Normalerweise steigt die Erwerbstätigkeit in Deutschland im zweiten Quartal eines Jahres stark an. Doch die Corona-Krise wirkt sich auch hier aus: Statt eines Anstiegs misst das Statistische Bundesamt einen außergewöhnlich großen Rückgang.

Die Corona-Pandemie beeinflusst zunehmend auch den deutschen Arbeitsmarkt. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum zweiten Quartal 2020.

Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Erwerbstätigen um 1,3 Prozent, entspricht etwa 574.000 Personen. Insgesamt gelten damit etwa 44,7 Millionen Menschen in Deutschland als erwerbstätig.

Im ersten Quartal 2020 hatte die Veränderungsrate noch im Plus gelegen, bei 0,3 Prozent. 

Noch stärker sank das Arbeitsvolumen, das die von allen zusammen geleistete Arbeitszeit zusammenfasst. Sie verringerte sich nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vor allem wegen der Kurzarbeit im Vergleich zum Vorjahresquartal um 10,0 Prozent auf 13,3 Milliarden Stunden.

Damit entfielen auf jeden Einzelnen 297,3 Arbeitsstunden, 8,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Stärkster Rückgang in Dienstleistungsbranche

In der Dienstleistungsbranche kam es zu einem Rückgang der Erwerbstätigenzahl von 1,1 Prozent. Das entspricht einem Minus von 369.000 Personen. Die Branche ist damit am stärksten betroffen. Zuletzt sank hier die Beschäftigung gegenüber dem Vorjahr vor fast 17 Jahren.

Die größten Beschäftigungsverluste verzeichneten dabei der Handel, der Verkehr und das Gastgewerbe sowie die Unternehmensdienstleister, zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört.

Beschäftigungsgewinne gab es hingegen bei den Öffentlichen Dienstleistern, Erziehung und Gesundheit und in den Bereichen Information und Kommunikation.

Keine negative Auswirkung der Kurzarbeit

Die Statistikerinnen und Statistiker machten außerdem deutlich, dass die Corona-Maßnahmen die Schätzung der Erwerbstätigenzahlen erschwerten.

Allerdings wirke sich die von der Bundesregierung stark voran getriebene Kurzarbeit nicht auf die Erwerbstätigenzahlen aus. Menschen in Kurzarbeit werden weiterhin als Erwerbstätige gezählt und nicht als Erwerbslose. 

Weniger Selbstständige 

Laut Bundesamt geht der Rückgang der Erwerbstätigkeit zu gut drei Vierteln auf einen Rückgang bei der Zahl Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zurück.

Diese sank im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 um 434.000 um 1,1 Prozent auf 40,64 Millionen Personen.

Und auch die Zahl der Selbstständigen verringerte sich: im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,4 Prozent auf 140.000 Personen auf 4,02 Millionen. 

Rückgang in der EU doppelt so hoch

Nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat sank im zweiten Quartal 2020 in den 27 Ländern der Europäischen Union die Erwerbstätigkeit gegenüber dem Vorjahresquartal stärker als in Deutschland. So betrug der Rückgang in der EU 2,7 Prozent.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. August 2020 um 11:00 Uhr.

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