Es war der bislang heftigste Taifun auf den Philippinen in diesem Jahr. Mindestens 375 Menschen kamen beim Durchzug des Wirbelsturms „Rai“ in dem südostasiatischen Inselstaat ums Leben. Mittlerweile hat die Regierung der Notstand ausgerufen. Die Such- und Rettungsarbeiten in den am schlimmsten betroffenen Gebieten des riesigen Archipels sind noch lange nicht abgeschlossen. Tausende Einsatzkräfte von Militär, Polizei, Küstenwache und Feuerwehr wurden entsendet.

„Rai“, von den Einheimischen „Odette“ genannt, war am Donnerstag und Freitag mit Windgeschwindigkeiten von 195 Stundenkilometern über die südlichen und mittleren Inseln der Philippinen hinweggefegt. Dächer flogen von Häusern, Strommasten stürzten um und zahlreiche Dörfer wurden überflutet. In vielen Gebieten wurden die Stromversorgung und das Telefonnetz lahmgelegt. Auch Krankenhäuser wurden beschädigt.

Von dem Tropensturm, der Ende vergangener Woche über den Inselstaat gefegt war, seien etwa 2,4 Millionen Menschen betroffen, teilte das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit. 684.000 Menschen seien vertrieben und 139.000 Häuser beschädigt worden.

Super-Taifun entspricht Hurrikan der Kategorie fünf

Staatschef Rodrigo Duterte besuchte am Samstag einige der am schwersten betroffenen Gegenden und sagte zu, „Geld zu sammeln“, um den Opfern zu helfen. Zugleich räumte er ein, dass die Regierung bankrott sei. Der Wiederaufbau werde „ein langer, harter Weg für die Menschen“, sagte der Leiter der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften auf den Philippinen, Alberto Bocanegra. Die Hilfsorganisation bat in einem Spendenaufruf um umgerechnet gut 19 Millionen Euro.

Von der Nachbarinsel Dinagat berichtete Governeurin Arlene Bag-ao, die gesamte Insel sei „dem Erdboden gleichgemacht“ worden. „Wände und Dächer wurden abgerissen und weggeweht, als ob sie aus Papier seien.“ Die Schäden seien mit denen von Supertaifun „Haiyan“ im Jahr 2013 vergleichbar und möglicherweise noch schlimmer. Damals waren mehr als 7300 Menschen ums Leben gekommen oder gelten seither als vermisst – es war der tödlichste Taifun auf den Philippinen seit Beginn der Aufzeichnungen.

Rai“ war am Donnerstag auf Siargao auf Land getroffen. Die Einstufung als Super-Taifun entspricht einem Hurrikan der Kategorie fünf in den USA. Weltweit ereignen sich in der Regel etwa fünf Stürme dieser Stärke pro Jahr. „Rai“ traf die Philippinen zum Ende der Taifun-Saison. Die meisten heftigen Wirbelstürme entwickeln sich zwischen Juli und Oktober. Wissenschaftler warnen seit langem, dass Taifune durch den menschengemachten Klimawandel an Stärke zunehmen.

cl

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