Fast acht Monate nach dem Aus bei Hannover 96 hat André Breitenreiter (45) BILD sein erstes Interview gegeben. Heute Teil 2.

BILD: Herr Breitenreiter, wann kommen Sie mal wieder zu einem 96-Spiel?

André Breitenreiter: „Ich bin ein hannoverscher Junge und werde mit Sicherheit auch mal wieder ins Stadion gehen. Ich verbinde mit 96 durchweg positive Erlebnisse. Ich bin hier groß geworden und denke, wir hatten während meiner Amtszeit sehr erfolgreiche Phasen. Mit dem Aufstieg, der eigentlich schon weg war, mit dem Derby-Sieg. Das sind unvergessene Momente. Und natürlich der souveräne Klassenerhalt trotz Stimmungs-Boykott und gefühlten 34 Auswärtsspielen.“

BILD: Im zweiten Jahr lief es dann nicht mehr.

Breitenreiter: „Keine Frage, das haben wir uns auch anders vorgestellt. Sicher haben nicht alle sportlichen Entscheidungen zum Erfolg geführt. Aber wir haben viele Spieler ans Limit geführt und einige Nachwuchsspieler entsprechend der Philosophie zu Profi-Einsätzen verholfen. Extrem geschwächt haben uns die langen Ausfälle von Leistungsträgern wie Prib, Füllkrug und Bebou. Diese Qualität hat uns lange gefehlt und konnte nicht kompensiert werden.“

BILD: Der Kader hatte ein Qualitäts-Defizit. Trotzdem haben Sie während der Vorbereitung Ihren Vertrag verlängert. Ein Fehler?

Breitenreiter: „Überhaupt nicht. Zum Zeitpunkt der Unterschrift waren die Planungen nicht abgeschlossen und weitere Neuzugänge abgemacht, um Top-Spieler wie Sané, Harnik und Klaus mindestens gleichwertig zu ersetzen. Auch heute würde ich aus emotionaler Verbundenheit zu 96 die gleiche Entscheidung treffen. Erst nach den verletzungsbedingten Ausfällen der Hinserie hat mich eine Vorahnung beschlichen, dass es nicht reichen könnte.“

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BILD: Das Gefühl hat gestimmt!

Breitenreiter: „Ich bin der Überzeugung, – gerade mit dem Wissen, wie die Saison nach meiner Zeit verlaufen ist – dass wir mit den empfohlenen zwei, drei weiteren Verstärkungen im Winter, die Klasse gehalten hätten.“

BILD: Hegen Sie Groll?

Breitenreiter: „Nein, absolut nicht! Ich möchte immer, dass es 96 gut geht und der Verein erfolgreich ist. Ich bin mit mir selbst im Reinen – und weit davon entfernt, nachzutreten.“

BILD: Obwohl es so unschön zu Ende ging?

Breitenreiter: „Trennungen sind selten schön. Ich habe frühzeitig und zigfach intern darauf hingewiesen, wo ich die Gefahren und Risiken sehe. Es ist einfach schade… Der Verein hat sich für eine Trainerentlassung entschieden, so ist das Geschäft. Trotzdem drücke ich 96 und Mirko Slomka die Daumen.“

BILD: Trotz der unwürdigen Umstände bei Ihrer Entlassung…

Breitenreiter: „Ich sage es mal diplomatisch: Die Art und Weise kann man hinterfragen…“

BILD: Tut das bei einem Herzens-Verein mehr weh?

Breitenreiter: „Ja, das ist doch klar. Man wünscht sich natürlich in Phasen, in denen es mal nicht so läuft, dass man auch gerade dann zueinander steht. Da habe ich die Unterstützung definitiv vermisst. Dann zeigt es sich, ob ein Verein funktioniert. Im Erfolg ist es einfach, sich zu bekennen. So ist leider das Geschäft. Aber sicher kann man das anders lösen.“

BILD: Ihrem Nachfolger Doll ging es nicht besser…

Breitenreiter: „Kein Kommentar.“

BILD: Und was wird jetzt aus 96? Was ist drin?

Breitenreiter: „Es sollte immer der Anspruch eines Absteigers sein, um den Aufstieg mitzuspielen.“

BILD: Anspruch okay, aber auch realistisch?

Breitenreiter: „Das obere Drittel ist schon möglich. Auch wenn der HSV und auch Stuttgart ein Stück weit anders aufgestellt sind.“

BILD: Hannover 96 hat gespart, rund 20 Millionen eingenommen, nur 3 Millionen ausgegeben.

Breitenreiter: „Es wurden interessante Transfers im Rahmen der Möglichkeiten getätigt. In der Regel kann man jedoch keine Erstklassigkeit erwarten, wenn man nicht investiert.“

BILD: Steigt Hannover 96 auf? Und wie viel Geld würden Sie setzen?

Breitenreiter: „Ich wette grundsätzlich nicht.“

BILD: Und die erste Frage?

Breitenreiter: „Im Fußball ist nichts unmöglich.“

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