Vox-Show Das Erfolgsgeheimnis von „Sing meinen Song“

"Sing meinen Song"

Sie sind die Teilnehmer der neuen Staffel von „Sing meinen Song“: Singer-Songwriter Ian Hooper, Reggae-Star Gentleman, Singer-Songwriter Joris, Gastgeber Johannes Oerding, Rapperin Nura, Popsängerin Stefanie Heinzmann und Eurodance-Star DJ Bobo (v.l.)

© Markus Hertrich / TV Now

Es gibt keinen Wettbewerb. Keinen Gewinner und keine Verlierer, niemandem zum Mitfiebern. Dazu Künstler, die viele nicht mögen. Wie konnte die Vox-Show „Sing meinen Song“ nur so erfolgreich werden?

Der Erfolg von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ ist wohl der unwahrscheinlichste, den es in den vergangenen Jahren im deutschen Fernsehen gegeben hat. An diesem Dienstag startet bereits die sechste Staffel der Show, mit der Vox regelmäßig Quoten weit über dem Senderschnitt einfährt. Dabei spricht eigentlich fast alles gegen ein Gelingen. Das Konzept verweigert sich auf beinahe aberwitzige Weise allem, was die großen TV-Erfolge auszeichnet: Es ist eine Gesangssendung – doch im Gegensatz zu den Talentshows „The Voice of Germany“ oder „DSDS“ gibt es kein Drama.

Hier werden keine Helden geboren, es gibt keine tragischen Verlierer. Der Zuschauer kann nirgends mitfiebern. Man macht einfach Musik um der Musik willen. Ähnlich wie beim Dschungelcamp – dem neben den Castingshows zweiten Erfolgsformat unserer Zeit – versammelt sich hier ein Haufen Promis und lässt sich beim gemeinsamen Abhängen filmen. Dabei spart „Sing meinen Song“ ausgerechnet die prägendsten Eigenschaften des Dschungelcamps aus: den Ekel und die Schadenfreude.

Ein weiteres Element kommt hinzu, das den Erfolg dieser Sendung unwahrscheinlich macht: Ob Andreas Gabalier oder Sarah Connor, Xavier Naidoo oder Hartmut Engler, die Prinzen oder Lena Meyer-Landrut – viele der Stars sind nicht jedermanns Sache. Es gibt sogar Zuschauer, die keinen einzigen der beteiligten Künstler mögen, einige sogar zutiefst verabscheuen – und doch dienstags den Fernseher einschalten, um ihnen beim Singen zuzusehen. Was genau macht diese Sendung so attraktiv?

„Sing meinen Song“: Vollblutmusiker am Mikrofon

Zum einen merkt man – im Gegensatz zu den meisten Castingshows -, dass hier tatsächlich Könner am Werk sind. Anders als die vielen talentierten Amateure oder Halbprofis von „The Voice“ und Co., ergreifen hier Vollblutmusiker das Mikrofon, die von jahrelanger Konzerterfahrung gestählt sind. Dazu ist die Runde bei „Sing meinen Song“ perfekt ausgewählt: Hier kommen Sängerinnen und Sänger aus verschiedenen Richtungen zusammen. Dadurch geraten die Musikdarbietungen extrem vielseitig. Songs, die jeder aus dem Radio kennt, erklingen hier in ganz neuem Gewand – das ist gleichermaßen unterhaltsam wie spannend.

Ein weiterer Faktor kommt hinzu: Wir sehen einen Haufen Promis, wie sie zusammen abhängen, entspannt miteinander plaudern und Einblicke in ihr Privatleben gewähren. Anders als beim Dschungelcamp sehen wir keine Promis, die ganz unten angekommen sind. Die ihre letzte Chance ergreifen, indem sie sich rund um die Uhr filmen und durch rationierte Nahrung sowie Ekelprüfungen so lange malträtieren lassen, bis sie das Schlechteste in sich zum Vorschein bringen. Bei „Sing meinen Song“ wird niemand gequält. Im Gegenteil: Hier sehen wir erfolgreiche Menschen, die unter optimalen Bedingungen unter dem blauen Himmel Südafrikas miteinander Zeit verbringen. In der aktuellen Staffel ist es aufgrund der Corona-Pandemie zwar nur Gut Weissenhaus an der Ostsee, der Idylle tut das keinen Abbruch.

Kleine Geheimnisse

Vor der traumhaften Kulisse der im Meer untergehenden Sonne sitzt man zusammen, quatscht miteinander, und reihum gibt jeder einen Song zum Besten. Wer würde da nicht gerne mitmachen? Der Zuschauer bekommt die Suggestion eines Blicks durch das Schlüsselloch. Immer wieder werden gezielt kleine Indiskretionen gestreut. Niemals böse. Und natürlich öffnen die Künstler jede Woche gezielt die Schatztruhe ihrer Seele und gewähren einen klitzekleinen Blick hinein. Mal verrät Christina Stürmer, die Ballade „Mitten unterm Jahr“ gehe um den überraschenden Tod ihrer Oma, ein andermal singt Lena Meyer-Landrut ein Lied über ihren Vater – und vergießt dabei Tränen.

Max Giesinger gibt ein kurzes Spontankonzert in der Hamburger Innenstadt

Überhaupt wird muss hier mindestens ein Teilnehmer pro Sendung heulen – denn wie kann man Authentizität besser demonstrieren als mit den eigenen Tränen? So fühlt sich der Zuschauer seinem Star noch näher – und sympathisiert umso stärker mit ihm. Vor allem wird er in der kommenden Woche ganz gewiss wieder einschalten.

Gespielte Glückwünsche

Dabei kommt nicht immer alles aus dem Innersten der Stars, die Redaktion hilft beim erzeugen solch emotionaler Momente gerne nach. In der zweiten Staffel stießen die Musiker gemeinsam mit Christina Stürmer an. Die hatte tatsächlich am Tag der Ausstrahlung Geburtstag. Abgedreht wurde die Sendung jedoch viele Wochen früher: Die Glückwünsche waren also reines Theater.

Doch davon bekommen die meisten Zuschauer nichts mit. Am Ende profitieren alle. Der Fernsehsender Vox, der sich über grandiose Quoten freut. Die Künstler, deren Alben in den Wochen um die Ausstrahlung die Charts bevölkern. Und auch die Fans haben was davon: Sie können die Beziehung zu ihrem Liebling intensivieren – und das nicht nur dienstagabends.

Die neue Staffel von „Sing meinen Song“ startet am 20. April 2021 um 20.15 Uhr auf Vox. Die Folgen sind auch auf TV Now abrufbar.

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