Kultige Plastik-Boxen Brownie Wise erfand die Tupperware-Party – dann wurde sie vor die Tür gesetzt

Wise perfektionierte den Kult um die Haushaltsboxen. Hier bei einer Tupper-Party am Stand von Hawaii.

Wise perfektionierte den Kult um die Haushaltsboxen. Hier bei einer Tupper-Party am Stand von Hawaii.

© Brownie Wise Papers, Archives Center, National Museum of American History, Smithsonian Institution / Commons

Brownie Wise gilt als Erfinderin der Tupper-Party und machte die kleinen Plastik-Boxen zu einer amerikanischen Institution. Doch die Extravaganz und das freche Mundwerk der „Southern Belle“ führten zu ihrem Rauswurf.

Es gibt Markennamen, die stehen fest für ein Produkt. Wie Tempo für Papiertaschentücher . Oder Tupperware für kleine Plastikboxen, in denen Lebensmittel hygienisch verstaut werden. Dass diese Behälter mit dem Namen Tupper identifiziert werden, liegt an einer Frau. Brownie Wise gilt als einer der größten Verkaufstalente der Nachkriegszeit. Der Legende nach fand sie so ihre Berufung: Eines Abends klopfte ein Vertreter der Stanley Home Products Company an ihre Tür, um ihr Reinigungsmittel, Waschmittel und andere Haushaltsprodukte zu verkaufen. Nach dem Besuch dachte die 34-Jährigen nur: Das kann ich besser als der.

Tupper wurde zur Institution

So kam Wise in den Verkauf. Berühmt wurde sie, weil sie Tupperware zu einer Firma von Weltgeltung machte. Durch Wise wurden die Tupperware-Partys zu einer amerikanischen Institution. Doch zuvor begann sie für Stanley zu arbeiten, sie wurde Manager und gründete eine eigene Niederlassung. Vor allem aber kam sie in Kontakt zu Frank Stanley Beveridge. Ein Pionier, des Verkaufens auf der Straße – von ihm lernte sie die Idee der „Home Party“ kennen, die sie später perfektionierte.

Doch nach ihrem ersten Höhenflug servierte Beveridge sie ab. Er war schlicht der Meinung, dass diese Art von Arbeit eine Verschwendung für eine attraktive Frau wie Wise war. Stinksauer schwor sie: „Ich werde es ihm zeigen.“

Geniale Boxen ohne Verkaufsidee

Damals kannte sie schon die Lebensmittelbehälter von Earl Tupper. Die sicheren und robusten Behälter aus Polyethylen waren damals eine Revolution. Kunststoffe waren relativ neu, vor allem so ein elastisches Material kannte man nicht. Doch Kundinnen misstrauten den Boxen, beim Öffnen konnte ein pupsender Laut entstehen. Und Earl Tupper hatte keine Ahnung, wie man seine genialen Boxen verkaufen könnte.

Wise wusste es, sie erfand die „Tupperware-Partys“. Schon 1950 erlangte Wise die exklusiven Vorkaufsrechte in Florida. Um den Bundesstaat mit Verkäuferinnen abdecken zu können, schrieb sie ihr erstes eigenes Handbuch für die neuen Verkäuferinnen. Die Bibel der Tupperware-Dame. „Die angenehme Party-Atmosphäre wirkt entspannend. Alle Gäste sind vom Gruppengeist der Party erfüllt. Die ungezwungene Stimmung dient dazu, den Verkaufswiderstand der Anwesenden zu verringern und den Wettbewerbsgeist zu erhöhen. Kauflust ist ansteckend; es ist eine bewiesene Tatsache, dass Sie mehr an eine Gruppe von 15 Frauen verkaufen werden, als Sie einzeln an sie verkaufen werden.“

Wise kannte alle Tricks, um die Boxen an die Frau zu bringen. Auf den Partys wurde stets eine mit rotem Traubensaft gefüllte Box hin- und hergeworfen. Das lockerte die Stimmung und bewies, wie sehr die Boxen dichthielten.

Ausbruch aus dem Nichtstun

Wise beschäftigte keine Vertreterinnen. Ihre Tupper-Damen kamen aus dem gleichen Milieu wie die Kundinnen, für sie alle war es auch eine Chance aus dem Dasein als Nur-Hausfrau auszubrechen. Mit Tupperware verdienten sie Geld, aber es war auch eine immerwährende Party. Wise hatte den Event-Verkauf erfunden. Als Event wurden auch die Treffen der Tupper-Ladys von Wise organisiert. Bei so einem Treffen durften die Frauen als Schatzgräberinnen auf ein Feld, um dort Schmuck und teure Uhren auszugraben. Am Rand standen ihre Männer und feuerten die Schatzsucherinnen an. Top-Verkäuferinnen erhielten einen Nerz oder Cadillac. Wise selbst fuhr einen rosa Cadillac, den ihr Tupper geschenkt hatte. Passend dazu ließ sie ihre Papageien rosa färben.

Trotz ihres Erfolges kam sie nicht wirklich mit Tupper zurecht. Bei Lieferproblemen im Jahr 1951 stauchte sie den Boss am Telefon zusammen. Bob Kealing, ihr Biograf, schrieb: „Respekt war für Tupper von großer Bedeutung, und diese Art von frechem Mundwerk konnte dazu führen, dass ein Mitarbeiter auf der Stelle gefeuert wurde.“ Aber angesichts der Bedeutung von Wises Verkaufserfolgen unternahm der verstimmte Tupper nichts gegen seine beste Verkaufskanone.

Frech und extravagant

Im Gegenteil, Ende des Jahres wählte der Vorstand der Tupperware Corporation Wise zur Vizepräsidentin. Der Umsatz explodierte. Wise verdiente damals sagenhafte 30.800 Dollar im Jahr, außerdem wurde ihr eine riesige Villa zur Verfügung gestellt.

Gleichzeitig wurde Wise von der PR zum Gesicht der Marke aufgebaut. Tupper selbst scheute Öffentlichkeit. Wise war die erste Frau, die auf dem Cover des US-Wirtschaftsmagazins „BusinessWeek“ zu sehen war. Doch leider führte der Höhenflug auch dazu, dass sie sich einen zusehends frecheren und respektlosen Ton Tupper gegenüber herausnahm. Spleenige Anwandlungen bestärkten Tuppers Befürchtung, dass es Wise mehr um den eigenen Ruhm als um den Erfolg der Haushaltsboxen ging.

1955 kam es erstmals zu Absatzproblemen. 1957 führte eine extravagante Party von Wise zum endgültigen Bruch. Sie hatte 1200 Gäste auf eine Insel eingeladen, als ein Unwetter über die Gesellschaft hereinbrach. Es kam zu Tumulten und Schlägereien, Boote gingen unter, 21 Menschen wurden verletzt. Die Firma wurde mit Klagen überzogen. Im Januar darauf feuerte Tupper das Verkaufsgenie und verlangte, dass jede Spur von Wise in der Firma getilgt werden müsste. Die Beziehung endete in einer Flut gegenseitiger Klagen.

Im späteren Berufsleben erzielte Wise weitere Erfolge, aber an den Ruhm der Tupper-Ära konnte sie nie wieder anknüpfen. Sie starb 1992, 79 Jahre alt. In späteren Jahren wurde sie als Pionierin für Frauen im Geschäftsleben betrachtet. Sie selbst sah ihren Berufszweig sehr nüchtern und entgegnete: „Ich brauchte das Geld für mich und mein Kind. Also ging ich da raus und zeigte es ihnen.“

Quelle: Bob Kealing. The Remarkable Story of How Brownie Wise Built, and Lost, a Tupperware Party Empire

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