Es gab bislang nur wenige Momente während der Impeachment-Anhörungen, in denen Donald Trump schwieg. Am Donnerstag war es soweit: Nachdem Fiona Hill, langjährige Russland-Expertin im Nationalen Sicherheitsrat ihn, seine Außenpolitik und die Republikaner kühl demontiert hatte. Das saß. Doch die Stille im Weißen Haus währte nicht lang. Schon am Freitagmorgen war der US-Präsident wieder im Angriffsmodus – und rief bei seinem Lieblingssender Fox News an, um der Nation seine Gefühle und Gedanken anzuvertrauen. Live. Und davon hat er viele.

Donald Trump von Obama und FBI abgehört?

Ziemlich genau eine Stunde lang plauderte er mit den drei Fox-Moderatoren Ainsley Earhardt, Steve Doocy und Brian Kilmeade über, nun ja, so ziemlich alles. Zu Beginn eröffnet er US-Präsident das Gespräch mit einem Reigen an Vorwürfen: Seinen Erzfeind im Abgeordnetenhaus und Vorsitzenden der Amtsenthebungsermittlungen, Adam Schiff, beleidigte er als „kranken Schnösel. Er ist so krank, er denkt sich alles aus, er ist krank“. Dann beschuldigte er die Vorgängerregierung unter Barack Obama sowie das FBI, ihn abzuhören, was einmalig in der Geschichte sei. Nancy Pelosi, die Oppositionsführerin, sei verrückt und die schlimmste Politikerin in der Geschichte der Demokraten.

"Ich will nichts": US-Präsident Donald Trump liest vor der Presse von einem Zettel ab

Lob gab es ebenfalls in seinen stellenweise schwer zu folgenden Ausführungen. Auch Eigenlob. So will er viel für die Ukraine getan haben (worüber aber niemand rede), sein (umstrittenes) Telefonat mit Woldimir Selenskij (Präsident der Ukaine) sei „makellos, angemessen, perfekt“ gewesen. Und, wohl der skurrile Höhepunkt: Das Telefonat zwischen ihm und dem EU-US-Diplomat könne nicht mitgehört worden sein (wie ein Botschaftsmitarbeiter ausgesagt hatte). Grund: Er selbst habe ein unglaublich gutes Gehör, es aber in 40 Jahren nie geschafft, ein Telefongespräch mithören zu können.

Trump will Eingreifen Chinas verhindert haben

In diesem Duktus ging es weiter. So beklagte er, dass die frühere Ukraine-Botschafterin sich ein Jahr lang geweigert habe, ein Trump-Bild in der Kiewer Botschaft aufzuhängen. Über die Proteste, die Hongkong seit Monaten in Atem halten, meinte er, es sei nur ihm zu verdanken, dass die chinesische Regierung bisher nicht hart gegen die Demonstranten durchgegriffen habe. „Ohne mich wäre Hongkong innerhalb von 14 Minuten vernichtet worden.“ Als Grund nannte er die laufenden Verhandlungen mit den USA über ein Handelsabkommen beider Länder. Der einzige Grund, warum der chinesische Präsident Xi Jinping nicht in Hongkong einschreite, sei dessen Sorge über die Auswirkungen auf die Handelsgespräche, so der US-Präsident.

Überraschend kämpferisch gab sich Trump dann in Sachen Amtsenthebung. Überzeugt, dass er die Vorwürfe in der Ukraine-Affäre wird entkräften zu können, sagte er: „Ich will einen Prozess. Wenn die Demokraten die Untersuchungen nicht einstellten, „will Präsident Trump einen Prozess im Senat, denn es ist eindeutig die einzige Kongresskammer, in der er mit Fairness und einem angemessenen Prozess gemäß der Verfassung rechnen kann.“

Ein mutiges Unterfangen. Zwar ist der Senat mehrheitlich in der Hand der Republikaner, doch bislang konnte Trumps Berater ihn immer davon abhalten, sich vis-à-vis den Ermittlern zu stellen. Das war auch schon bei der Untersuchung in der Russland-Affäre so, weil seine Anwälte befürchteten, dass sich der Präsident um Kopf und Kragen reden könnte.

Quellen: Fox News, DPA, AFP, „Neue Zürcher Zeitung“.

Artikelquelle

Artikel in der gleichen Kategorie: