„Bella Ciao“-Gesänge, grün-weiß-rote Fahnen und ein einsamer Staatspräsident in Rom: Italien hat den Tag der Befreiung zum Ende des Zweiten Weltkriegs am Samstag wegen der Corona-Pandemie komplett anders als sonst begangen. Politiker, etwa Staatschef Sergio Mattarella, nahmen am 75. Jahrestag das Thema Widerstand gegen Nazi-Besatzer und Wiederaufbau zum Anlass, um die Bürger zum Durchhalten im Kampf gegen die Viruskrankheit aufzurufen.

Weil größere Zeremonien wegen der Ansteckungsgefahr verboten sind, sangen vielerorts Menschen das Lied „Bella Ciao“, wie Medien schrieben. Etwa an Fenstern, die mit italienischen Fahnen geschmückt waren. Manche musizierten und sangen über Videokonferenzen. Das Partisanenstück geht auf ein älteres Volkslied zurück.


Staatschef Mattarella ging fast alleine zum riesigen „Altare della Patria“, dem Altar des Vaterlands genannten Einheitsdenkmal an der Piazza Venezia in Rom, und ließ einen Kranz niederlegen. In einem Appell an die Bürger schrieb er, dass Italien aus der Geschichte Kraft schöpfen könne für die Viruskrise: „Unsere Besonderheit, dass wir wissen, wie man Widrigkeiten überwindet, kann uns auch heute begleiten, in der harten Prüfung durch eine Krankheit, die so viele Leben zerstört hat.“

Der Tag der Befreiung von der Besatzung durch Nazi-Deutschland bezieht sich in Italien nicht auf das offizielle Kriegsende, sondern auf die Aufstände der Widerstandsbewegung. In dem Mittelmeerland, das zunächst Feindstaat der Alliierten war und dann an ihrer Seite kämpfte, hatten die Deutschen am 2. Mai 1945 kapituliert. Zuvor, am 25. und 26. April, hatten italienische Partisanenbrigaden die Kontrolle über Großstädte übernommen.

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