Nach massiver Kritik hat US-Präsident Donald Trump seine erste Wahlkampfveranstaltung seit mehr als drei Monaten verschoben. Die Kundgebung in Tulsa (Oklahoma) werde nun am kommenden Samstag statt wie geplant am Tag davor stattfinden, teilte Trump auf Twitter mit.
Zeitpunkt und Ort für Trumps Kundgebung waren vor dem Hintergrund der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd in die Kritik geraten.
Am Freitag (19. Juni) wird in den USA «Juneteenth» begangen. An dem Tag wird des Endes der Sklaverei gedacht – am 19. Juni 1865 war die Emanzipationsproklamation zur Befreiung der Sklaven in Texas bekannt gemacht worden. Tulsa war zudem am 1. Juni 1921 Schauplatz eines Massakers durch einen weißen Mob an der schwarzen Bevölkerung. Historiker werten dies als schlimmsten Zusammenstoß zwischen Weißen und Schwarzen in den USA nach dem Ende des Bürgerkriegs. Hunderte Menschen wurden getötet. Im Viertel Greenwood wurden Kirchen, Schulen, Läden, ein Krankenhaus und zahlreiche Wohnhäuser abgebrannt.
Der Tod von George Floyd hat in den USA Proteste und eine Debatte über Rassismus und Polizeigewalt entfacht. Trump hat Floyds Tod mehrfach verurteilt und das Recht auf friedliche Demonstrationen betont. Ihm wird jedoch vorgeworfen, sich nicht klar gegen Rassismus zu positionieren und nicht genug Verständnis für den Zorn über Diskriminierung und Ungerechtigkeit im Land zu zeigen. Seine Entscheidung, am 19. Juni ausgerechnet in Tulsa aufzutreten, bestätigte seine Gegner.
Die demokratische Senatorin Kamala Harris hatte Trump angesichts der ursprünglichen Wahl des Datums und des Ortes für die Kundgebung vorgeworfen, Rechtsradikale zu ermutigen. «Er schmeißt ihnen eine Willkommensparty», hatte sie erklärt. Die demokratische Abgeordnete Val Demings hatte erklärt: «Tulsa war der Schauplatz der schlimmsten rassistischen Gewalt in der amerikanischen Geschichte. Die Rede des Präsidenten dort an Juneteenth ist eine Botschaft an jeden schwarzen Amerikaner: mehr davon.»
Trump teilte in der Nacht zum Samstag mit, viele seiner «afroamerikanischen Freunde und Unterstützer» hätten vorgeschlagen, das Datum aus Respekt für «Juneteenth» zu ändern. Mit der Verschiebung komme er dem nach.
Nach Angaben von Trump haben sich bereits mehr als 200 000 Unterstützer um Tickets für die Veranstaltung in Tulsa beworben. Wahlkampfmanager Brad Parscale schrieb auf Twitter sogar von 300 000 Unterstützern. Die Veranstaltung werde «episch», fügte er hinzu.
Trump hatte in einem am Freitag ausgestrahlten Interview zurückgewiesen, dass er das Datum der Kundgebung bewusst gewählt habe. Der Präsident – der sich bei der Wahl im November um eine zweite Amtszeit bewirbt – sagte dem Sender Fox News: «Meine Kundgebung ist eine Feier.»
Floyd war am 25. Mai bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis (Minnesota) getötet worden. Ein weißer Beamter hatte dem 46-Jährigen sein Knie fast neun Minuten in den Nacken gedrückt – trotz Bitten Floyds, ihn atmen zu lassen. Die Ermittler klagten den Polizisten daraufhin unter anderem wegen Mordes zweiten Grades an. Auch drei weitere an dem Einsatz beteiligte Polizisten wurden angeklagt.
Kritik an Trumps Rückkehr auf die Wahlkampfbühne gab es auch angesichts der Corona-Pandemie, die in den USA längst nicht ausgestanden ist. Die Gesundheitsbehörde CDC hatte erst am Freitag dazu aufgerufen, die Situation weiter ernst zu nehmen. Die Pandemie sei noch nicht vorbei, sagte der bei der CDC für Infektionskrankheiten zuständige Jay Butler. Er warnte, dass neue strikte Ausgangsbeschränkungen wieder nötig werden könnten. Das müsse auf lokaler Ebene je nach Infektionsgeschehen entschieden werden.
In einigen US-Bundesstaaten gibt es neue Ausbrüche mit teilweise stark ansteigender Anzahl von Infektionen. Die Behörden in North Carolina vermeldeten am Freitag den stärksten Anstieg an nachgewiesenen Neuinfektionen innerhalb eines Tages seit Beginn der Pandemie.
Trump bemüht sich um eine rasche Rückkehr zur Normalität. Zuletzt hatte er eine Wahlkampfveranstaltung am 2. März in Charlotte in North Carolina abgehalten. Danach hatte die Corona-Krise Kundgebungen unmöglich gemacht. Trumps Wahlkampfteam hat sich für den Fall von Ansteckungen bei dem Großevent abgesichert und weist darauf hin, dass bei Erkrankungen infolge des Besuchs von Kundgebungen keine Haftung übernommen wird.
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