Marktbericht

Stand: 22.12.2021 22:34 Uhr

Kurz vor Weihnachten hat sich die Stimmung der US-Verbraucher unerwartet deutlich aufgehellt. Das freut die Anleger an der Wall Street. Sie setzen ihre Aktien-Shoppingtour fort.

Lange Zeit herrschte heute vorweihnachtliche Ruhe an den Börsen. Doch nach einem schleppenden Start kam die Wall Street dann doch noch auf Touren. Der Dow Jones baute seine Kursgewinne aus und schloss 0,7 Prozent fester. Es war der zweite Plus-Tag in Folge. Der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq legten noch stärker zu.

Stimmung der US-Verbraucher steigt trotz Omikron

Positive Konjunkturdaten beflügelten die US-Börsen. Die Stimmung der US-Konsumenten hellte sich im Dezember trotz der anhaltenden Corona-Sorgen deutlich auf. Das Barometer für die Verbraucherlaune stieg von 111,9 Zählern im November auf 115,8 Punkte, wie das Institut Conference Board zu seiner Umfrage mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit einem leichten Anstieg gerechnet.

Zudem legte die US-Wirtschaft im Sommer stärker zu als gedacht und dürfte 2021 so schnell wachsen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg laut Handelsministerium im dritten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 2,3 Prozent. In einer früheren Schätzung war von 2,1 Prozent die Rede.

DAX kommt spät auf Touren

Im Sog der freundlichen Wall Street kletterte auch der DAX weiter nach oben. Er schloss doch noch fast ein Prozent höher. Damit hat er die Verluste seit Wochenbeginn wieder mehr als wettgemacht. Gleichwohl sprachen Börsianer von vorweihnachtlicher Ruhe bei stark sinkenden Börsenumsätzen. Am Montag war der DAX wegen der starken Ausbreitung der Omikron-Variante auf den tiefsten Stand seit Ende November abgesackt.

Hoffen auf die Weihnachts-Rally

Die Chancen für eine Weihnachts-Rally sind gestiegen. Die Weihnachtsrally, auch Santa-Claus-Rally genannt, findet in der Regel an den letzten fünf Handelstagen des Jahres und den ersten beiden Handelstagen des neuen Jahres statt. Viele Marktbeobachter zweifelten zuletzt, dass es auch in diesem Jahr zu diesem kalendarischen Effekt kommt. Die Corona-Variante Omikron bremste den Optimismus der Anleger.

Anleger hin- und hergerissen

Kurz vor dem langen Weihnachtswochenende und angesichts der anhaltenden Corona-Sorgen scheuten die Anleger zunächst eine klare Positionierung. „Während die einen eine potenzielle Santa-Claus-Rally über und nach den Feiertagen nicht verpassen wollen und deshalb im Markt bleiben, nehmen die anderen aus Angst vor negativen Nachrichten und einem über das lange Wochenende wieder anziehenden Infektionsgeschehen lieber etwas Geld vom Tisch“, meinte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets.

Gute weltwirtschaftliche Voraussetzungen

Es seien aber auch keine größeren Kursrücksetzer zu erwarten, sagte Anlagestratege Kerry Craig von der Vermögensverwaltung der US-Bank JP Morgan. „Investoren schauen auf die Grundvoraussetzungen der Weltwirtschaft, die eine Menge Positives bieten.“ So seien der Konsum und die Unternehmensgewinne weiter recht hoch. Außerdem setzen Anleger darauf, dass die neuen Beschränkungen zur Bekämpfung der Omikron-Variante nur von kurzer Dauer sein werden.

Wie stark wird die Inflation zurückgehen?

Weiterhin haben es die Finanzmärkte auch mit einer höheren Inflation zu tun. Die Verbraucher im Euroraum müssen nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) länger mit höheren Teuerungsraten leben als erwartet. „Wir wissen, dass die Inflation eine gewisse Zeit lang hoch sein wird, aber auch, dass sie im Laufe des nächsten Jahres zurückgehen wird. Weniger sicher sind wir uns darüber, wie schnell und wie stark der Rückgang sein wird“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel der französischen Tageszeitung „Le Monde“. Im kommenden Jahr rechnen Europas Währungshüter im Jahresschnitt mit einer Preissteigerung von 3,2 Prozent im Euroraum.

