „gebucht“!

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