Mehrere Großbrände halten derzeit Kalifornien in Atem. Allein rund um die Großstadt Los Angeles müssen 50.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Erneut wird der Strom abgestellt.

 Von Katharina Wilhelm, ARD-Studio Los Angeles

Ihre Sirenen sind allgegenwärtig. Die Feuerwehr scheint in Los Angeles überall zu sein – das muss sie auch, denn rund um die Großstadt sind gleich mehrere Brände ausgebrochen, die drohen, Hunderte Häuser zu zerstören. In Santa Clarita und San Bernadino wüten Brände – rund 50.000 Menschen sind gezwungen, ihre Häuser schnellstens zu verlassen. Und auch wer nicht direkt vom Feuer betroffen ist, der sieht und riecht es überall. Dicke dunkle Rauchwolken hängen über der Metropole. 

Feuer außer Kontrolle

Auch im Weinanbaugebiet Sonoma County nahe San Francisco weiter im Norden brennt es noch heftig. In Geyersville ist ein Feuer nicht unter Kontrolle zu bekommen. Hunderte Häuser mussten zwangsevakuiert werden. Ein Reporter des örtlichen Fernsehsenders KCRA zeigt in einem Video eindrücklich, dass die Funken auf die Erde herunter regnen. Durch die Funken werden wiederum Dutzende neue Brände entfacht.

Wetter spielt Feuer in die Hände

Die Rettungskräfte sind mit Hubschraubern, Löschflugzeugen und Tanklastern im Einsatz, konnten bisher die großen Feuer kaum eindämmen. Grund für die vielen Brände sind die Wetterbedingungen. In Kalifornien wehen heiße und schnelle Winde, die teils orkanartige Stärke erlangen können, sie wirken, als hätte jemand einen Fön auf höchste Stufe gestellt. Bis zum Wochenende gilt extrem hohe Alarmbereitschaft bei der Feuerwehr.

Dazu kommt, dass Hunderttausende Menschen wieder ohne Strom auskommen müssen, da die Energieversorger diesen vorsorglich abgeschaltet haben. In Südkalifornien sollen etwa 30.000 Menschen davon betroffen sein. Der Energieversorger SoCal Edison teilte aber mit, dass insgesamt bei 300.000 Haushalten überlegt werde, den Strom abzudrehen.

Kritik an Stromkonzernen

Das Vorgehen der Stromkonzerne entfacht beim demokratischen Gouverneur Gavin Newsom großen Ärger – auf einer Pressekonferenz brachte er die Klimakrise mit den Versäumnissen der Stromanbieter zusammen:

„Die heißen Tage werden heißer, die Trockenheit nimmt zu, die nassen Phasen werden nasser. Doch das ist mehr als nur Klimawandel den wir hier sehen. Es geht um private Stromanbieter wie GG&E. Es geht um einen gefräßigen Kapitalismus, der auf Klimawandel trifft. Es geht um unternehmerische Gier, die auf Klimawandel trifft. Es geht um Jahrzehnte von Missmanagement. Dafür müssen sie verantwortlich gemacht werden.“

Marode Kabel schlagen Funken

Der Stromkonzern PG&E war für ein verheerendes Feuer im vergangenen Jahr verantwortlich. Wegen Entschädigungszahlungen musste der Stromanbieter Insolvenz anmelden. Nun versuchen die Stromkonzerne, durch vorsorgliche Stromabschaltungen die Gefahr durch Funkenflug ihrer maroden Leitungen zu vermeiden.

Doch ob es ratsamer ist, dass sich tausend Kalifornier dann mit Kerzen eindecken und benzingetriebene Generatoren laufen lassen, ist wohl eine andere Frage.

Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 25. Oktober 2019 um 09:00 Uhr.

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