Strom- und Gaspreise fallen

Die Lage am Energiemarkt hat sich derweil etwas entspannt. Vorhersagen zufolge wird sich die Strommenge aus Windkraftanlagen am Donnerstag mehr als verdreifachen. Dies drückte den Terminkontrakt zur Lieferung von einer Megawattstunde Strom am darauffolgenden Tag zeitweise mehr als 33 Prozent auf 284 Euro, nachdem er am Dienstag ein Rekordhoch von 428 Euro erreicht hatte.

Auch die Rekordjagd bei Erdgas ist vorerst gestoppt. Gewinnmitnahmen brockten dem richtungweisenden Future ein Kursminus von 3,4 Prozent auf 174,80 Euro je Megawattstunde ein. Gestern war er auf bis zu 184,95 Euro gestiegen. Allerdings floss den zweiten Tag in Folge kein russisches Gas durch die Jamal-Pipeline nach Deutschland. Wegen der überdurchschnittlichen Preise hierzulande würden wohl verstärkt Tanker mit Flüssiggas nach Europa umgeleitet, vermuten die Analysten der Rabobank.

Euro und Öl etwas teurer

Der Euro hat sich heute gegenüber dem Dollar erholt und notierte am Abend bei 1,1325 Dollar. Die Ölpreise legten ebenfalls zu. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 74,74 US-Dollar. Gestern hatte das American Petroleum Institute (API) einen spürbaren Rückgang der landesweiten Rohölvorräte gemeldet.

Airbus vorn, Versorger hinten

Im DAX gehörten die Aktien des Flugzeugbauers Airbus mit einem Plus von vier Prozent zu den größten Kursgewinnern. Auch Aktien des Triebwerksherstellers MTU und von Siemens Healthineers liefen besser als der Gesamtmarkt. Dagegen landeten die Aktien der Versorger RWE und Eon auf der Verliererliste.

Lob für Beiersdorf

Positive Resonanz durch Analysten erhielt der Beiersdorf-Konzern nach seiner Ankündigung, die Kosmetikmarke Chantecaille Beaute übernehmen zu wollen. Dadurch diversifiziere der Konzern seine Aktivitäten im Bereich Prestige-Kosmetik und stärke die Marktstellung in Asien (China/Korea) und Nordamerika, schrieb die DZ Bank. Die Übernahme passe gut in die Unternehmensstrategie. Das New Yorker Unternehmen solle als komplementäre Selektivmarke im Beiersdorf-Konzern neben La Prairie separat weitergeführt werden.

Delivery Hero liefert nicht mehr in Deutschland

Um über sieben Prozent ging es heute mit der Aktie von Delivery Hero aufwärts. Der Essenslieferant stellt seinen Lieferdienst im Heimatmarkt Deutschland schon nach kurzer Zeit wieder ein. Foodpanda Deutschland werde die Tätigkeit in sechs deutschen Städten beenden und dann in Berlin nur noch eine Entwicklungsabteilung haben, hieß es dazu. Erst im Mai hatten die Berliner angekündigt, wieder einen Lieferdienst in deutschen Städten anbieten zu wollen. Das Foodpanda-Geschäft in Japan soll zudem im ersten Quartal 2022 verkauft werden.

Weniger Gewinn bei Hornbach

Der Baumarktkonzern Hornbach hat im vergangenen Quartal zwar seine Erlöse gesteigert, unter dem Strich aber einen Gewinnrückgang verbucht. Der Umsatz legte um gut zwei Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zu. Der Überschuss sank um acht Prozent auf 31,6 Millionen Euro. Das Management hält aber an seiner angehobenen Prognose fest. Demnach soll der Nettoumsatz im laufenden Geschäftsjahr bis Ende Februar um zwei bis sieben Prozent steigen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll 330 bis 380 Millionen Euro erreichen.

Umsatzfantasien bei MorphoSys

Die Aktien des Biotech-Unternehmens MorphoSys im SDAX legten über zwei Prozent zu. Damit reagierten sie auf Aussagen von Finanzchef Sung Lee. „2025 können wir zwei Medikamente in der hämatologischen Onkologie auf dem Markt haben“, sagte der Manager der „Börsen-Zeitung“. Ein Jahr später wolle das Unternehmen profitabel sein und einen positiven Cashflow erzielen. „Bis 2026 ist es noch ein weiter Weg, aber der optimistische Ton könnte sich positiv auf die Stimmung auswirken“, hieß es dazu von Händlerseite.

