Es passiert, wenn wir müde sind, aber auch bei Langeweile: Wir gähnen. Babys tun es schon vor der Geburt im Bauch der Mutter, Erwachsene gähnen im Schnitt acht- bis zehnmal am Tag. Auch die meisten anderen Säugetiere und sogar Reptilien und Vögel gähnen.

Aber warum eigentlich? Forscher haben in Experimenten verschiedene Vermutungen überprüft. Gähnen wir, um den Körper besser mit Sauerstoff zu versorgen? Macht es wacher? Kühlt das Ein- und Ausatmen mit weit aufgerissenem Mund das Gehirn? All das scheint nicht der Fall zu sein.

Bislang konnten die Forscher keine körperliche Funktion des Gähnens eindeutig dingfest machen. Dafür aber eine zwischenmenschliche: Gähnen ist ansteckend. Wer jemanden gähnen sieht, muss kurz darauf oft selbst den Mund aufreißen. Auch Affen und Hunden geht es so.

Manchmal reicht es, sich das Gähnen vorzustellen. Etwa, wenn man einen Text darüber liest. Je besser sich Menschen in andere einfühlen können, desto eher lassen sie sich auch vom Gähnen anstecken. Deshalb vermuten Wissenschaftler, dass es vor allem der Kommunikation dient.

Droht gerade keine Gefahr – ist es also langweilig –, und wir können uns entspannen? Vermutlich haben sich unsere Vorfahren das durch ein kräftiges „Uaaahh“ mit weit aufgerissenem Mund mitgeteilt.

Dieser Text erschien in „Dein SPIEGEL“ 07/2019.

Icon: Der Spiegel Artikelquelle

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