Blamage gegen Nordmazedonien Löw vermeidet Panik-Modus: EM-Glaube bleibt

Joachim Löw

«Auf keinen Fall dürfen wir jetzt völlig den Glauben verlieren an die Stärke, die die Mannschaft hat», sagt Löw. Foto: Federico Gambarini/dpa

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Joachim Löw vertagt die Müller-Frage bis zum Schluss. Auch nach dem entlarvenden und schmerzhaften 1:2 gegen Nordmazedonien will sich der Bundestrainer nicht zu einer Rückholaktion des Ex-Weltmeisters drängen lassen.

Joachim Löw glaubt auch nach dem zweiten großen Peinlich-Auftritt der Fußball-Nationalmannschaft innerhalb weniger Monate noch an eine wundersame Wendung bis zur Europameisterschaft.

Seine nach der 0:6-Schmach in Spanien von Außenseiter Nordmazedonien beim 1:2 in der WM-Qualifikation am Mittwochabend in Duisburg schon wieder entlarvten Spieler um Ersatz-Kapitän Ilkay Gündogan und Glücklos-Joker Timo Werner entließ der Bundestrainer mit einer überraschenden Erkenntnis in den Saison-Endspurt mit ihren Vereinen bis zum Turnier-Ernstfall im Sommer.

«Auf keinen Fall dürfen wir jetzt völlig den Glauben verlieren an die Stärke, die die Mannschaft hat. Auf keinen Fall dürfen wir auch das Gefühl verlieren, dass wir in der Lage sind, ein sehr gutes Turnier zu spielen. Das habe ich eben auch den Spielern gesagt», berichtete Löw fast schon beschwörend über seine Anweisungen nach der Demütigung durch den Underdog vom Balkan, mit dem es bei der EM ein schnelles Wiedersehen geben könnte, den Einzug in die K.o.-Phase vorausgesetzt.

Die brennende Frage, die die Fans der Nationalelf bewegt, ließ Löw unbeantwortet. Die Entscheidung über ein Comeback der Ex-Weltmeister Thomas Müller (31) und/oder Mats Hummels (32) als mögliche Stabilisatoren einer unverändert volatilen Mannschaft hat für den 61-Jährigen weiterhin keine Priorität. «Die Frage ist jetzt heute nicht zu beantworten aufgrund des einen Spiels. Die Frage ist ja auch nicht gestellt worden nach den letzten beiden Spielen. Wir haben gesagt, dass die Entscheidung insgesamt dann im Mai fällt», wiegelte Löw ab.

Als nachträglich weise erweist sich die Rücktrittsankündigung Anfang März. Ohne diese wäre eine Entscheidung aus freien Stücken über seine berufliche Zukunft jetzt für Löw kaum noch möglich gewesen. Kurz vor dem Ende seiner Ewig-Ära nach der EM vertraut der Weltmeister-Coach von 2014 nun einfach unbeirrt auf sein persönliches Krisenmanagement.

Turniertauglichkeit soll wieder in der unmittelbaren Vorbereitung vom 25. Mai an in Seefeld in Tirol erreicht werden. «Es nützt jetzt nichts, irgendwelche Alibis zu suchen. Jeder muss sich in der Mannschaft Gedanken machen, okay, was können wir verbessern?», sagte Löw nach dem bedenklichen Rückfall. «Und wenn wir etwas Zeit haben, dann werden wir da schon auch Konstanz reinbringen und die richtigen Dinge anpacken», gab er eine erstaunlich positive Prognose für die EM-Duelle mit Weltmeister Frankreich, Europameister Portugal und dem dritten Gruppengegner Ungarn ab.

Nach dem Mut-Macher gegen Island (3:0) und dem zumindest stabilen Auftritt gegen Rumänien (1:0) zum Jahresauftakt zeigte der Rückschlag gegen Nordmazedonien eines schonungslos auf: Die junge Löw-Auswahl ist auch im dritten Umbruchjahr fragil. Wenige Positionsverschiebungen auf dem Platz – ausgelöst durch die Hereinnahme von Robin Gosens – bringen das Grundgerüst durcheinander. Mit großer Spannung wird nun Löws Zusammenstellung des EM-Kaders erwartet. «Wir werden uns die nächsten Tage, die nächsten Wochen intensiv Gedanken machen, werden alles nochmal überprüfen», kündigte der Bundestrainer an.

dpa

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