Dass Donald Trump Jubelstürme zwischen Kentucky und Kansas ausgelöst hat mit seiner Twitter-Nachricht, ist bislang nicht überliefert. Und doch: Die diplomatische Annäherung zwischen Israel und dem Königreich Bahrain, die der US-Präsident am Freitag verkündete, ist mehr als bemerkenswert.

Israel hat bislang nur mit seinen Anrainerstaaten Ägypten und Jordanien Friedensabkommen abgeschlossen. Das ist Jahrzehnte her. Vor wenigen Wochen aber haben erst die mächtigen Vereinigten Arabischen Emirate verkündet, dass sie die Beziehungen zu dem jüdischen Staat normalisieren werden. Und nun eben Bahrain, ein kleines Land zwar, aber geostrategisch ein wichtiges.

Bahrain, fast so groß wie Hamburg, ist ein staatgewordener Archipel, der aus mehreren Dutzend Inseln besteht, natürlichen und künstlich aufgeschütteten. Rund 1,5 Millionen Menschen leben in dem Zwergstaat, der mit seinem Öl reich geworden, mittlerweile ein Bankenzentrum für die arabische Welt und zudem Stützpunkt der 5. US-Flotte ist.

Ungefähr zwei Drittel der rund 800.000 Staatsbürger sind Schiiten, ein Drittel Sunniten. In Bahrain wird der Konflikt zwischen den beiden großen islamischen Konfessionen wie unter einem Brennglas immer wieder sichtbar. Es ist ein blutiger Streit, der vor weit mehr als einem Jahrtausend in der Wüste der Arabischen Halbinsel entbrannte.

Hamad bin Issa Al Khalifa regiert das Königreich Bahrain seit 1999. Der Mann mit den fleischigen Wangen und dem dichten Schnurrbart gefällt sich in der Rolle des Reformers. Unter seiner Herrschaft wurde ein Scheinparlament geschaffen. Die Entscheidungen in Bahrain gehen aber nicht vom Volk aus – sondern nur von ihm und seinen Gönnern. Die sitzen in Saudi-Arabien.

Bahrain: Sunnitischer Herrscher, schiitische Bevölkerung

Die saudische Monarchie hat dem König vermutlich seinen Thron gerettet, damals, während des Arabischen Frühlings vor fast zehn Jahren, als seine schiitischen Untertanen auf die Straßen der Hauptstadt Manama gingen.

Bahrain war der einzige Golfstaat, der durch die Proteste im Jahr 2011 für kurze Zeit in Bedrängnis geriet. Saudi-Arabien entsandte Soldaten und beendete den Aufstand brutal.

Die sunnitische Hegemonialmacht stellte den Volksaufstand in Bahrain als Verschwörung dar, hinter der ihr großer Gegenspieler in der Region stecke – die Islamische Republik Iran. Die schiitischen Ajatollahs, so der Vorwurf, wollten den Arabischen Frühling nutzen, um in dem kleinen Königreich Bahrain einen schiitischen Gottesstaat nach ihrem Vorbild zu errichten.

Diese Angst hat historische Gründe: Immer wieder erinnern iranische Hardliner daran, dass Bahrain einst, im 18. Jahrhundert, eine persische Provinz gewesen war und es das Ziel des Regimes in Teherans sein müsse, diesen Zustand wiederherzustellen.

Eskaliert der Schattenkrieg zwischen Iran und Israel?

Donald Trump hat in seiner bisherigen Amtszeit nicht erkennen lassen, dass ihn der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten besonders interessiert. Der US-Präsident verfolgt gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Jared Kushner im Kern zwei Interessen im Nahen Osten. Er will:

  • Israel stärken,

  • und Iran schwächen.

In Teheran dürfte man die jüngste Annäherung zwischen Bahrain und Israel mit Sorge zur Kenntnis nehmen, sagt Raz Zimmt, Iranexperte am Institut für Nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv dem SPIEGEL.

Der Grund: Bahrain ist nun, nach Jahren der Annäherung, endgültig und offiziell ein Frontstaat im brutal geführten Schattenkrieg, steht an der Seite von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Israel, die sich strategisch gegen Iran verbündet haben.

Vor diesem Hintergrund seien auch „Terrorangriffe gegen Bahrain oder die Vereinigten Arabischen Emirate nicht ausgeschlossen“, sagt Zimmt, „entweder von Iran selbst ausgeführt oder mithilfe seiner Stellvertretermilizen, etwa der Huthi-Rebellen im Jemen.“

Palästinenser beordern Gesandten aus Bahrain zurück

Die Palästinenser spielen in diesem regionalen Ringen um die Neuordnung des Nahen Ostens mittlerweile fast gar keine Rolle mehr. Die Regierung in Ramallah hat ihren Gesandten aus Bahrain zu Konsultationen zurückbeordert, aber Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas steht momentan merklich im Abseits.

Neben Iran verurteilte bislang nur die Türkei die Annäherung zwischen Israel und Bahrain. Ägypten hingegen – wie Bahrain von den Öldollars der Mächtigen in Riad und Abu Dhabi abhängig – begrüßte den Schritt nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP.

Auch in der kommenden Woche dürfte Abbas kaum durchdringen mit seinen Wünschen bei Donald Trump. Der hat am Dienstag den nächsten Nahost-Termin: Er wird Israels Premier Benjamin Netanyahu und Emissäre aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in Washington empfangen. Sie werden den Friedenspakt unterschreiben.

Icon: Der Spiegel

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