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Die ersten Symptome waren offenbar wenige Stunden vor dem Anpfiff aufgetreten. Julian Nagelsmann plagten Fieber, Schüttelfrost und Unwohlsein. Kurz darauf war klar, der FC Bayern muss in Lissabon ohne Cheftrainer antreten. Nagelsmann habe einen grippalen Infekt und fühle sich nicht fit genug, versuchte Hasan Salihamidzic, Münchens Sportvorstand, vor dem Duell mit Benfica in der Champions League zu beruhigen.
Am Tag nach dem rauschenden 4:0 (0:0) gegen den portugisieschen Rekordmeister wurde aus der fiebrigen Verschnupftheit ein ernsteres Problem für die Bayern. Nagelsmann hat sich mit dem Coronavirus infiziert.
In einer kurzen Pressemitteilung bestätigte der Klub das positive Testergebnis des „vollständig“ geimpften Trainers. Der 34-Jährige meldete sich am Donnerstag auf Twitter: Ihm gehe es den „Umständen entsprechend gut“. Es ist dennoch ein Impf-Durchbruch mit Folgen.
Statt gemeinsam mit der Mannschaft zurück nach Deutschland zu reisen, muss Nagelsmann, isoliert in einem Ambulanzflieger, heimfliegen. In München angekommen, wird er sich in häusliche Isolation begeben und den Bayern vorerst fehlen. Das Münchner Gesundheitsamt konnte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur aus Datenschutzgründen „keine detaillierte Auskunft“ zu einer Quarantäne des Bayern-Trainers geben. Im Verein herrscht Grund zur Sorge: Nagelsmann war logischerweise zusammen mit den Profis nach Portugal gereist. Erst nach Auswertung der eilig durchgeführten Tests können weitere Corona-Fälle in Reihen der Münchener ausgeschlossen werden.
Dino Toppmöller übernimmt
Fest steht, dass Dino Topmöller erst einmal weiter an der Seitenlinie des Rekordmeisters stehen wird. Der 40 Jahre alte Co-Trainer hatte die Mannschaft nach Nagelsmanns kurzfristigem Ausfall durch die 90 Minuten gegen Lissabon geführt. Unterstützt wurde er dabei von den anderen Assistenten Benjamin Glück und Xaver Zembrod, mit denen Nagelsmann schon bei RB Leipzig zusammengearbeitet hatte.
„Es war jetzt nicht so, dass ich da den großen Zampano gemacht habe. Ich bin froh, dass wir das Spiel gewonnen haben und dass wir im Trainerteam Julian gut vertreten haben“, betonte Toppmöller. Er wolle sich nicht wichtiger nehmen als er sei. Doch wer ist der Mann, der sich den Vornamen mit der italienischen Torwartlegende Dino Zoff teilt?
Sein Vater ist Klaus Toppmöller, der Bayer Leverkusen 2002 zur Vize-Meisterschaft und ins Finale der Champions League führte. Toppmöller Junior spielte in seiner Karriere für zwölf verschiedene Vereine, darunter auch Manchester City, wo er ein halbes Jahr verbrachte. In 128 Zweitligaspielen erzielte der großgewachsene Stürmer 20 Tore.
Heldenstatus in Luxemburg
Nach seinem Karriereende wechselte Toppmöller auf die Trainerbank, arbeitete sich vom Sechstligisten SV Mehring stetig nach oben. Vor allem in seiner Zeit in Luxemburg. Beim FC Düdelingen genießt der Uefa-Fußballlehrer noch heute Heldenstatus. Als erster luxemburgischer Klub der Geschichte nahm Düdelingen 2018 unter dem Trainer Topmöller an der Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbes teil. In der Europa League holte das Team aus sechs Gruppenspielen einen Zähler. Im Sommer des vergangenen Jahres landete Toppmöller schließlich als Co-Trainer von Nagelsmann in Leipzig.
Beim FC Bayern gehörten bisher die Analyse und das Training der Standards zu Toppmöllers Hauptaufgaben. Nagelsmanns Assistent verhalf den Spielern dabei zu einer effizienten Einteilung bei eigenen und gegnerischer Eckbällen und Freistößen. Dazu spricht Toppmöller fließend Französisch und übersetzte die Anweisungen seines Chefs für Profis wie Kingsley Coman.
Nun steht Toppmöller im Rampenlicht der großen Fußballbühne, auch wenn der Austausch mit Nagelsmann bereits beim Spiel in Lissabon eng war. „Es war Julians Idee, wie wir die Wechsel gestalten sollen. Es war eine mutige Entscheidung, Serge Gnabry zu bringen – aber am Ende eine goldrichtige“, betonte Toppmöller, der zumindest von der Pause an mit seinem Chef via Funk in Kontakt stand.
Bayerns Sorge vor weiteren Infektionen
Doch vor den Bayern liegt nun ein straffes Programm. Nach dem Bundesligaspiel am Samstag gegen Hoffenheim folgen am kommenden Mittwoch das Pokalspiel bei Borussia Mönchengladbach sowie die Auswärtspartie bei Union Berlin (30. Oktober) und das Rückspiel in der Königsklasse gegen Lissabon (2. November).
Fraglich ist, welche Spieler dem Vertretungstrainer Toppmöller zur Verfügung stehen werden. Schließlich hatte Nagelsmann in Lissabon noch die Teambesprechung geleitet; weitere positive Tests sind also nicht ausgeschlossen.
„Grundsätzlich gilt: Für positiv getestete Personen dauert die Isolation 14 Tage mit einer Freitestung mittels Antigen-Schnelltest oder PCR-Test frühestens an Tag 14“, erklärte das Münchener Gesundheitsreferat am Donnerstag. Asymptomatische Personen könnten sich ab Tag fünf mit einem negativen PCR-Test freitesten. Vorausgesetzt, sie sind vollständig geimpft.
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