Dommermuth übernimmt Mehrheit an seiner Firma United Internet

Der deutsche Telekom-Milliardär Ralph Dommermuth übernimmt den von ihm gegründeten und geführten Internet- und Mobilfunkanbieter United Internet. Eine von Dommermuth kontrollierte Beteiligungsgesellschaft habe Kaufverträge über den Erwerb von 15,2 Millionen Aktien abgeschlossen, hieß es am Abend. Damit kontrolliert Dommermuth nun etwa 50,1 Prozent der MDax-Firma. Der Firmenchef musste offenbar rund 530 Millionen Euro für die Aufstockung der Anteile hinbllättern. Unklar ist bisher, wer Dommermuth jetzt die Aktienpakete verkauft hat.

Home24 will Butlers kaufen

Einen überraschenden Deal verkündete am Abend auch der Online-Möbelhändler Home24. Er übernimmt das Handelsunternehmen Butlers. 65 Prozent des Kaufpreises für die Anteile seien fest vereinbart. Sie belaufen sich auf 48,6 Millionen Euro. Die übrigen 35 Prozent des Kaufpreises würden abhängig von der Erreichung eines Ziel-Ebitda-Werts innerhalb eines zwölfmonatigen Referenzzeitraums ermittelt abzüglich 35 Prozent der Nettofinanzverbindlichkeiten zum Stichtag. Butlers ist ein deutsches Handelsunternehmen, das Tischideen, Wohnaccessoires, Dekorationsartikel und Geschenke verkauft.

Maersk stemmt weitere Übernahme

Die weltgrößte Containerreederei übernimmt für 3,6 Milliarden Dollar die Hongkonger LF Logistics und setzt damit eine Serie von Zukäufen in der Container-Branche fort. Maersk kauft LF Logistics vom Mehrheitsaktionär Li & Fung Ltd und von der in Singapur ansässigen staatlichen Holding-Gesellschaft Temasek. Der Deal solle 2022 unter Dach und Fach sein. LF Logistics ist in der Überlandlogistik tätig und hat rund 10.000 Beschäftigte in 14 asiatischen Ländern.

AstraZeneca forscht an Omikron-Impfstoff

Der Pharmakonzern AstraZeneca und die Oxford-Universität haben offenbar die Arbeit an einem Impfstoff gegen die Omikron-Variante begonnen. Es seien vorsichtshalber die ersten Schritte dazu unternommen werden, sagt Sandy Douglas, Forschungsgruppenleiter in Oxford, der „Financial Times“. Die Mainzer Firma BioNTech und ihr US-Partner Pfizer arbeiten bereits seit längerem an einem Impfstoff, der an die Omikron-Variante angepasst ist.

Grünes Licht für die Corona-Pille von Pfizer in den USA

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat heute eine Notfallzulassung für das Corona-Medikament Paxlovid des US-Pharmariesen Pfizer erteilt. Die Behörde sprach von einem „großen Schritt im Kampf gegen diese weltweite Pandemie“. Die Pille Paxlovid wird bei Risikopatienten mit leichten bis mittelschweren Krankheitssymptomen eingesetzt und senkt laut Pfizer die Gefahr einer Krankenhauseinweisung oder eines Todes um knapp 90 Prozent. Die Pfizer-Aktien gewannen gut ein Prozent.

Tesla-Kurs wieder über 1.000 Dollar

Besonders begehrt waren heute die Aktien von Tesla. Sie sprangen um 7,5 Prozent nach oben und überwanden die Marke von 1.000 Dollar. Firmenchef Elon Musk warf zwar weitere Anteilsscheine im Volumen von 528 Millionen Dollar auf den Markt, signalisierte aber gleichzeitig, sich vorerst nicht von weiteren Paketen trennen zu wollen. Um Steuern zu zahlen, hat Musk mittlerweile rund 13,5 Millionen Tesla-Aktien zu Geld gemacht. Anfang November hatte Musk auf Twitter darüber abstimmen lassen, ob er sich von einem Zehntel seiner Tesla-Beteiligung trennen solle. Die Twitter-Nutzer antworteten mehrheitlich mit „Ja“.

McDonald’s rationiert Pommes in Japan

Die Fast-Food-Kette McDonald’s verkauft in Japan wegen Lieferproblemen eine Woche lang nur kleine Portionen Pommes Frites. Von 24. bis 30. Dezember würden die Portionsgrößen begrenzt, um weitere Engpässe zu vermeiden, teilte das Unternehmen mit. Der Import von Kartoffeln habe sich verzögert – wegen Überschwemmungen im Hafen von Vancouver in Kanada und wegen der allgemeinen Logistikprobleme durch die Corona-Krise. Zum Ausgleich bemühe man sich um Import per Flugzeug, hieß es.

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