Erfurt – Wochenlang beharrte er trotz scharfer Kritik auf Präsenzunterricht. Jetzt vollzieht Bildungsminister Helmut Holter (68, Linke) einen überraschenden Kurswechsel und macht Thüringens 1000 Schulen bis Mitte Januar dicht. Außerdem kennt er kein Erbarmen mehr mit Masken- und Testverweigerern, spricht von einem stringenteren Betretungsverbot.

Heißt: Verweigerer dürfen bis auf Weiteres nicht mehr in die Schule gehen, sollen stattdessen selbstständig lernen, so Holter. Die Eltern der Schüler haben auch kein Anrecht auf eine Notbetreuung. Das gab der Politiker auf einer Pressekonferenz am Freitagmittag bekannt. Die Mitteilung an die Schulen soll im Laufe des Mittwochnachmittags erfolgen. Ausgerechnet am letzten Schultag des Jahres.

Der Plan: Am 3. und 4. Januar sollen alle Thüringer Kinder zu Hause bleiben, damit die Schulen sich auf die neuen Regeln einstellen können, so Holter. Die Weihnachtsferien wurden damit de facto um zwei Tage verlängert. Weiterhin soll zweimal pro Woche getestet werden. „Wir haben drei Millionen Tests vorrätig. Das reicht bis Ende Januar. Neue sind bereits bestellt“, so Holter.

Notbetreuung werde nur für Kinder mit Eltern in Berufen der kritischen Infrastruktur (u.a. Erzieher, Pfleger, Polizei) und bis zur 6. Klasse sowie in Förderschulen angeboten.

Vom 5. bis zum 14. Januar gilt Distanzunterricht. Ab 17. Januar ist Wechselunterricht angesagt. „Die Schulen können selbst frei entscheiden, ob dieser tage- oder wochenweise geregelt wird.“

Wie kommt es zu der drastischen Kehrtwende? „Wir fahren auf Sicht. Wer das macht, muss in der Lage sein, sich neu zu orientieren“, erklärt Holter.

Hintergrund dürfte aber auch die Angst vor der gerade beginnenden Omikron-Welle sein.

Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) teilt mit, dass es bereits drei bestätigte Fälle in Thüringen gebe. Drei weitere Verdachtsfälle(zwei in Jena, einer im Ilmkreis) werden derzeit geprüft, heißt es.

Werner: „Die Omikron-Variante ist 50 Prozent ansteckender. Es gibt zwar auch 30 Prozent mildere Verläufe, aber dieser Effekt wird aufgebraucht durch höhere Infektions-Zahlen.“

Spätestens vom 28. Dezember an soll deshalb generell eine Obergrenze von zehn Personen für Privattreffen gelten. Werner kündigte an, dies ab diesem Datum auch in Thüringen umsetzen zu wollen. Bereits am Donnerstag soll eine angepasste Verordnung dazu verkündet werden. Kinder bis zwölf würden dann nicht mitgerechnet.

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