Die Gästeliste war eine erlesene Mischung aus Hollywood und Silicon Valley. Disney-Chef Bob Iger, Snapchat-Boss Evan Spiegel, Superagent Ari Emanuel, Tech-Investor und Ex-NBA-Star Kobe Bryant: Wie immer hatte Starproduzent Brian Grazer darauf geachtet, dass seine Dinnergesellschaft gut ausgewogen war.

So beschrieb es später jedenfalls die „New York Post“. Auch Amazon-Chef Jeff Bezos war an jenem Aprilabend 2018 dabei, als Grazer die VIP-Runde in seiner 1100-Quadratmeter-Villa in Santa Monica begrüßte. Anlass war ein seltener Ehrengast – der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman.

Prinz Mohammed, genannt MbS, war auf einer dreiwöchigen PR-Tour durch die USA, um für das „neue“, progressive Saudi-Arabien zu werben. Er traf US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus, außerdem Wall-Street-Macher, Michael Bloomberg, Bill Clinton, Oprah Winfrey und andere.

Geld und Geschäfte

Prinz Mohammed und Bezos kannten sich bereits. Was sie in Santa Monica besprachen, ist unklar. Bezos, der reichste Mann der Welt, besitzt die „Washington Post“, dessen damaliger Kolumnist Jamal Khashoggi, ein Kritiker des saudischen Königshauses, Riad ein Dorn im Auge war.

Fest steht offenbar nur, dass der Kronprinz und Bezos Telefonnummern austauschten, die auch mit ihren WhatsApp-Accounts verlinkt waren.

Damit begann ein Krimi, dessen wahres Ausmaß sich erst jetzt langsam offenbart. Am Mittwoch bestätigte ein offizieller Uno-Bericht den Verdacht, dass Prinz Mohammed das Smartphone von Bezos via WhatsApp habe hacken lassen, „um die Berichterstattung der ‚Washington Post‘ über Saudi-Arabien zu beeinflussen, wenn nicht kaltzustellen“.

Sieben Monate nach dem Dinner wurde Khashoggi ermordet, mutmaßlich auf Geheiß Prinz Mohammeds. Drei Monate später, im Januar 2019, enthüllte das US-Klatschblatt „National Enquirer“, dessen Verleger David Pecker sowohl mit Trump als auch mit Prinz Mohammed gut bekannt ist, eine außereheliche Affäre Bezos‘, indem es intime Chats von seinem Handy veröffentlichte.

Ob und wie das alles zusammenhängt, lässt sich bisher nicht sagen. Doch aus Berichten der Uno, des „Guardian“, der „Washington Post“, der Websites „Daily Beast“ und „Vice“, der Firma FTI Consulting, die den Hack untersuchte, und anderen Quellen lässt sich eine erste Chronologie rekonstruieren.

Chronologie eines Krimis

  • 19. März 2018: Prinz Mohammed trifft in den USA ein. 

  • 20. März 2018: Trump begrüßt Prinz Mohammed im Oval Office und sagt, sie seien „gute Freunde“. 

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