Stand: 12.04.2021 09:50 Uhr

Bei der ersten Runde der Präsidentenwahl in dem südamerikanischen Land hat Prognosen zufolge der Außenseiter Castillo überraschend die meisten Stimmen erhalten. Nun muss er sich einer Stichwahl stellen.

Bei der Präsidentenwahl in Peru liegt der Linkskandidat Pedro Castillo überraschend vorn. Laut Wahlnachbefragungen kommt der Bewerber der marxistisch-leninistischen Splitterpartei „Perú Libre“ auf knapp 16 Prozent der Stimmen, wie die Zeitung „El Comercio“ berichtete.

Hinter dem Grundschullehrer lagen demnach der konservative Wirtschaftswissenschaftler Hernando de Soto und die rechte Ex-Abgeordnete Keiko Fujimori. Die beiden stärksten Kandidaten gehen in die Stichwahl.

Der 79-jährige De Soto ist international als Fachmann für Entwicklungspolitik anerkannt. Fujimori ist die Tochter des früheren Präsidenten Alberto Fujimori, der Peru autokratisch regierte und wegen des Einsatzes von Todesschwadronen zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurde.

Der Außenseiter im Wahlkampf

Castillo hatte bei der Wahl fast niemand auf dem Schirm. Dass der Urnengang in Peru eine unübersichtliche und fragmentierte politische Landschaft hinterlassen wird, war zwar klar. Aber Castillo tauchte nie in der Liste der Favoriten auf. In Umfragen galt er als Außenseiter.

Beobachter werten das Ergebnis als eindeutige Protestwahl. Korruptionsskandale und politische Wirren haben das Vertrauen in die Politiker des Landes erschüttert. Im November hatten sich in einer Woche drei Präsidenten die Klinke in die Hand gegeben.

Radikale Agenda

Castillo stammt aus der Provinz Chota im Norden des Landes und war politisch bislang nur als Anführer eines Lehrerstreiks im Jahr 2017 in Erscheinung getreten. Die Regierung hatte ihm damals Verbindungen zu Sympathisanten der linken Rebellengruppe „Leuchtender Pfad“ vorgeworfen.

Im Wahlkampf war er mit radikalen Vorschlägen aufgefallen: Er kündigte an, die Verfassung zu ändern, das Verfassungsgericht abzuschaffen, die Medien zu regulieren und die Öl- und Gasförderung zu verstaatlichen. Er sprach auch davon, einen sozialistischen Staat zu begründen.

Peru leidet besonders stark unter der Corona-Pandemie: Es gehörte zeitweise zu den Ländern mit der höchsten Sterblichkeitsquote weltweit, zudem brach die Wirtschaft im vergangenen Jahr um 12,9 Prozent ein.

Mit Informationen von Ivo Marusczyk,  ARD-Studio Buenos Aires

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