Die letzte Senkung der Leitzinsen durch die Federal Reserve, die US-Notenbank Fed, ist noch keine zwei Monate her. Und nun haben Notenbank-Chef Jerome Powell und seine Kollegen an diesem Mittwoch den geldpolitischen Schlüsselsatz wieder um einen Viertelprozentpunkt gekappt. Zuletzt hatten sie die Zinsen Ende Juli auf die Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent gesenkt. Nun steht das Niveau zwischen 1,75 und 2,0 Prozent.
In jüngster Zeit hatte Powell sich in seinen öffentlichen Äußerungen bedeckt gehalten: Er deutete keine konkreten Zinsschritte an, er sagte aber auch nichts, was die Erwartung der Märkte nach einer weiteren Zinssenkung erschüttert hätte. Powell erklärte, die Konjunktur sei weiter robust. Die Zentralbank sei aber entschlossen, dafür zu sorgen, dass der Motor weiter brumme.
Eigentlich hat die US-Notenbank lediglich dafür zu sorgen, dass die Preise stabil bleiben und die Arbeitslosigkeit niedrig. So will es das amerikanische Gesetz. Der amerikanische Präsident aber will viel mehr. Donald Trump lässt kaum eine Gelegenheit vergehen, von der – unabhängigen – Zentralbank radikale Schritte zu fordern: Sie solle die Zinsen auf Null oder darunter fahren, um die Wirtschaft anzukurbeln und damit er die Schulden der USA senken könne. Im Übrigen sei Fed-Chef Powell ein „Holzkopf“.
Niedrige Inflation, langes Wachstum
Schaut man auf die harten Fakten, hatte die Fed kaum Anlass, wieder aktiv zu werden, nachdem sie im Juli zu ersten Mal seit elf Jahren den Leitzins gesenkt hatte. Die Arbeitslosigkeit in den USA ist mit 3,7 Prozent so niedrig wie seit fünfzig Jahren nicht. Die Inflationsrate mit rund zwei Prozent findet man ziemlich genau dort, wo sie für die Fed liegen sollte.
Der Leitzins, die sogenannte Federal Funds Rate, ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Bürger weniger für den Schuldendienst ausgeben müssen – sie haben so mehr Einkommen zur Verfügung.
Tatsächlich gibt es gewisse Anzeichen für Probleme, die sich auf den Konsum und damit eine Hauptstütze der US-Ökonomie auswirken könnten. Zwar wächst die Wirtschaft bereits seit zehn Jahren, derzeit mit rund zwei Prozent. Es ist der längste dokumentierte ununterbrochene Aufschwung, aber das Wachstum hat sich zuletzt abgeschwächt. Der von Präsident Donald Trump angezettelte Handelskrieg mit China lastet auf der Konjunktur. Firmen fahren Investitionen zurück, an bestimmten Industriestandorten schrumpft die Beschäftigung in den Fabriken. Die Auftragsbestände werden kleiner. Daten vom Anleihenmarkt ließen eine Rezession befürchten, vermelden Analysten.
„Müde Konsumenten“?
Auch gibt es Beobachter, die auf Warnsignale hinweisen, wie den steigenden Anteil von Konsumentenkrediten, die nicht mehr bedient werden könnten. „Wird der amerikanische Konsument müde?“, fragt auch der Ökonom Torsten Slok von der Deutschen Bank in der „FAZ“. Warnsignale sieht denn auch die Fed: „Wir prognostizieren und erwarten keine Rezession», sagte Powell Anfang September. Gleichzeitig räumte er aber ein, dass seit der letzten Fed-Sitzung im Juli viel passiert sei, was Auswirkungen auf die Konjunktur haben könnte.
Ein weiteres Problem, auf das sich die Höhe der Leitzinsen direkt auswirkt, hat Präsident Trump ebenfalls zu verantworten: die kräftig gestiegene Verschuldung der USA – und das betrifft die gesamten Staatsschulden wie auch den aktuellen US-Haushalt. Das Haushaltsdefizit des Bundes hat in diesem Jahr die Billionen-Dollar-Grenze überschritten und ist um 19 Prozent höher als vor einem Jahr. Dieses Defizit muss finanziert werden, und dabei spielen die Leitzinsen eine Rolle, wenn auch zum Teil eher langfristig.
US-Präsident Trump hat eher kurzfristige Interessen. Im November kommenden Jahres stehen Neuwahlen an. Und explodierende Schulden und eine schwächelnde Wirtschaft sind kein gutes Argument im Wahlkampf.
ar/ku (dpa,rtr – Archiv)
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