Mit ihrer schillernden Sopranstimme verzückte Jessye Norman über Jahrzehnte Opernfreunde in aller Welt. Ihre Karriere startete die auch als Jazzsängerin erfolgreiche Musikerin in Deutschland. Nun ist sie mit 74 Jahren gestorben.

Die Opernsängerin Jessye Norman ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Dies teilte eine Sprecherin ihrer Familie mit. Demnach starb Norman am frühen Morgen in einer New Yorker Klinik an einem septischen Schock und mehrfachem Organversagen – die Folge von Komplikationen nach einer Rückenmarkverletzung, die sie sich 2015 zugezogen hatte.

Norman gehörte sie zu den wenigen schwarzen Kunstschaffenden, die in der Opernwelt international zu Ruhm und Ehre kamen. Sie trat in renommierten Häusern wie in der Mailänder Scala oder der New Yorker Metropolitan Opera auf. Mit ihrer leidenschaftlichen Sopranstimme füllte sie Titelrollen in Werken wie Georges Bizets „Carmen“ und Giuseppe Verdis „Aida“ aus.

Erst in der Kirche, dann in der Deutschen Oper

Norman wuchs in einer musikalischen Familie mit Pianisten und Sängern auf. Sie selbst sang vor allem in der Kirche. „Ich habe die Oper am Radio kennengelernt“, berichtete Norman in einerm Interview über ihre Kindheit. „Ich habe mit neun oder zehn mein erstes eigenes Radio bekommen. Und ich konnte damit in meinem Zimmer hören, was ich wollte, ohne dass mich meine Brüder gestört hätten. Samstags gab es immer eine Übertragung aus der Metropolitan Oper in New York. Und Samstag musste ich auch immer mein Zimmer aufräumen. Das hat immer genauso lange gedauert, wie die Oper.“

Ihre eigene Karriere begann in Deutschland: 1968 gewann sie beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München. Ein Jahr später debütierte sie in der Rolle der Elisabeth in Richard Wagners Tannhäuser an der Deutschen Oper in Berlin. Angeblich soll man Norman nach der zweiten Pause des Tannhäuser ein vierjähriges Engagement angeboten haben, das sie überrascht annahm.

„Eine Prachtvolle Villa des Klangs“

Bald entzückte Norman mit ihrer glänzenden Stimme auch das Publikum auf Opernbühnen in aller Welt. Dabei meisterte sie unterschiedliche Sprachen. Die „New York Times“ beschrieb ihren Sopran einst als „eine prachtvolle Villa des Klangs“.

Norman beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Welt der Oper und der klassischen Musik. Auch als Jazzsängerin etwa von Duke Ellington-Stücken machte sie sich einen Namen. In ihrer langen Karriere häufte sie 15 Grammy-Nominierungen an, vier Mal gewann sie einen der begehrten Musikpreise. 2006 bekam sie einen Grammy für ihr Lebenswerk.

Mit Informationen von Peter Mücke, ARD-Studio New York

Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 01. Oktober 2019 um 04:44 Uhr.

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